Moers Moers-Improviser gibt szenisches Konzert in Kapelle

Moers · Die Meinungen über Josefine gehen auseinander: Sie selbst findet ihre Stimme wundervoll, sieht sich als Künstlerin und möchte auch so bezeichnet werden; das Volk der Mäuse, in dem Josefine lebt, findet sie grässlich. Die Sängerin könne nur pfeifen und singe nicht, das sei keine Kunst. Wie anders lässt eine Gesellschaft – im Fall der Franz-Kafka-Erzählung "Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse" die Mäuse-Gesellschaft – ein Individuum sein? Welche Macht hat die Gruppe über den Einzelnen und umgekehrt? Unter anderem um diese Fragen geht es in dem szenischen Konzert, das Improviser in Residence Michael Schiefel am 15. November in Moers gibt.

Die Meinungen über Josefine gehen auseinander: Sie selbst findet ihre Stimme wundervoll, sieht sich als Künstlerin und möchte auch so bezeichnet werden; das Volk der Mäuse, in dem Josefine lebt, findet sie grässlich. Die Sängerin könne nur pfeifen und singe nicht, das sei keine Kunst. Wie anders lässt eine Gesellschaft — im Fall der Franz-Kafka-Erzählung "Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse" die Mäuse-Gesellschaft — ein Individuum sein? Welche Macht hat die Gruppe über den Einzelnen und umgekehrt? Unter anderem um diese Fragen geht es in dem szenischen Konzert, das Improviser in Residence Michael Schiefel am 15. November in Moers gibt.

Das Verrückte an der Sache: Diese Josefine, um die es geht, spricht in dem Stück keinen einzigen Satz. Es wird ausschließlich über sie geredet — und dieses Reden ist zu 100 Prozent Klangkünstler Schiefel. "Michael Schiefel hat keine Probleme damit, durch seine Technik mehrere zu sein", sagt Ulrich Greb, der das szenische Konzert mit Schiefel erarbeitet hat. Er gibt diesen Mäusen, die vordergründig über Josefines Sängerqualitäten und indirekt über Kunst und Gesellschaft und die Akzeptanz von Andersheit diskutieren, ihre Stimmen. "Meine Stimme ist mein Instrument", sagt Improviser Schiefel. Aus insgesamt fünf Soundquellen hört man den Künstler, der in der Mitte der Bühne auf einem kleinen Podest steht. Rund 200 Soundschnipsel werden in dem Mix aus Konzert und Theaterstück verarbeitet, und Schiefel hat genügend Raum zur Improvisation. "Sprache wird musikalisiert", sagt Greb. Spannend ist: Obwohl die Mäuse Josefines Gesang ablehnen, schafft sie es, das Volk um sich zu scharen. Die Mäuse, die sonst wuselig sind, werden dann ruhig. Irgendeine Faszination übt diese Maus, die angeblich nur pfeift, doch auf die Tiere aus, irgendeinen Knopf drückt sie.

Schiefels Zeit in Moers ist übrigens fast vorbei, noch vor Weihnachten wird er seine Wohnung an der Kleinen Allee räumen.

Info "Josefine, die Sängerin..." wird am 15. November, 19.30 Uhr, am 17. November, 18 Uhr, sowie am 24. und 26. Januar gespielt; Kapelle, gegenüber Rheinberger Straße 29

(grof)
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