Neuss Das nennt Ihr kalt?

Neuss · Teemu Myöhänen, Cellist bei der Deutschen Kammerakademie, stammt aus Finnland. Dort sind die Winter bis zu -31 Grad kalt. Über die Art und Weise wie die Menschen hier mit dem Schnee umgehen, kann er nur lächeln.

 Über den Winter in Neuss kann der Finne Teemu Myöhänen nur lächeln. Er ist Temperaturen bis -31 Grad gewohnt. NGZ-Foto. Lothar Berns

Über den Winter in Neuss kann der Finne Teemu Myöhänen nur lächeln. Er ist Temperaturen bis -31 Grad gewohnt. NGZ-Foto. Lothar Berns

Foto: NGZ

Wenn Teemu Myöhänen zurzeit aus seinem Fenster guckt, kommt er aus den Kopfschütteln gar nicht mehr raus. "Das ist schon unglaublich", so der Finne. Gemeint ist damit aber nicht das winterliche Wetter, sondern die Art und Weise wie die Menschen in hiesigen Gefilden damit umgehen. "Bei uns in Finnland würde man dazu noch nicht einmal Winter sagen", erklärt der 37-Jährige schmunzelnd und weist mit ausgestreckten Zeigefinger auf die weiße Pracht.

Einer Einschätzung, der man problemlos Glauben schenkt, denn in Nordfinnland dauert der Winter schon mal bis zu 200 Tage bei Temperaturen um -30 Grad und Dauerschnee. "Selbst bei solchen Bedingungen kommt das Leben in Finnland nicht zum Erliegen — ganz im Gegenteil das ist Alltag und jeder lebt einfach damit", berichtet der Cellist, der sich in Neuss gerade mit der Deutschen Kammerakademie auf das Neujahrskonzert der Stadt Neuss am Sonntag (11 Uhr) vorbereitet.

Vorbereitung ist auch das passende Stichwort, wenn man den Finnen nach den Gründen dafür fragt, warum sich die deutschen so schwer mit dem Winter tun: " Hier rechnet einfach niemand damit, dass es mal schneien könnte." Im Gegensatz zu seinen Landsleuten im hohen Norden. "Die Autos sind mit Reifen ausgestattet, die mit Metallsplittern versehen sind, in fast jedem Kofferraum gehört die Schneeschippe zum festen Equipment und in den Vorstädten gibt es an den Straßen Streukästen, damit man noch mal nachstreuen kann, falls es mal nicht mehr weitergehen sollte", erklärte der 37-Jährige.

Verständnis für die Deutschen hat der Cellist aber dennoch: "In Finnland ist viel mehr Platz, zudem fahren viel weniger Autos." Hinzu kommt, dass der Winterdienst in Finnland ganz hervorragen funktioniere und sollte einmal die Straßen nicht mehr frei sein, würden die Finnen einfach vom Auto und Fahrrad auf Langlaufskier umsteigen. "Als ich zu Weihnachten in Helsinki war, da steckten vor vielen Kneipen Skier im Schnee", erinnert sich Teemu Myöhänen. Kein Wunder also, dass der Musiker den Winter in seiner Heimat vermisst: "Ich finde es wunderschön, wenn alles verschneit ist. Hier in Deutschland schmilzt der Schnee einfach viel zu schnell wieder weg, um ihn richtig genießen zu können." Denn Schnee habe mit der richtigen Kleidung durchaus seine Reize — und zwar nicht nur für Kinder: "Man braucht nur gute Handschuhe, Mützen und vor allem gute Schuhe. "

(RP)
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