Radevormwald Johanniter-Tagespflege hat einen guten Ruf

Radevormwald · Die Einrichtung am Höhweg 8 erlaubte gestern beim Tag der offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen. Leiterin Susanne Schultheis freut sich über die Vollbelegung der zwölf Plätze an fünf Tagen in der Woche.

 Birgit Freudenberg versucht sich beim "Jakkolo", einem Holzbrettspiel, bei dem runde Scheiben in Löcher geschoben werden müssen.

Birgit Freudenberg versucht sich beim "Jakkolo", einem Holzbrettspiel, bei dem runde Scheiben in Löcher geschoben werden müssen.

Foto: jürgen moll

Toni Becker blickt zufrieden auf die Außenanlage am Höhweg 8. Sie nutzt gerne das Angebot der Johanniter-Tagespflege. "Zuhause bin ich viel alleine, da ist das hier richtig nett", sagt die rüstige Seniorin. Dreimal pro Woche von 8 bis 16 Uhr kommt sie, um mit anderen zu klönen, zu spielen und Spaß zu haben. Die 101-Jährige ist zurzeit die älteste Besucherin, sagt Leiterin Susanne Schultheis, die mit ihrem Team zu einem Tag der offenen Tür und zu einem Blick hinter die Kulissen der Tagespflege eingeladen hat.

Auch Ingeborg Langenberg kommt regelmäßig, "denn in meinem Alter sollte man nicht mehr so viel alleine sein", sagt sie. Emmi Weber nickt: "Wir können uns hier nicht beklagen, ich bin gerne hier, wir werden gut versorgt", sagt sie und lobt die Geselligkeit. Diese Abwechslung liebt auch Emilie Kreimendahl, der es "so richtig gut gefällt", wie sie betont.

Dass die Arbeit in der Tagespflege höchsten Ansprüchen gerecht wird, bescheinigten jüngst noch der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) und die Heimaufsicht. "Wir bekommen zwar keine Noten wie Heime, aber höchstes Lob - auch von der Geschäftsführung", berichtet die Leiterin stolz. Sie kümmert sich mit der examinierten Pflegekraft Walentina Rehl, Pflegehelferin Luzia Hill und Betreuungskraft Bettina Schwarz um Gäste und Besucher. Zwölf Plätze pro Tag hat die Einrichtung. Zurzeit ist sie voll belegt. "Wir wollen uns trotzdem in Erinnerung rufen, denn die Tagespflege ist vom Gesetzgeber durch die Leistungen der Pflegekassen finanziell gestärkt worden", berichtet Susanne Schultheis. Demnach gibt es mehr Geld für die Betreuung und Extrabudgets sowohl für die Tagespflege als auch für den Privatanteil.

Pflegende Angehörige seien sehr belastet und dankbar für die Hilfe. "Die Tagespflege sorgt für Entspannung", sagt Schultheis. Aber es kommen auch Menschen, die alleine leben und einsam sind. "Wir sprechen jeden an, auch die ohne Pflegestufe", sagt sie und betont, dass die Tagespflege auch Angehörige begleitet. Mit der steigenden Pflegebedürftigkeit gehe es vor allem um Hilfsmittel und Beratung. "Da herrscht viel Unkenntnis."

Wie wichtig und gut die Tagespflege der Johanniter ist, erlebt zurzeit auch Birgit Freudenberg. Ihr Vater besucht die Einrichtung dreimal die Woche. "Sein Tag hier ist strukturiert, sonst lebt er eher in den Tag hinein", sagt sie. In der Tagespflege erledige der 91-Jährige kleinere Aufgaben, wie den Tisch zu decken oder Pflanzarbeiten. "Er sagt mir, dass er gebraucht wird", sagt sie.

Schultheis ist wichtig, dass die Gäste Spaß haben und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Die Angebote seien spielerisch angelegt. Da geht es um Präzision, Koordination und Geschicklichkeit, bei der täglichen Zeitungsrunde aber auch um Allgemeinbildung und Gehirntraining. "Uns geht es ums Erfolgserlebnis, nicht ums Gewinnen", sagt Susanne Schultheis. Sie wolle Fähigkeiten erhalten und nur so viel helfen wie nötig. "Und wir möchten das Gefühl vermitteln, dass die Tagespflege nicht der erste Fuß ins Altenheim ist, sondern die Menschen nachmittags nach Hause gehen und dort auch so lange wie möglich leben sollen", sagt sie.

(RP)
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