Lintorf Jogger wollte brennenden Mann retten

Lintorf · Am Mittwochabend hat sich ein Mann mit Brandbeschleuniger übergossen und angezündet. Er starb in der Klinik.

Am Mittwochabend haben sich auf einem Waldweg an der Kalkumer Straße in Lintorf dramatische Szenen abgespielt. Gegen 20 Uhr hatte ein Jogger Hilferufe einer Person gehört, die sich im Unterholz aufhielt. Es stiegen Flammen auf, der Läufer eilte dem brennenden Mann zu Hilfe. Unterdessen alarmierte ein vorbeikommender Radfahrer sofort den Rettungsdienst.

Der Läufer versuchte, die fast vollständig brennende Person zu retten. Er benutzte seine eigenen Kleidungsstücke und wollte damit die Flammen ersticken — was ihm auch gelang. Zudem wälzte der Sportler die unbekannte Person auf dem Boden hin und her. Nach RP-Informationen war der schwer verletzte Mann noch ansprechbar.

Der herbeigeeilte Rettungsdienst leitete lebensrettende Sofortmaßnahmen ein, für den Transport wurde ein Rettungshubschrauber alarmiert. Der Helikopter "Christoph Westfalen" brachte den lebensgefährlich verletzten Mann zum "Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil" in Bochum, wo er nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Donnerstag gestorben ist.

Die Polizei sprach gestern von einem Suizid (Selbstmord). Es werde keine weiteren Ermittlungen geben, hieß es. Auch die Feuerwehr erklärte in einer Mitteilung, dass sich der Mann "in selbstmörderischer Absicht" mit Brandbeschleunigern übergossen und schließlich angezündet habe.

Der Jogger, der an der Kalkumer Straße vorbeigekommen sei, habe ein "selbstloses und mutiges Verhalten" an den Tag gelegt, teilte die Wehr mit.

Marcus Eichler vom Angerland Lauftreff Lintorf betonte, dass man den Läufern Strecken und Standorte genau erklärt. Der Vorteil: Brauchen sie Hilfe oder müssen sie selbst helfen, können sie markante Orientierungspunkte nennen. Ob der beherzte Jogger einem Lauftreff angehört, blieb unklar.

Michael Wolfsdorf, Sprecher der Feuerwehr, erklärte auf RP-Anfrage, dass Einsätze mit Blick auf brennende Personen insgesamt äußerst selten seien. Im aktuellen Fall standen die Chancen, den Mann zu retten, sehr schlecht. "Übersteigen der prozentuale Anteil der Verbrennungen am Körper und das Lebensalter in der Addition die Zahl 100, so hat der Mensch kaum noch Überlebenschancen", erklärte Wolfsdorf, der berichtete, dass rund 70 bis 80 Prozent der Körperfläche durch die Flammen beschädigt worden seien. Folge: Das Blut dicke sehr schnell ein, es komme dann zu einem sogenannten Multiorganversagen, erläuterte Wolfsdorf.

lm Saarland hatte sich unlängst ein ähnlicher Fall ereignet: Spaziergänger hatten eine brennende Person in einem Wald entdeckt und sofort die Rettungskräfte alarmiert. Die Versuche, dem schwer verletzten Mann noch zu helfen, kamen zu spät: Er war bereits tot. Wie die Kripo in Saarbrücken mitteilte, handelte es sich bei dem Toten um einen 47-jährigen Insassen einer forensischen Klinik.

Bei dem verbrannten Leichnam sei der Rest eines Einfüllstutzens von einem Treibstoff-Kanister gefunden worden, hieß es. Man gehe von einem Suizid aus, es gebe keine Hinweise auf ein Fremdverschulden.

Aus dem Umfeld der Einsatzkräfte verlautete gestern, dass es sich bei dem Toten aus Lintorf möglicherweise um einen Patienten der benachbarten Fliedner-Klinik handeln könnte. Eine Sprecherin der Theodor-Fliedner-Stiftung wollte dies weder bestätigen noch dementieren.

(RP)
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