Nettetal Werner-Jaeger-Halle: Sanierung oder Neubau?

Nettetal · Eine Arbeitsgruppe aus Rat und Verwaltung soll die Möglichkeiten ausloten, ob und wie das Theater in seiner heutigen Form am Standort erhalten werden kann. Befürworter einer Sanierung sehen im Gebäude ein Symbol für die junge Stadt Nettetal.

Kein Grund zur Sorge: "Akute Gefahr besteht nicht", beschwichtigte Susanne Fritzsche. Auch wenn die Brandschutzfarbe in der Dachkonstruktion der Werner-Jaeger-Halle nicht den gültigen Normen entspreche, sei die Sicherheit noch gewährleistet, erläuterte die Technische Beigeordnete. Allerdings bestehe Handlungsbedarf, wie eine Untersuchung ergeben habe. Um das Wie, ob Sanierung oder Neubau, drehte sich die Diskussion im Ausschuss für Kultur und Städtepartnerschaften am Montag. Neben Fakten und Sachargumenten war viel Nostalgie im Spiel.

"Die Werner-Jaeger-Halle in ihrer heutigen Form ist ein Synonym für die junge Stadt Nettetal, sie ist den Nettetalern wichtig", meinte Renate Dyck (SPD). Damit plädierte die Ausschussvorsitzende für eine Sanierung der Halle. Alternativ steht ein Abriss zur Debatte und dann ein kompletter Neubau. Der wäre zwar teurer, ließe aber mehr Spielraum für eine funktionale Gestaltung, wie sie üblich ist für eine modernde Stadthalle dieser Größe.

Die Zahlen legte Fritzsche offen: Eine komplette Sanierung würde rund fünf Millionen Euro kosten. "Es bleibt außer dem Rohbau und den Wänden nix mehr stehen", führte sie aus. Dazu kämen noch die Kosten für die Anmietung einer Spielstätte während der Sanierungsphase, denn der Kulturbetrieb soll weiterlaufen. Laut Erstem Beigeordneten Armin Schönfelder hat es bereits Gespräche seitens der Verwaltung mit dem Betreiber des Seerosensaals in Lobberich gegeben. Neben der Miete fielen noch Kosten für Ausleihe und Installation der technischen Ausstattung an.

Ein Neubau würde sieben bis acht Millionen Euro kosten, wobei mehrere Möglichkeiten denkbar wären: Abriss der Halle und Neubau an gleicher Stelle; auch dabei müsste während der Bauphase ein Saal angemietet werden. Die Alternative wäre ein neues Theater an anderer Stelle - Harald Post (CDU) brachte den Parkplatz an der Sporthalle gegenüber als möglichen Standort ins Gespräch; die Kulturveranstaltungen in der jetzigen Werner-Jaeger-Halle könnten weiterlaufen, bis der neue Bau fertig wäre.

Einig schienen sich die Ausschussmitglieder zwar, dass bei der angespannten Finanzlage der Stadt eine Sanierung vernünftiger weil preiswerter wäre. Aber Hans Kettler (SPD) mahnte: "Wir sind hier nicht der Finanzausschuss". Es gehe um den kulturellen Aspekt - und da spräche alles für eine Sanierung, für die Beibehaltung des Standortes. "Die Nettetaler gehen hier in ihr Theater, sie wollen hier ihre Halle, ihren Teppich haben." Wichtig sei deshalb, dass "die Leute eine neue alte Halle annehmen".

Weniger Nostalgie als die Überlegung, wie ein moderner Kulturbetrieb am besten funktionieren könne, stand für Grüne, FDP und WIN im Vordergrund; erst dann dürfe man sich zwischen Sanierung oder Neubau entscheiden. "Wir wollen uns nicht vorher festlegen lassen", stellte Andrea Brönner (Grüne) klar. Doch die Mehrheit im Ausschuss beschloss, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Verwaltung und Rat soll weitere Möglichkeiten ausloten - wobei "stadthistorisch wie städtebaulich" eine Sanierung "als vorzugswürdige Option" angesehen werde.

Dass im Fall einer Sanierung spätestens 2016 mit der Maßnahme begonnen werden sollte, verdeutlichte Fritzsche: Das Dach und der Raum darunter seien "eine abenteuerliche Konstruktion", die "schon damals nicht den Anforderungen entsprach". Und für einen neuen Anstrich mit Brandschutzfarbe sei "alles viel zu verschachtelt".

(jobu)
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