Neuss Rosellerheide: Supermarkt fehlt

Neuss · Keine Milch, keine Butter: Seit der Lebensmittelladen Kaisers dicht gemacht hat, gucken die Menschen in die Röhre. Um sich mit Grundnahrungsmitteln versorgen zu können, müssen sie nach Allerheiligen fahren.

 Annegret Eichhorn ist bedient: Die Geschäftsfrau steht vor dem geschlossenen Ladenkomplex, der einmal einen Supermarkt und einen Bäcker beherbergte. "Der gesamte Platz ist tot", sagt sie.

Annegret Eichhorn ist bedient: Die Geschäftsfrau steht vor dem geschlossenen Ladenkomplex, der einmal einen Supermarkt und einen Bäcker beherbergte. "Der gesamte Platz ist tot", sagt sie.

Foto: A. Woitschützke

ROSELLERHEIDE Aufgeregt läuft die alte Frau vor dem ehemaligen Kaiser's-Markt hin und her, blickt immer wieder durch die verschlossenen Glastüren ins Dunkle und murmelt: "Alles leer! Da habe ich den Weg ganz umsonst gemacht." Auch Klaus Siewecke (56) staunt: "Ich wollte mir hier im Restpostenmarkt günstige Bettwäsche kaufen. Nun ist plötzlich geschlossen — und der Bäcker ist auch weg."

"So sieht ein toter Platz aus", sagt Annegret Eichhorn vom benachbarten Haushaltswarengeschäft und schaut hinaus auf den verschneiten "Pitter-un-Paul-Platz". 2004 wurde die 1500 Quadratmeter große Fläche von der Stadt Neuss zum Ortsmittelpunkt umgestaltet — mit dem Ziel, "das soziale Zusammenleben der Einwohner zu unterstützen". An diesem Januarmorgen liegt er allerdings völlig verlassen da. Auch Ursula Küppers wünscht sich mehr Leben an diesem Dorfplatz: "Man bekommt in Rosellerheide jetzt keinen Liter Milch und kein Stück Butter mehr." Damit fasst die 66-Jährige in einem Satz zusammen, was viele Menschen im Ort derzeit bewegt. Wo versorgt sie sich nun mit Lebensmitteln? Die Alternative liegt ein gutes Stück entfernt: Am Alten Bach in Allerheiligen ist in den vergangenen Jahren ein neues Einkaufszentrum mit Rewe, Aldi und Schreibwarengeschäft entstanden.

Auch die Geschäftsleute haben die Schließung des einzigen Supermarkts im Ort mit Sorge beobachtet: "Für die älteren Leute, die kein Auto haben, ist das ganz schlecht", meint Dietmar Brickmann. In seinem Laden "Bombolino", ein Obst- und Gemüsegeschäft an der Neukirchener Straße schräg gegenüber von "Kaiser's", hat er gut zu tun.

Großes Interesse daran, einen neuen Mieter für den Supermarkt zu finden, hat das Ehepaar Paetsch aus Moers, Besitzer der Immobilie. "Es laufen Gespräche, aber wir haben noch keine konkreten Ergebnisse", bedauert Christa Paetsch. Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig, da der Standort für die großen Lebensmittelketten wohl zu klein sei, "dabei gibt es Möglichkeiten zu erweitern". Rund 400 Meter weiter an der Neuenberger Straße gibt es zwar eine Reihe von Geschäften. Doch Mehl, Zucker, Milch und Butter gibt es auch hier nicht: "Es muss unbedingt wieder ein Lebensmittel-Markt nach Rosellerheide", betont Willhöft, seit drei Jahren Vorsitzender der Werbegemeinschaft. "Unser Ziel ist es, die Kaufkraft im Ort zu halten — das nützt schließlich allen Geschäftsleuten."

(RP)
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