Radevormwald Schülertheater mit zahlreichen Gästen

Radevormwald · Mit dem Drama "Andorra" von Max Frisch als Aufführung des Westfälischen Landestheaters hat der Kulturkreis erneut Jugendliche zur Bühne des Bürgerhauses eingeladen. Erstmals kamen auch Klassen aus Wiehl und Bad Sassendorf.

Als die rund 280 Schüler den großen Saal des Bürgerhauses am Freitagvormittag betraten, war auf der Bühne schon einiges los. Die Schauspieler des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel waren bereits in ihre Rollen des Stücks "Andorra" von Max Frisch geschlüpft und boten den jugendlichen Zuschauern einen ersten Blick auf die Charakterzüge der einzelnen Rollen und die Thematik des Dramas.

Mit der Inszenierung von Tatjana Fernau, einem Jugendstück im Alter ab 14 Jahren, konnte Michael Teckentrup als Vorsitzender des Kulturkreises, viele Schulklassen gewinnen. Neben Schülern der Städtischen Realschule und des Theodor-Heuss-Gymnasiums waren auch Klassen aus Wiehl und Bad Sassendorf angereist.

"Ich bin begeistert davon, wie viele Schüler heute da sind. Eine Klasse aus Bad Sassendorf hat sich noch in der letzten Minute bei mir angemeldet, um sich Andorra anzusehen", sagte Teckentrup. Er will das Kinder — und Jugendtheaterprogramm ausbauen und war mit den Besucherzahlen zum Auftakt zufrieden. Petra Schinker ist Lehrerin am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl und war mit zwei Klassen angereist. "Wir haben Andorra im Unterricht gelesen und auch eine Arbeit über das Drama geschrieben. Ich bin auf die Aufführung in Radevormwald aufmerksam geworden, weil hier die einzige Vorstellung angeboten wird, die extra auf Jugendliche zugeschnitten ist", sagte die Klassenlehrerin der 9b.

Malina Kautschke und Cassandra Drawatz gehen normalerweise nicht regelmäßig ins Theater. Dass sie "Andorra" aber jetzt auf der Bühne sehen, finden die Schülerinnen aus Wiehl gut. "Mit unserer Klasse waren wir bisher noch nie im Theater und ich freue mich auf die Aufführung", sagte die 16 jährige Malina. "Wenn man das Buch im Unterricht besprochen hat, versteht man auch viel mehr von der Theateraufführung", ergänzte Cassandra.

Das Drama "Andorra" des Schriftstellers Max Frisch thematisiert die Auswirkungen von Vorurteilen. Andri, gespielt von Patrick Bartsch, wächst in Andorra in dem Glauben auf, ein jüdischer Adoptivsohn des Lehrers Can (Markus Satler) und seiner Familie zu sein. Barblin alias Caroline Knebel, Cans leibliche Tochter, ist Andris große Liebe. Ohne zu wissen, dass Barblin in Wahrheit seine Halbschwester ist, hält er bei Can um ihre Hand an. Cans Verweigerung führt Andri auf seine jüdische Abstammung zurück. Während seiner Tischlerlehre stößt er ebenfalls auf Ablehnung, die er auch auf seine Identität als Jude zurückführt. Die Vorurteile ihm gegenüber treten ihm immer mehr ins Bewusstsein. Als ihm seine wahre Identität eröffnet wird, hält er an der Rolle des Juden fest. Er hat sich schließlich längst mit der Rolle des Außenseiters arrangiert.

Das Drama von 1961 ist jetzt, 52 Jahre später, immer noch ein Stück mit einem hohen Identifizierungspotenzial. Das moderne Bühnenbild und die Kleidung von Dietmar Teßmann waren merklich auf das junge Publikum abgestimmt.

Zu Gast war auch Manuela Schürmann, die Koordinatorin der Landestheater. Sie machte sich ein Bild von Rade und der Aufführung. "Wir haben uns auch über Fördermöglichkeiten des Landes unterhalten", berichtete Michael Teckentrup.

FRAGE DES TAGES

(trei)
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