Neuss Den "Kampf um die Talente" gewinnen

Neuss · Interview 3M-Personal- und Arbeitsdirektor Josef Mrozek erklärt, wie der Multitechnologie-Konzern mit Sitz in Neuss auch in Zeiten von Fachkräftemangel und alternden Belegschaften vorhandene Mitarbeiter hält und neue gewinnt.

Herr Mrozek, zum zweiten Mal in Folge ist 3M "Deutschlands bester Arbeitgeber". Konnte der Siegertitel Sie überhaupt noch überraschen?

Josef Mrozek Wir haben natürlich wieder auf eine gute Platzierung gehofft, sicher war das aber nicht. Schließlich war die Konkurrenz angesichts einer Rekordbeteiligung von 290 Firmen im Wettbewerb so groß wie nie zuvor. Um so mehr freuen wir uns, erneut Erster zu sein.

Welchen Wert hat die Auszeichnung als "Bester Arbeitgeber"?

Mrozek Die Auszeichnung ist ein Gütesiegel und macht 3M für Bewerber noch attraktiver. Das ist wichtig, denn mit Blick auf die demografische Entwicklung und den drohenden Fachkräftemangel hat der "Kampf um die Talente" längst begonnen.

Wie reagiert 3M?

Mrozek Wir investieren in unsere Mitarbeiter, nicht nur in der Zentrale in Neuss, sondern an allen Standorten. Ein Beispiel: der Bereich Familie und Beruf. Wir müssen den Menschen je nach Lebensphase passende Optionen bieten.

Das heißt ganz praktisch?

Mrozek Mütter oder Väter sollten die Möglichkeit haben, Beruf und Familien bestmöglich zu vereinbaren. Das gelingt mit flexiblen Arbeitszeiten, aber auch mit neuen Angeboten wie unserer firmeneigenen Betreuung für Kinder im Alter unter

Wie steht die 3M-Belegschaft zur Rente mit 67?

Mrozek Wir haben jeden unserer 4700 Mitarbeiter zu diesem Thema befragt, um zu erfahren, wie sich unsere Belegschaft den Übergang in den Ruhestand vorstellt. Viele Optionen sind denkbar: reduzierte Wochenarbeitszeit, früheres Ausscheiden aus dem Unternehmen, aber ebenso ein Weiterarbeiten bis zum 67. Lebensjahr.

Sie sprechen in diesem Zusammenhang auch von Gesundheitsmanagement. Was steckt dahinter?

Mrozek Jeder über 50 bekommt eine kostenlose Vorsorgeuntersuchung, wir haben ein Fitnessstudio und auch Physiotherapeuten im Haus. Am Arbeitsplatz achten wir auf Ergonomie.

Die Politik diskutiert über eine Frauenquote für Führungspositionen...

Mrozek Von einer Quote halte ich wenig. Wir schaffen mit flexiblen Arbeitszeiten, Kinderbetreuung und anderen Maßnahmen Rahmenbedingungen, die es Müttern und Vätern ermöglichen, beruflich weiterzukommen. Damit erledigt sich das Thema in Zukunft von selbst.

Wie viele Frauen sind bei 3M Deutschland beschäftigt?

Mrozek 22 Prozent unserer Beschäftigten im Führungsbereich sind weiblich. Im Gesamtunternehmen haben wir 27 Prozent Frauen. Dass wir in der Geschäftsführung derzeit keine Frau haben, hat übrigens nichts mit mangelnden Chancen zu tun: Eine Kollegin dort wurde jüngst ins Management auf europäischer Ebene berufen.

Woran machen Sie den Erfolg Ihrer Bemühungen um die Belegschaft fest?

Mrozek An der Fluktuation zum Beispiel: In den vergangenen zwölf Monaten haben uns gerade einmal 0,4 Prozent der Mitarbeiter verlassen – für uns der Beweis: Investitionen in Mitarbeiter zahlen sich aus.

Frank Kirschstein führte das Gespräch.

(NGZ)
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