Neuss Frische Komödien im alten Gewand

Neuss · Die englische Propeller Company ist mit zwei Wiederaufnahmen nach Neuss zum Shakespeare-Festival gereist. Und immer noch überzeugen "A Midsummer Night's Dream" und "The Comedy of Errors" auf der ganzen Linie.

 Die englische Propeller Company kann beides - poetisch und bunt. Schauspieler wie James Tucker beherrschen dabei mühelos den Spagat zwischen leise und innig wie in der Rolle der Titania im "Sommernachtstraum" (l.) und schrill und laut als Adriana in der "Comedy of Errors" (r. sitzend). Die Briten gehören zu den beliebtesten Gästen beim Shakespeare-Festival.

Die englische Propeller Company kann beides - poetisch und bunt. Schauspieler wie James Tucker beherrschen dabei mühelos den Spagat zwischen leise und innig wie in der Rolle der Titania im "Sommernachtstraum" (l.) und schrill und laut als Adriana in der "Comedy of Errors" (r. sitzend). Die Briten gehören zu den beliebtesten Gästen beim Shakespeare-Festival.

Foto: Christoph Krey

Wie kann das gehen? Da setzt eine Theatertruppe eine alte Inszenierung wieder auf den Spielplan, verändert hier und da eine Kleinigkeit, zeigt einige neue Gesichter - und dennoch vermittelt sie selbst am Ende einer Tour, wenn die Wiederaufnahme schon so oft gespielt wurde, den Eindruck, als sei sie gestern erst entstanden. Und zwar nur für diesen einen Ort und dieses eine Publikum.

Neuss: Frische Komödien im alten Gewand
Foto: Christoph Krey

Vermutlich können die Männer der Propeller Company auch in Mülltonnen spielen (was sie tatsächlich kurzzeitig auch mal tun): Das Publikum jubelt ihnen dennoch zu, rast förmlich in seiner Begeisterung und bringt - in diesem Fall - das Globe an der Neusser Rennbahn mit seinem Getrampel zum Wackeln, dass einem angst und bange um den Holzbau werden könnte.

Mit dem so poetischen wie witzigklamaukigen "Midsummer Night's Dream" waren die Propellers schon 2003 Gast beim Shakespeare-Festival, 2009 erneut und nun, fünf Jahre später, schon wieder. Ein Rhythmus, den die Männer um Regisseur Edward Hall gerne beibehalten dürfen, denn selten macht es so viel Spaß, immer wieder das gleiche zu sehen.

Das liegt natürlich zum einen an dem Stück. Man kann es zigmal gesehen haben - diese aus traumhafter Leichtigkeit und knalligem Witz gewebte Geschichte um Liebespaare und Elfen funktioniert immer. Und ganz besonders in dieser Mischung, die Hall seinen Schauspielern auf den Leib inszeniert hat. Sie hadern mit der Liebe auf eine fast zarte Weise und sind im nächsten Augenblick die herrlich tumben Handwerker.

Bei früheren Gastspielen haben die Propellers schon mal ein stark kontrastierendes Stück dabei gehabt. "Der Kaufmann von Venedig" war es 2009, der in einem Gefängnis spielte und zeigte, wie pointiert die Propeller Company auch die tragischen Elemente beherrscht. Jetzt ist es die "Comedy of Errors" - auch in dem Fall schon wieder, denn diese Inszenierung haben sie bereits 2011 im Globe gezeigt.

Der Effekt fürs Publikum ist nicht anders als beim "Sommernachtstraum". Einige neue Schauspieler sind dabei, die natürlich auch neue Akzente setzen, aber ansonsten kommt auch diese Inszenierung daher wie sie schon vor drei Jahren begeisterte: als ein großes trashiges Vergnügen mit viel Musik. Die Schauspieler treiben das Stück vor sich, scheinen selbst den größten Spaß daran zu haben, dem Affen so richtig Zucker zu geben.

Ist ja schon schräg, dass zwei Zwillingsbrüder, jeder mit dem Namen Antipholus, mit zwei ZwillingsDienern, jeder mit dem Namen Dromio, Schiffbruch erleiden und dabei paarweise - nämlich in der Konstellation Antipholus/Dromio - getrennt werden. Ohne Wissen voneinander treffen sie in Ephesus aufeinander. Der Verwechselungen sind damit Tür und Tor geöffnet, und die Propellers spielen mit einem Rhythmus und einer Geschwindigkeit (auch in der Rezitation der Originalsprache), dass einem der Mund stets offen stehen bleibt. Mal vor Staunen, mal vor Lachen.

(NGZ)
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