Nettetal Garten: paradiesische Verheißung

Nettetal · Wolfgang Reinke stellte im Monatstreff die Geschichte der Gartenkunst vor.

Der Mensch hat irgendwann sein Nomadentum beendet und wurde sesshaft. Mit diesem Zeitpunkt dürfte auch die Geschichte der Gartenkunst beginnen. Im Parkstübchen berichtete Wolfgang Reinke aus Essen darüber dem Monatstreff. Der Gartenbauarchitekt ist Mitglied der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Es war sein vierter Vortrag über Gartenkunst im Monatstreff, zu dem sich rund 30 Besucher eingefunden hatten.

Um 1400 v. Chr. entstanden im Nildelta erste Lustgärten, eine Kombination von Nutz- und Ziergarten. Aus dem Zweistromland - heute Irak - sind aus der Zeit um 800 v. Chr. die Hängenden Gärten von Semiramis bekannt. Dass römische Kaiser ihre Lustgärten liebten, die meist von großen Wasserspielen begleitet waren, ist bekannt. Nördlich der Alpen waren Ziergärten lange unbekannt. Nutz- und Kräutergärten gab es nun in Klosteranlagen. Im Islam waren dagegen als Verheißung des Paradieses bereits üppig ausgestattete Gärten verbreitet.

In Europa entstanden erste Lustgärten erst um 1300. Um 1600 begann in der Renaissance die Zeit der großen Lustgärten, die teilweise aber auch als Nutzgärten dienten. Sie waren streng gestaltet mit geraden Hauptwegen und Wasserachsen sowie akkuraten Hecken. Sie wurden um 1700 von den Barockgärten abgelöst, die die strengen Formen behielten, aber verspielter mit kleinteiligen Flächen waren. Es waren keine Wohngärten mehr, hier wurde nur noch repräsentiert. In England entstanden um 1650 die Landschaftsgärten, eine Revolution der Gartenarchitektur. Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich diese Gestaltungsidee auch in Deutschland durch. Es war ein totaler Umbruch, die Gärten wurden zwanglos und unsymmetrisch angelegt und ließen mehr Natur zu.

Heute herrscht ein Mischstil vor. Im Ruhrgebiet wurden beispielsweise Landschaftsgärten neu angelegt oder auch Lustgärten wie bei Bundesgartenschauen gestaltet. Auch die aus den Renaissance- und Barockgärten bekannten Sichtachsen auf besondere Orte werden noch genutzt, wie beispielsweise das Denkmal "Grubenlampe" auf der Halde Rheinpreußen in Moers-Meerbeck, das einen weiten Blick in die Umgebung erlaubt. In den Städten werden heute aber keine neuen großen Gärten mehr angelegt, sondern nur noch Kleinere zwischen den einzelnen Bebauungen mit Kinderspielplätzen.

(heko)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort