Radevormwald Ökostromumlage könnte lukratives Geschäft auch für Rader Firmen sein
Radevormwald · Mit der Befreiung von der EEG-Umlage sollen Industriebetriebe auf dem Markt konkurrenzfähig bleiben. Das geht aber wohl zulasten der privaten Haushalte.
Die Industrie will bei der Ökoabgabe im kommenden Jahr noch mehr sparen als bislang. Denn mit der Befreiung von der sogenannten EEG-Umlage beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sollen die Industriebetriebe im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben. Diese Privilegierung wird jedoch insbesondere von den privaten Haushalten ausgeglichen werden. Denn: "Je mehr Ausnahmen es gibt, desto größer sind die Kosten für die kleinen Verbraucher", sagt Udo Knopp von den Stadtwerken Radevormwald (SWR.).
Bisher gebe es in der Stadt aber keine Firma, die die Befreiung in Anspruch nehme, "aber sicherlich werden das alle Unternehmen prüfen. Denn es ist eine sehr lukrative Geschichte", sagt Knopp.
Bei einem Strompreis von derzeit 5,27 Cent je Kilowattstunde (KWh) könnten die Betriebe zwischen einem Viertel und einem Drittel des Strompreises einsparen. "Der Mindestverbrauch für die Befreiung liegt bei mindestens einer Gigawattstunde pro Jahr (GWh/a). Das sind nicht unerhebliche Summen, die da zusammenkommen", sagt Knopp und rechnet genau vor: Ein Unternehmen mit fünf GWh/a bezahle für die erste GWh den vollen Preis, die restlichen werden mit nur 90 Prozent des Strompreises veranschlagt. Dadurch ergibt sich eine Ersparnis von 190 000 Euro im Jahr. Voraussetzungen für die Befreiung sind, dass die Unternehmen im produzierenden Gewerbe tätig sind und mindestens 14 Prozent der Bruttowertschöpfung auf die Stromkosten entfallen. "Die Berechnung ist nicht einfach zu verstehen, aber für die Firmen lohnt es sich", sagt Udo Knopp von den Stadtwerken Radevormwald.
Die Einzigen, die nicht davon profitieren würden, seien die Verbraucher. "Sie zahlen mehr." Wie viel jedoch im kommenden Jahr an Stromkosten auf die Radevormwalder zukommen würde, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen: "Die vier Übertragungsnetzbetreiber berechnen zum Stichtag am 15. Oktober, wie hoch die EEG-Umlage im kommenden Jahr sein wird. Erst dann kennen wir den genauen Strompreis, auf den sich die Radevormwalder einstellen müssen", sagt Knopp. Derzeit werde aber von Preisen um die sechs Cent pro Kilowattstunde für 2014 ausgegangen.
Knopp führt eine Beispielrechnung an: "Ein Drei-Personen-Haushalt verbraucht im Durchschnitt 3500 Kilowattstunden und muss somit etwa 185 Euro plus Mehrwertsteuer bezahlen. Im nächsten Jahr könnten das locker 30 Euro mehr werden."
Ob sich auch Betriebe in Radevormwald von der Ökostromumlage befreien lassen, kläre sich in den nächsten Wochen. "Die Frist ist zum 1. Juli verstrichen. Jetzt muss das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle prüfen, wer die Bedingungen erfüllt", sagt Knopp.
Fest steht schon jetzt: Strompreiserhöhungen für den Radevormwalder Verbraucher werden kommen. Nur der konkrete Zeitpunkt steht eben noch nicht fest.