Neuss VW drängt auf die Automeile

Neuss · Die Autohausgruppe Gottfried Schultz will den Standort Römerstraße aufgeben und sich an der Hammer Landstraße ansiedeln. Die Stadt befürwortet das, die Politik will erst auf der Basis eines Masterplans entscheiden.

 "Ein Meer von Fahnen": Das VW-Zentrum Gottfried Schultz kann sich im Kaufpark Römerstraße nicht optimal präsentieren. Es soll zur Automeile umziehen.

"Ein Meer von Fahnen": Das VW-Zentrum Gottfried Schultz kann sich im Kaufpark Römerstraße nicht optimal präsentieren. Es soll zur Automeile umziehen.

Foto: NGZ

Reinhard Wendt hatte am Freitag einen Termin im Sportamt. Thema: Wohin mit dem VfR? Denn die Verwaltung plant, zumindest einen Teil der Bezirkssportanlage an der Hammer Landstraße schon jetzt zu verkaufen, damit dort die Firmengruppe Gottfried Schultz 2012 ein neues VW-Zentrum errichten kann. Der Sportplatz in Weckhoven erscheint dem VfR-Präsidenten als geeignetes Ausweichquartier, bevor der Verein mit Fertigstellung des Sportparks Konrad-Adenauer-Ring am Stadtwald heimisch werden kann. Doch an ein Abschiedsspiel an der Hammer Landstraße im nächsten Jahr glaubt er nicht. Zwar will die Verwaltung VW den Weg dorthin ebnen, doch die Politik ist (noch) dagegen. Dienstag diskutiert der Wirtschaftsausschuss den Fall.

Eine Grundsatzdebatte ist zu erwarten. Denn es geht nicht nur um ein Autohaus, sondern um die Frage, ob das Vorhaben VW den Masterplan behindert, den der Rat in der Dezembersitzung auf den Weg bringen will. "Der Bürgermeister will keinen Masterplan", sagt Grünen-Chef Michael Klinkicht, der hinter dem drängenden Ton, mit dem die Verwaltung den Umzug von Schultz befürwortet, die Absicht wittert, Fakten zu schaffen.

Und er ist nicht allein. Im Gesellschaftszimmer des Vogthauses haben vor gut zwei Wochen alle Fraktionsvorsitzenden zusammengegluckt und sich auf die Losung verständigt: "Masterplan zuerst". Weil der in einem zweiten Schritt Kernbereichsuntersuchungen für das Areal Batteriestraße/Hafen sowie die Achse Hessentor bis Rheinpark-Center vorsieht, ist auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Reiner Breuer überzeugt: "Das VW-Vorhaben muss zurückgestellt werden." Denn wer die Achse zwischen Innenstadt und Nebenzentrum Rheinparkcenter "im Sinne eines Masterplans entwickeln will, kann diese Entwicklung nicht mit einem Einzelvorhaben vorfestlegen".

Ergebnisoffener geht Karl-Heinz Baum (CDU) mit dem Thema um. Die Verlagerung von Schultz an die Automeile Hammer Landstraße nannte er eine "interessante Sache", auch weil Veränderungen im Kaufpark Römerstraße geplant sind. In diesem Nahversorgungszentrum, so urteilt das Einzelhandelsgutachten, sei ein Betrieb des Kfz-Hauses eh ein Fremdkörper.

Als Schultz vor 20 Jahren dort baute, war das vielleicht anders. Aber heute? "Ein Meer von Fahnen", sagt Center-Leiter Gaetano Livera mit Blick auf die Reklame der Nachbarn. Das Autohaus selbst kann sich nicht optimal präsentieren. "An der Hammer Landstraße spielt sich momentan das Automobilgeschäft ab", analysiert er. Dort, wo sich Autohäuser wie Perlen auf der Schnur aneinander reihen. Dorthin zieht es auch VW.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort