Moers Sängerkreis setzt auf neuen Schlagerchor
Moers · Vorsitzender Georg Bruckmann stemmt sich gegen das Sterben traditioneller Chöre. Er arbeitet an einem Schlagerprojekt.
Georg Bruckmann gibt so schnell nicht auf. Der Vorsitzende des Sängerkreises Moers erlebt gerade, wie sich immer mehr traditionsreiche Chöre von der Bühne verabschieden, weil der Nachwuchs fehlt. 36 sind derzeit im Umland aktiv. Das Alter von Chormitgliedern wie schwindende Mitgliederzahlen sind dabei oft Gründe, die zur Auflösung führen.
Für viele, die singen wollen, sind hingegen die regelmäßige Chorarbeit mit Stimmbildung zu aufwendig. "Oftmals sind es auch die Melodien, die nicht mehr ansprechend und wenig zeitgemäß sind", so Bruckmann über den Wandel in der Chorlandschaft.
Mehrmonatige Erfahrungen hat er mit Kindergartenkindern gemacht, als er das Lied "Alle Vogel sind schon da" aufpeppte. "Ich habe es verrockt. Die Kinder haben kleine Gitarren bekommen. Da ging die Post ab", so Bruckmann. Mit diesen Erfahrungen und der Gewissheit, dass Singen weiterhin ein Spaßfaktor bleibt, der für Frohsinn sorgt, startete Bruckmann in ein musikalisches Experiment.
"Ich will Gruppen erreichen, um mit ihnen Schlager nachzusingen", so der Vorsitzende. 13 Sangesfreudige mit und ohne Chorerfahrung trafen sich jetzt im Moerser Lokal "Kleiner Reichstag", um Ohrwürmer zu schmettern. "Über sieben Brücken", "Tausend und eine Nacht" oder "Das ist Wahnsinn", wie auch englischsprachige Evergreens, so "Blowing in the wind", schallten in einstimmiger Version aus dem Saal.
Schnell machte sich bei der überwiegend weiblichen Truppe die gute Laune breit, Arm- und Beinarbeit unterstrich die musikalische Botschaft. Über die Resonanz auf das sogenannte Rudelsingen freute sich Bruckmann. "Mein Ziel ist, eine Interessengemeinschaft ins Leben zu rufen, die sich als eine Art Schlagerchor trifft", so Bruckmann.
Bis zu 20 Personen sollten es schon sein, die sich textsicher und mit Begeisterung in der Schlagerwelt bewegen. "Gerne auch Männer, denn uns fehlen beim Singen von Schlagern die männlichen Stimmen." Zum Einsatz kamen beim ersten Treffen ein Beamer, der die Liedtexte anzeigte, sowie ein Keyboard mit komplettem Orchester.
Die kleine musikalische Testphase in Richtung Projektchor ist somit geglückt. Die Teilnehmer gingen aus sich heraus und erlebten einen beschwingten Abend. Bruckmann plant bereits den nächsten Schritt. Er will dem Gesang mit kleinen Choreographien und Lichteffekten ein wenig mehr Showcharakter geben.
Mit ins Boot geholt hat er die über die Region hinaus bekannte Liz Döhring. Sie ist im Sängerkreis Kreischorleiterin und hat in der Vergangenheit Chöre aufgebaut und geleitet. "Witches of Pitches" gehört dazu.
Jegliche Unterstützung in Form eines Coachings hatte sie im Vorfeld für das Schlager-Projekt angeboten. Dass irgendwann, wenn der Wunsch der Gruppe formuliert wird, ein Auftritt ansteht, ist noch Zukunftsmusik. In jedem Fall soll es mit dem Schlagerprojekt weitergehen, das durch Mund-zu-Mund-Propaganda sogar noch weitere Kreise ziehen soll. "Ich will im Sommer einen weiteren Termin anbieten", sagt Bruckmann.
Anfragen und Infos per E-Mail unter newway@t-online.de
