Thomas Hendele Was künftige Ratsmitglieder lernen

Ratingen · Der Kreisverband der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU bietet ein Seminar für potenzielle Ratskandidaten an. Was diese dort lernen sollen, erklärt Landrat Thomas Hendele, KPV-Vorsitzender.

 Landrat Thomas Hendele.

Landrat Thomas Hendele.

Foto: RM-

Böse Zungen würden sagen, in einem Seminar für Politiker lernt man zu schwafeln.

 Haushaltsberatungen im Ratinger Stadtrat. Wer hier sitzt, übernimmt Verantwortung und muss daher gut informiert sein.

Haushaltsberatungen im Ratinger Stadtrat. Wer hier sitzt, übernimmt Verantwortung und muss daher gut informiert sein.

Foto: achim blazy

Thomas hendele Wer ein Rats- oder Kreistagsmandat anstrebt, muss wissen, was auf ihn zukommt. Es gibt immer wieder Interessierte, die sich nicht vorstellen können, wie die Aufgaben eines Kommunalpolitikers aussehen. Zum Beispiel sollten sie wissen, dass man sich für die Sitzungen auch intensiv vorbereiten muss. Die Interessenten können dann bewerten, ob verantwortliche Ratsarbeit für sie wirklich zu leisten ist und ob die realen Anforderungen zu ihren Vorstellungen passen.

Muss man Parteimitglied sein?

Hendele Nein, das Seminar ist ein offenes Angebot, aber wir werben natürlich für die CDU.

Könnte ein SPD-Mitglied kommen?

Hendele Das wäre problematisch! Das Seminar richtet sich aber auch an Parteilose. Häufig nehmen Personen teil, die noch nichts mit der Politik zu tun hatten, sich aber vorstellen können, bei der nächsten Kommunalwahl zu kandidieren. Wir wollen Orientierung geben und Erfahrungen vermitteln. So erfährt man in dem Seminar auch, welche Einsatzbereiche und Gestaltungsmöglichkeiten es für Lokalpolitiker gibt.

Gibt es Teilnehmer, die hinterher dankend ablehnen?

Hendele Bei vielen Teilnehmern relativieren sich Befürchtungen und korrigieren sich falsche Vorstellungen. Man muss schon bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Einige stellen auch fest, dass ihnen der Aufwand zu groß wäre. Das ist dann aber auch in Ordnung. Stellen Sie sich vor, diese Personen sitzen frustriert im Rat oder Kreistag – dann wäre ja keinem geholfen.

Haben Sie schon Talente entdeckt bei diesen Seminaren?

Hendele Viele Seminarteilnehmer sind heute zum Beispiel Ausschuss- oder sogar Fraktionsvorsitzende. Ja, es haben sich hoffnungsvolle Talente entwickelt, die aber heute kein Nachwuchs mehr sind, sondern gestandene Politiker.

Was braucht man, um Ratsmitglied zu sein?

hendele Viel Idealismus. Wichtig ist auch die Bereitschaft, sich mit neuer und fremder Materie intellektuell auseinanderzusetzen, zum Beispiel mit Steuern, Planungsfragen, Sozial- oder Schulrecht. Ganz wichtig ist eine kommunikative Ader. Ich muss meine Entscheidungen dem Bürger erklären können. Lokalpolitiker müssen ohne Scheu diskutieren und sich gut artikulieren.

Die eigene Meinung ist aber nicht immer entscheidend in einer Fraktion. Wie kompromissfähig muss ein Ratsmitglied sein?

Hendele Ich muss die Bereitschaft haben, mich weiter konstruktiv einzubringen, auch wenn die Mehrheitsentscheidung gegen mich läuft. Wenn ich nicht so überzeugend war, dass ich die Mehrheit der Fraktion auf meine Seite bekommen habe, darf ich nicht einfach die Brocken hinwerfen und aus der Fraktion austreten, nur weil mir etwas nicht gefallen hat. Das ist kein demokratisches Verhalten.

Wäre so ein Seminar auch für Sie hilfreich gewesen?

Hendele Damals gab es das noch nicht. Ich bin sozusagen ins kalte Wasser gesprungen, hatte aber Menschen um mich herum, die mir sehr geholfen haben. Mit 22 Jahren war ich im Kreistag, mit 25 im Stadtrat. Ich hatte aber auch den Vorteil, aus der Verwaltung zu kommen, das hat mir die Sacharbeit erleichtert.

Was hätte der junge Thomas Hendele bei einem solchen Seminar gelernt, wenn es das damals schon gegeben hätte?

Hendele Zu lernen, wie man reden muss und Mehrheiten sammelt; das hätte mir geholfen.

CORINNA KUHS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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