Neuss Mehr Konzerte für Neuss

Neuss · Am Sonntag um 11 Uhr gibt die Deutsche Kammerakademie ihr traditionelles (und ausverkauftes) Neujahrskonzert in der Stadthalle – wie immer unter der Leitung von Chefdirigent Lavard Skou-Larsen. Das Programm mit populärer Klassik ist für ihn jedes Mal eine große Herausforderung.

Am Sonntag um 11 Uhr gibt die Deutsche Kammerakademie ihr traditionelles (und ausverkauftes) Neujahrskonzert in der Stadthalle — wie immer unter der Leitung von Chefdirigent Lavard Skou-Larsen. Das Programm mit populärer Klassik ist für ihn jedes Mal eine große Herausforderung.

Der österreichische Geiger Lavard Skou-Larsen leitet seit Beginn der Saison 2005/06 die Deutsche Kammerakademie (dkn). Neben sechs Abonnementskonzerten im Zeughaus gehören zum Spielplan des Stipendiatenorchesters auch ein Weihnachts- und ein Neujahrskonzert sowie die Klassiknacht im Rosengarten. Die drei Letztgenannten ziehen (bei freiem oder geringen Eintritt) jedes Mal Hunderte von Neusser Bürgern an.

Herr Skou-Larsen, jedes Jahr stehen die Neusser Schlange für die Karten zum Neujahrskonzert. Sollte man nicht darüber nachdenken, es zwei Mal anzubieten?

Lavard Skou-Larsen Ich habe schon angeregt, dass wir zwei Konzerte geben. Vielleicht ist es nur eine organisatorische Frage, aber ich finde auch, dass man auf eine so große Nachfrage entsprechend reagieren sollte.

Aber Ihr Vorschlag fand bei der Stadt Neuss keine offenen Ohren? Schließlich hat das Konzert auch ein bisschen den Charakter des früheren Neujahrsempfangs der Stadt.

Skou-Larsen Das stimmt sicherlich. Mit der Ansprache des Bürgermeisters muss die Veranstaltung auch ihre Exklusivität behalten. Aber es wäre doch vorstellbar, ein Konzert mit dem Bürgermeister vormittags zu machen und nachmittags oder abends nur den musikalischen Teil zu wiederholen. Die Musiker sind sowieso da und ich dirigiere liebend gerne so oft wie möglich.

Die Konzerte zu Neujahr, zu Weihnachten und im Rosengarten sind im Spielplan der Kammerakademie besondere Auftritte mit einem zumeist eher populären Programm. Stellt dieses an Sie und Ihre Musiker besondere Anforderungen?

Skou-Larsen Diese Programme sind nicht so einfach zu leiten. Sie bestehen jeweils aus vielen Stücken, und Sänger sind auch dabei. Es ist nämlich immer eine Herausforderung für einen Dirigenten, Arien zu begleiten. Mit Instrumentalisten ist es leichter ...

Warum?

Skou-Larsen (lacht) Weil die Sänger meistens sehr frei singen. Weil ich jedoch vor allem mit Sängern zusammenarbeite, die ich sehr gut kenne — wie mit Esther Grezinger beim Neujahrskonzert — , gibt es da aber keine Probleme. Doch die eher populären Klassikprogramme bei diesen Konzerten sind eben anders als die bei den Abo-Konzerten. Da spielen wir meistens zwei, drei große Werke, die einem speziellen Konzept vorbereitet und an mehreren Tagen gefeilt werden. Bei den anderen Konzerten hat man einen breiten Fächer von Musik und verschiedene Besetzungen, was mehr Überblick, Allroundtalent und auch Schmiss verlangt, um das Ganze in einem eleganten Bogen zu präsentieren.

Also ist die populäre Klassik nicht einfacher zu spielen?

Skou-Larsen Nein, für mich als Dirigent ist das sogar schwerer, weil ich auf viel mehr Dinge eingehen muss. Eine Beethoven-Sinfonie liegt mir im Blut, wenn ich aber in einem Konzert Walzer, Polka und Tango spiele, muss ich sehr viel vorsichtiger und aufmerksamer sein. Ich mag aber diese Art von Musik sehr gerne, teste mich immer wieder mit Begeisterung an diesen Werken. Johann Strauß zum Beispiel ist für mich einer der Größten, ich liebe seine Musik. Strauß mit dem Walzer und Astor Piazolla mit dem Tango — die beiden sind für mich genial. Sie können in ihrem Metier genauso den Himmel öffnen wie Mozart oder Schubert.

Bringen Ihnen diese sehr preisgünstigen Konzerte auch mehr Publikum für die Abo-Konzerte ein?

Skou-Larsen Das letzte Abo-Konzert war ausgesprochen gut besucht, und mein Instinkt sagt mir, dass die Neusser die dkn wirklich als ihr Orchester begreifen. Ich habe das Gefühl, das es jedes Mal ein kleines Fest für die Zuhörer ist, wenn die dkn in Neuss spielt. Mein Ziel ist es, auch die Abo-Konzerte zwei Mal zu spielen, vielleicht erst abends und dann am nächsten Morgen.

Woran scheitert das zurzeit?

Skou-Larsen Am Geld liegt es nicht. Wenn wir können, werden wir auch zwei Konzerte geben. Deswegen arbeiten wir daran, unsere Popularität auch in der Region zu steigern. Ich glaube aber auch, dass die beste Werbung die Mund-zu-Mund-Propaganda ist — wenn es jemandem im Konzert gefallen hat und er es weiter erzählt.

Helga Bittner führte das Gespräch.

(RP)
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