Neuss Grüne Kunst im Krankenhaus

Neuss · Im Johanna-Etienne-Krankenhaus soll es künftig zwei von einem Fachmann kuratierte Kunstausstellungen geben. "Green", eine Schau mit Bildern des Malers Benjamin Nachtwey, ist ein sehr gelungener Auftakt.

 Benjamin Nachtwey (l.) und Kurator Wulf Aschenborn.

Benjamin Nachtwey (l.) und Kurator Wulf Aschenborn.

Foto: woi

Neun Stunden haben sie gebraucht, um die rund 90 Bilder an die Wände zu hängen. Standen dabei unter Beobachtung und haben sogleich auch erfahren, was jene, für die die Kunst gedacht ist, davon halten. "Ganz viel Zustimmung gab es, auch wenn dem oder anderen manches Bild zu dunkel ist", sagt Professor Dr. Jens Encke. Und der Künstler Benjamin Nachtwey ergänzt lachend: "So direkte Reaktionen bekommt man sonst selten."

 Am Rheinufer in Düsseldorf (rechts die Fleher Brücke) – eines der Landschaftsbilder von Benjamin Nachtwey. Repro: Woi

Am Rheinufer in Düsseldorf (rechts die Fleher Brücke) – eines der Landschaftsbilder von Benjamin Nachtwey. Repro: Woi

Foto: Woitschützke, Andreas

Der Ausstellungsort ist indes auch ungewöhnlich, soll jedoch künftig regelmäßig als solcher genutzt werden. Auf Initiative von Encke wird es zwei Mal im Jahr eine Kunstausstellung im Johanna-Etienne-Krankenhaus geben, mit Unterstützung des Klinikdirektors Dr. Ralf Engels und kuratiert von dem Kunstwissenschaftler Wulf Aschenborn. Für den Auftakt wurde der Düsseldorfer Maler Benjamin Nachtwey ausgesucht, der aber – so erzählt er – sich die Räumlichkeiten erst mal angeschaut hat, bevor er zustimmte.

Die beiden Flure in der ersten und vierten Etage, das großzügige Foyer hatten es ihm sofort angetan. Und noch eines kam hinzu: Für ihn war es auch eine Herausforderung, in anderer Funktion in ein Krankenhaus zurückzukehren, denn Nachtway hat nach dem Abitur zunächst Medizin studiert und wechselte erst nach dem Abschluss an die Kunstakademie Münster und dann Düsseldorf. 1999 hatte der Meisterschüler von A. R. Penck den Akademiebrief in der Tasche, stellt seitdem international aus und hatte Arbeitsstipendien in den USA, in Norwegen oder Österreich.

Mit der Ausstellung zumeist großformatiger Landschaftsbilder unter dem Titel "Green" ist die Latte künftiger Ausstellung im Etienne hochgelegt. Denn Nachtweys Bilder überzeugen nicht nicht nur, weil sie gut zu diesem Ort, an diese Wände passen, sondern weil sie auch wunderbar gemalt sind. Sein Umgang mit Farbe, die selbst in den Bildern nächtlicher Wälder ein leuchtendes Flirren haben kann, ist beeindruckend. Nachtwey ist fasziniert von den Strukturen der Natur, von Blättern, Bäumen und Gestrüpp, und verhilft diesen auf seinen Bildern durch eine kongeniale Farbgebung und sehr nassem Auftrag zu neuem Leben.

Nachts ist der Wald nur schwarz? Nicht bei Benjamin Nachtwey, der mit unzähligen Grün-Lila-Brauntönen Nuancen schafft, die es dem Betrachter unmöglich machen, sich nicht davon einfangen zu lassen.

Zumal da Nachtweys Landschaften im besten Sinne Momentaufnahmen sind. Wie Fotos, auf denen die Zeit stillsteht – selbst wenn eine verwischte Leitplanke von einem Blick in die Landschaft im Vorbeifahren zeugt. Unzählige Studien macht er dafür in der Natur, auf kleinen Formaten, die wiederum Serien ergeben. Und die Ausstellung zeigt, dass auch diese in Detailreichtum und Farbgebung nicht minder faszinierend sind. Der Mensch möchte in Gänze machen, was das Auge beim Betrachten der Bilder nicht lassen kann: spazieren gehen, ruhen und die Gedanken im "Grün" treiben zu lassen.

Natürlich ist die Ausstellung nicht nur für Patienten und Ärzte gedacht. Sie läuft bis zum 30. November.

(NGZ)
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