Neuss Eine Hommage an William Shakespeare

Neuss · Die Bremer Shakespeare Company hat das Festival im Globe eröffnet und das richtige Stück zum 450. Geburtstag des Dichters dabei. Eine witzige Montage aus Vortrag, Spiel und Gesang von und über den Elisabethaner.

Shakespeare-Festival 2014: das Programm
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Wenn Julie wüsste, was sie ausgelöst hat. Nur weil sie dem coolen Christopher auf den Leim geht, als er dem jungen Mädchen ein Gedicht als Zeichen seiner Liebe verspricht (dabei will er doch nur das berühmte eine), fühlt sich der tapsige William herausgefordert, es seinem Rivalen gleichzutun. Allein, es dauert. So rechtes fällt ihm nicht ein. Erst als Freund Shylock seinen Weg kreuzt, seine Bemühungen um Julie als "verlorene Liebesmüh" bezeichnet, hat er's. Nämlich den Titel seiner ersten Komödie... 37 weitere Werke kamen hinzu, und aus dem jungen William wurde der große Shakespeare.

Klingt an den Haaren herbeigezogen? Ist es wohl auch. Aber auf eine sehr amüsante Art und Weise. Schließlich feiern wir derzeit den 450. Geburtstag des elisabethanischen Dichters, und dafür hat sich gerade jene Schauspielertruppe, die im Namen schon die Begeisterung für ihn deutlich macht, ein Stück einfallen lassen, das in schöner Tradition der Shakespeare'schen Komödien steht. Mag der eine oder andere Gag auch ein bisschen platt sein - solche Spielchen mit Farbe, umkippender Leiter konnten Laurel und Hardy einfach besser -, die Idee, aus Shakespeares Leben zu erzählen und dabei die Figuren aus seinen Stücken lebendig werden zu lassen, überzeugt und wurde vor allem schlüssig umgesetzt. Jessica Swale und Regisseur Raz Shaw haben in der Montage von Originaltexten und Alltagssprache ein flottes Stück zusammengestellt, das zudem so manche Überraschung bereithält. Der Dreh- und Angelpunkt ist das vermeintlich größte Stück Shakespeares: "Hamlet". Das kann einer Titania aus dem "Sommernachtstraum" natürlich gar nicht gefallen, also stürmt sie wutentbrannt die Bühne.

Mit Lewis Parish (Peter Lüchinger) steht dort eine Leitfigur, die als dröger Professor eigentlich einen Vortrag halten will, aber eben von Shakespeares Figuren immer wieder aus dem Tritt gebracht wird. Höhepunkt ist da sicherlich der Aufstand der Frauen. Von Hamlets Ophelia angeführt, legen Katharina, Isabella, Julia und Rosalinde einen Rap hin, der sich gewaschen hat. Macht wollen sie gar nicht übernehmen, aber wenigstens "einen Monolog, der so richtig kracht". Denn Frauen, so stellen sie alle erbost fest, sind in der Regel nur "Stichwörter" für Hamlet, Orsino und all die anderen Männer in Shakespeares Dramen.

Die Schauspieler Petra-Janina Schultz (ein unglaubliches Energiebündel), Erik Roßbander (der gesetzte und sehr pointiert spielende Gruppensenior), Tobias Dürr (sehr wandlungsfähig), Tim D. Lee (kann auch nur mit Stimme spielen) und Ulrike Knospe (mal herrlich naiv, mal feurig) scheinen dieses Hin- und Herspringen der Rollen geradezu zu genießen. Am Ende aber wird alles abgelegt, und dann wird es emotional: Eine Torte für Shakespeare im Rücken, erzählen die Schauspieler - jetzt ganz sie selbst -, warum sie Shakespeare so lieben. Nicht alle haben schließlich wie Tim Lee ihre ersten sechs Lebensmonate in der Londoner Shakespeare Road verbracht ...

(NGZ)
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