Neuss Kaffee rösten auf der Furth

Neuss · Bona aroma: Die Potsdamer Maschinenbau-Ingenieurin Ulricke Seidemann eröffnete vor wenigen Wochen an der Further Straße eine private Kaffeerösterei. Verkaufsschlager ist seither ihre Hausmischung.

 Wer Ulrike Seidemanns Kaffeerösterei besucht, wird schon an der Tür von Kaffee-Duft begrüßt. Seidemann geht behutsam mit den Bohnen um, damit diese ihr volles Aroma entfalten können. Foto: Berns

Wer Ulrike Seidemanns Kaffeerösterei besucht, wird schon an der Tür von Kaffee-Duft begrüßt. Seidemann geht behutsam mit den Bohnen um, damit diese ihr volles Aroma entfalten können. Foto: Berns

Foto: Berns

"Kaffee sollte man nicht ganz heiß, sondern leicht abgekühlt verkosten", rät die Fachfrau, so ließe sich das Aroma besser wahrnehmen. "Die indonesische Bohne hat ein nussiges Aroma, die aus Guatemala schmeckt etwas nach Schokolade, und der äthiopische Kaffee sorgt außerdem für eine leicht blumige Note", beschreibt Ulricke Seidemann die spezielle Zusammensetzung ihrer "Hausmischung". Die ist der Verkaufsrenner, seit die 55-Jährige am 3. Dezember ihre kleine Privatrösterei "bona aroma" an der Further Straße eröffnet hat. Hier bietet sie natürlich auch sortenreine Kaffees an, beispielsweise aus Nicaragua und Indien oder aus türkischer Ernte, ebenso fair gehandelten und Kaffee aus Bio-Anbau. Alle bestehen zu 100 Prozent aus der edlen Arabica-Bohne.

Ein anregender Duft erfüllt den schlichten Verkaufsraum, der ohne Schnickschnack auskommt. Besonders, wenn die Ingenieurin gerade geröstet hat, werden die Kunden schon an der Eingangstür mit Kaffeearoma begrüßt. In 60-Kilo-Säcken werden die noch grünen Kaffeebohnen angeliefert. Braun werden sie erst durch das Röstverfahren in der kleinen Röstmaschine der niederländischen Firma Giesen, Ulricke Seidemanns ganzer Stolz. Statt wie bei der industriellen Röstung sehr kurz bei extrem hohen Temperaturen zu rösten, nimmt sie sich Zeit, geht behutsam vor, damit die Bohnen ihr Aroma entfalten können, milder und vollmundiger im Geschmack werden. Zwischen 14 und – bei Espresso – 23 Minuten röstet sie die Bohnen bei etwa 200 bis 210 Grad Celsius. "Beim Abkühlen muss es aber schnell gehen, damit sich die Poren schließen", erklärt die Potsdamerin, die seit 1994 in Neuss lebt – und das gern, wie sie betont.

Doch wie kommt eine studierte Verfahrenstechnikerin zum Kaffeerösten? Ein Buch über Kaffee und Röstverfahren war es, das sie vor Jahren so faszinierte, dass sie sich am renommierten Wiener Institut für Kaffee-Experten-Ausbildung zum Kaffeesommelier schulen ließ. "Und da hat mich das Aroma gefangen genommen", erinnert sich die jugendliche Großmutter, die inzwischen einige Kaffee-Herkunftsländer besucht hat. Der Namen ihres Geschäfts "bona aroma" übrigens ist weniger eine Wortspielerei in italienischer Sprache als vielmehr auf das äthiopische Wort für Kaffee zurückzuführen: Der heißt dort schlicht "bona".

Ulricke Seidemann hat eine Zeit lang nachmittags weitgehend auf Kaffee verzichtet, weil sie ihn nicht gut vertrug. Heute ist das kein Thema mehr: Durch das langsamere Rösten bei niedrigeren Temperaturen bilden sich weniger Bitterstoffe. "Die Arabica-Bohne enthält außerdem viel weniger Koffein und Säure als Robusta-Sorten und ist damit auch bei Bluthochdruck kein Problem." Und auch auf die Zubereitungsmethode komme es an: So sei der klassische Espresso, bei dem heißes Wasser mit hohem Druck durch das frisch gemahlene Kaffeepulver gepresst wird, noch verträglicher. Ulricke Seidemann trinkt drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag. "Und die genieße ich", sagt sie.

Info "bona aroma", Further Straße 181; geöffnet freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags zwischen 9.30 und 13 Uhr.

(NGZ)
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