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Moers Sinti-Gräber brechen ein: Enni will Betonlösung

Moers · Mit vorgefertigten Betongruften will die Enni künftig die Gräber der Sintifamilien auskleiden. So soll die Stabilität garantiert werden.

 Mit opulenten Grabmalen und Blumenschmuck ehren die Sinti- und Romafamilien ihre Toten in Meerbeck. Doch die unterirdischen Gruften sind instabil.

Mit opulenten Grabmalen und Blumenschmuck ehren die Sinti- und Romafamilien ihre Toten in Meerbeck. Doch die unterirdischen Gruften sind instabil.

Foto: kdi

Tonnenschwer lasten die opulenten Aufbauten auf den Grabkammern der verstorbenen Sinti in Meerbeck. Marmorstelen, Grabsteine und Blumendeko zieren die 32 Gräber der Sinti: Die Totenverehrung der Familien ist weithin sichtbar. Seit den 50er Jahren bestatten sie ihre Angehörigen auf dem Friedhof Meerbeck. Die Stadt hatte den Familien aus religiösen Gründen das Sonderrecht eingeräumt, eigenverantwortlich Gruften in die ausgehobenen Gräber zu mauern. Doch damit ist nun Schluss: Ab dem 1. Januar schiebt die Enni dieser Freiheit einen Riegel vor. Aus Sicherheitsgründen will sie den Familien einen Fertigbausatz anbieten: eine massive Betonverschalung, die die überidische Last sicher tragen soll. Weil der Kontakt zu den betroffenen Familien abgerissen ist, werden die Betroffenen allerdings vor vollendete Tatsachen gestellt.

"Das Risiko ist einfach zu hoch", begründet Friedhofsmeister Karl-Heinz Koenen die Entscheidung der Enni. Erst im Juni sei eine Grabkammer plötzlich abgesackt, die Mauern einfach weggeknickt. "Nicht auszudenken, wenn zu diesem Zeitpunkt jemand auf dem Grab gestanen hätte", sagt Koenen. Oftmals seien die Mauern noch nicht ausgehärtet gewesen, als das Grab verfüllt wurde. Koenen befürchtet Schlimmeres: "Die Familien sind streng katholisch, Allerheiligen beispielsweise kommen sie zahlreich auf den Friedhof und ehren ihre Angehörigen. Wenn in diesen Momenten die Gruft einsackt, wären die Folgen verheerend."

Auf der Suche nach einer Lösung wurde die Enni in Köln fündig. Auf dem dortigen Westfriedhof werden die Gräber der Romafamilien erfolgreich mit Betonelementen ausgekleidet. Für 3464 Euro will die Enni das System in Moers anbieten. Bisher mussten die Familien 1926 Euro für die Sonderwahlgräber zahlen.

Der Moerser Pfarrer Bernhard Lauer, glaubt dass die betroffenen Familien die Lösung akzeptieren werden. Seit Jahren zelebriert der katholische Geistliche die Totenmesse bei den Sintifamilien — die Kommunikation habe sich in den vergangenen Jahren deutlich vereinfacht. Auch beim Zentralrat der Sinti und Roma in Deutschland sieht man den Plan der Enni entspannt. "Viele Kommunen haben die Ausstattung der Gräber mit Gruften bereits untersagt — demzufolge muss man der Moerser Behörde dankbar sein, dass eine solche Lösung weiterhin angeboten wird", sagt Herbert Heuß, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentralrat.

Enni-Geschäftsführer Simon Goerge sieht sogar Vorteile für die Sinti: "Durch diese Verschalung kann die Beerdigung schneller erfolgen — die oftmals schwierige Suche nach einem Maurer fällt ebenfalls weg." Die bereits bestehenden Gräber bleiben allerdings unangetastet. "Sie werden regelmäßig von uns überprüft. Sobald sich Risse zeigen, müssen wir aber reagieren", sagt Koenen.

(RP)
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