Ratingen Die Klasse ist ein Orchester

Düsseldorf · Anfang des Jahres entscheiden sich Viertklässler und ihre Eltern für eine weiterführende Schule. Welche Realschule ist die Passende? Heute: die Käthe-Kollwitz-Schule in Ratingen West.

Ratingen West Stille, ein Arm schwenkt, dann holen 30 Bläser der Klasse 5b tief Luft, zu viel für den ersten, klaren Ton. Es hat etwas Rabaukenhaftes – aber sie sind eins. Ein Blasorchester, von der Querflöte bis zur Tuba. Und eine Harmonie – wenn nicht heute, dann in zwei Jahren. Jedes Jahr finden sich unter den Neuankömmlingen der Käthe-Kollwitz-Schule genug Kinder für ein geschlossenes Orchester, das sich bis zum Ende der Jahrgangsstufe sechs zu außerordentlichem Engagement verpflichtet.

Extra-Proben, Übungsstunden zuhause, Auftritte und Gastspiele. "Das sind große Zugeständnisse für Kinder in diesem Alter. Aber sie machen auch den Kitt aus, der die Klasse zusammenhält", sagt Klaus Fischbach, Rektor der Käthe-Kollwitz-Schule. Die Schule ist weiterhin besonders, weil sie für ein "inkludierendes Konzept" steht: Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, das sind zum Beispiel Autisten, und gewöhnlich Lernende streben zusammen auf den gleichen Abschluss zu.

Das Konzept geht auf: Im Landesranking der Realschulen war die Kollwitz-Schule während der vergangenen zehn Jahre drei Mal unter den besten zwei Prozent. Dass das Miteinander klappt, garantiert eine besondere Anordnung der Räume. Vier speziellen Klassenzimmern ist jeweils ein kleines Extra-Zimmer zugeordnet. Dorthin ziehen sich die behinderten Jugendlichen und ihre Betreuer, die sogenannten Integrationshelfer, zurück. Zum Beispiel, wenn es um die Stillarbeit mit Texten geht.

Klassenräume mit Extra-Zimmer

Da stellen Integrationshelfer Jan Klemens und Michael Bergunde, beide Zivildienstleistende, sicher, dass ihr Schüler auch wirklich liest, anstatt mit den Gedanken abzuschweifen. Das ist nur durch die Abspaltung in eben diese besonderen Räume möglich.

Auf Klassenausflügen klappt die Sicherheit und der Transport aller Kinder nur, indem sie sich gegenseitig helfen. Die großen Klassenräume sind raffiniert. Sie vereinen die verschiedensten Lehrmaterialien an einem die Klasse umlaufenden Schienensystem. Wie in einer Galerie kann man Tafeln und Karten verschieben, wenden, abnehmen.

Im Wahlpflichtbereich bietet die Kollwitz-Schule das Fach Technik an. In einer großzügigen Werkstatt mit Vitrinen voller Bohrmaschinenaufsätze, häckseln und drechseln geneigte Schüler komplexe Getriebe, Brücken und Fahrräder aus Holz. Durch eine Kooperation mit dem Flughafen Düsseldorf halten Schüler Chemie- und Physik-Unterricht auf dem Flugfeld ab. Lärmpegel- und Emissionswertemessung inspirieren die Naturwissenschaftler.

Luftwirbel und Warteschlangen hingegen entstehen in den Köpfen der Kunstbegabten. Einen eigenen "Flughafen-Trakt" in der Schule haben sie der Kooperation zu Ehren mit Gemälden verschönert. Und schließlich treten Schüler der neunten Klassen formell gekleidet zum Bewerbungstraining auf dem Gelände an. So machen die Angebote der KKS stets Gemeinschaft erlebbar. Erfolge werden gemeinsam erlebt.

Gabriela Schulzendorf, die Lehrerin, zu deren Taktstock sich die Bläser in den Einsatz stürzen, freut jedes Jahr über Fortschritte: "Ein Blasinstrument ist leichter zu erlernen als ein Streichinstrument. So erleben sie schneller Erfolge."

(RP)
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