Thema Freundeskreis Rade "Staat und Gesellschaft reagieren konsequent und positionieren sich"

Das Urteil gegen die sieben Mitglieder des "Freundeskreis Rade" ist an den weiterführenden Schulen ein großes Thema. Viele Schüler kennen die Verurteilten persönlich. "Hier geht es nicht um kleine Delikte im zwischenmenschlichen Bereich, sondern junge Leute sind extremistisch gegen den Staat eingestellt", sagt der Leiter der Geschwister-Scholl-Schule, Dietmar Paulig. Es sei richtig, dass Staat und Gesellschaft konsequent gegen solche Verhaltensweisen vorgehen.

Paulig war selber zur Zielscheibe des Freundeskreises geworden. Als der couragierter Leiter der Hauptschule Aufklärungsarbeit gegen die rechte Szene betrieb, klebten Mitglieder des Freundeskreises Plakate, auf denen der Pädagoge ins Fadenkreuz einer Schusswaffe genommen wurde. "Ich war persönlich betroffen, hatte aber keine Angst", sagt Paulig. "Aber so geht man mit mir nicht um, denn dahinter steckt eine Haltung, die ich nicht akzeptiere." Außerdem würden sich die Aggressionen des Freundeskreises gegen Menschen richten, die mittlerweile Teil seiner eigenen Kultur und Persönlichkeit seien. "Ich gehe zum Griechen, esse türkisch und genieße die Kulturen", sagt der Hauptschulleiter. Das Urteil bilde das Ende eines Prozesses, bedeute aber noch viel mehr: "Denn als die Offiziellen deutlich Position bezogen, wurde es ruhiger in der rechten Szene", sagt Paulig. Es sei klar, dass die Gesinnung und das rechte Gedankengut mit den Gerichtsurteilen nicht verschwunden sind, aber es sei wichtig, dass die Gesellschaft Zeichen setze und es den Menschen schwerer gemacht werde, ihr Gedankengut nach außen zu transportieren.

Juristisch kann und möchte Regina Meyerhoff, Leiterin der Realschule, das Urteil nicht bewerten. "Aber es hat Signalwirkung", glaubt die Pädagogin. Es sei wichtig, dass den Verurteilten Konsequenzen ihres Verhaltens aufgezeigt werden. "Ich würde mir wünschen, dass mit den jungen Menschen aufklärerisch gearbeitet wird, um das Geschehen aufzuarbeiten", sagt sie. Sie stelle sich zum Beispiel die Frage, was die Mobile Beratungsstelle gegen Rechts unternehmen kann. Inhalte zu transportieren — das sei wichtig.

Als "wichtiges und gutes Zeichen" bewertet Matthias Fischbach-Städing, Leiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums, das Urteil. "Ganz entscheidend ist, dass die Juristen eine konsequente Entscheidung getroffen haben", sagt er. Die Lehrer würden das Thema in den nächsten Tagen im Politik,- Geschichts- und Deutschunterricht behandeln. "Das Thema ist in den Köpfen der Schüler drin, sie werden zum Nachdenken angeregt, ihr Bewusstsein wird geschärft", sagt Fischbach-Städing.

(RP)
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