Schützenfest in Neuss Die Aufpasser der Fackelbauer

Neuss · Peter Ritters, Andreas Lehmann und Markus Vieten passen auf, dass in der gemeinsamen Halle alles mit rechten Dingen zugeht.

 Markus Vieten, Peter Ritters und Andreas Lehmann (v.l.) sind die „Fackelbaubeauftragten“ ihres jeweiligen Korps und sorgen dafür, dass alles wie am Schnürchen läuft.

Markus Vieten, Peter Ritters und Andreas Lehmann (v.l.) sind die „Fackelbaubeauftragten“ ihres jeweiligen Korps und sorgen dafür, dass alles wie am Schnürchen läuft.

Foto: Andreas Woitschützke

Eine Fackelbauhalle zu betreten, ist ein höchst sinnliches Erlebnis: Überall wird gehämmert und werden Kommandos gerufen, es riecht nach Leim und Farbe, wer an die Papierbahnen fasst, sorgt für ein Knistern. Mitgebrachte Getränke und Speisen sorgen für die Verköstigung der fleißigen Fackelbauer – Schritt für Schritt entwickelt sich vor den Augen der Besucher aus den Drahtgestellen und beklebten Figuren die fertige Großfackel, mit denen die Schützen die Zuschauer am Abend des Schützenfest-Samstags erfreuen. Bei allem Spaß beim Bauen sind die Schützen mit dem ernsthaften Ziel angetreten, ihre Ideen so umzusetzen, dass der Zuschauer sie schnell versteht und möglichst begeistert ist.

Doch bevor Oberst Walter Pesch den Fackelzug am Samstag pünktlich um 20.45 Uhr in Marsch setzt, haben die Schützen – und ihre ganzen Familien – eifrig gebaut und Hunderte von Stunden in das Erstellen der beleuchteten Großwagen gesteckt.

In diesem Jahr wurden 99 Fackeln gemeldet – der vierthöchste Wert in der langen Geschichte des Neusser Bürger-Schützen-Vereins. Nur von 2015 bis 2017 waren es mehr als 100. Spitzenreiter sind wieder die Grenadiere (36), deren Vorsitzender Rainer Halm ebenso wie der König Georg Martin ein großer Verfechter des Fackelbaus ist, gefolgt von Jägern und Schützenlust (beide 22), Hubertusschützen (9), Schützengilde (9) und Scheibenschützen (1).

99 Fackeln leuchten in der Stadt
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99 Fackeln leuchten in der Stadt

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Foto: woi

Von Ausnahmen einzelner Züge abgesehen, die traditionell in Gärten und auf Höfen bauen, bezihungsweise keinen Platz mehr in den Hallen bekommen, nutzen die meisten Schützenzüge die drei Fackelbauhallen: Die Grenadiere sind in der Zietschmann-Halle an der Düsseldorfer Straße aktiv, die Jäger in der gemeinsam mit den Karnevalisten genutzten Halle hinter dem Theater am Schlachthof an der Blücherstraße – und die drei Korps der Schützenlust, der Hubertusschützen und der Schützengilde seit 2009 in der alten Frachthalle hinter dem Containerbahnhof an der Karl-Arnold-Straße mit 41 Bauplätzen. Seit 2010 feiern sie dort gemeinsam ihr Fackelrichtfest. Zuvor hatten sie ein paar Jahre in den Cretschmar-Hallen an der Batteriestraße gebaut, die inzwischen anders genutzt werden.

Auf 1300 Quadratmetern bauen die drei Korps gemeinsam – inklusive gegenseitiger Hilfe. „Natürlich helfen wir einander mit Rat, Tat – und Werkzeug“, erklärt Markus Vieten, Fackelbaubeauftragter der Gilde. Und es wird auch gefrotzelt und miteinander gelacht. „Beim Fackelbau packen alle mit an“, bestätigt Andreas Lehmann, Adjutant des Hubertusmajors und Fackelbeauftragter seines Korps. Schließlich müssen die drei dafür sorgen, dass die Bedingungen für die Schützen stimmen, um die Großwagen rechtzeitig vor dem Fackelzug fertig zu bekommen. „Das hat bisher aber immer gut geklappt“, sagt Vieten.

„Die Fackelbauer haben schon einen speziellen Humor“

Froh über die Möglichkeit, in der Halle an der Karl-Arnold-Straße bauen zu können, ist auch Peter Ritters, Oberleutnant des Zugs „R(h)einrassige“, der 36 Großfackeln gebaut hat. Seit vielen Jahren koordiniert er den Fackelbau der Schützenlust. „Vorher hatten wir ein noch größeres Platz-Problem und die Unsicherheit, wie es weitergeht“, sagt er in Erinnerung an die Zeit vor zehn Jahren. Nicht, dass es jetzt ausreichend Bauplätze gäbe, da sei „viel Luft nach oben, da sollte über eine Vergrößerung nachgedacht werden“, ergänzt Andreas Lehmann.

Die Bleibe „henger de Bahn“ ist beliebt: „Die Lage ist gut“, sagte Peter Ritters. Und hoch genug: „Fackeln bis zu einer Höhe von 3,80 Metern können auch die Bahnunterführung problemlos passieren.“ Wer höher bauen will, der muss einen Umweg über die Hochbrücke in Kauf nehmen. Zu hoch wollen die Fackelbauer sowieso nicht hinaus, schließlich setzt ihnen die Oberleitung der Straßenbahn im Hauptstraßenzug (Ober-)Grenzen.

Inhaltlich halten sich die meisten Züge an die „Grenzen des Anstands“. Auch wenn die Fackelthemen frech und innovativ umgesetzt sein dürfen und den „Oberen“ der Stadt den Spiegel vorhalten, werden Beleidigungen und zu viel Werbung von den Korps(-Beauftragten) nicht geduldet. Aber: „Die haben schon einen speziellen Humor“, sagt Ritters über Fackelbauer und lacht.

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