Mönchengladbach Streik — viele Kitas machten zu

Mönchengladbach · In 35 städtischen Kindertagesstätten legten gestern Erzieherinnen die Arbeit nieder. Nur wenige Eltern nutzten die Möglichkeit, ihre Kinder in Notgruppen unterzubringen. Viele gingen stattdessen mit zur Demonstration.

Gegen 14 Uhr machten gestern die meisten Kindertagesstätten dicht — Warnstreik. In allen 35 städtischen Kitas legten die in Gewerkschaften organisierten Erzieherinnen die Arbeit nieder. Viele von ihnen beteiligten sich an einer zentralen Kundgebung in Rheydt auf dem Harmonieplatz mit 180 Teilnehmern, darunter auch viele Eltern. Währenddessen sollten die Kindertagesstätten ein Notprogramm für Eltern anbieten, deren Kinder nicht anders unterkommen könnten.

Notgruppe mit zwei Kindern

In einer ersten Abfrage am Morgen stellte die Stadt bereits fest, dass "nicht in allen Kitas das Notprogramm durchgeführt wird", sagte Stadtsprecher Dirk Rütten. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sprach von nur zehn Kitas, in denen sich Notgruppen gebildet hätten. "Die Eltern haben sich mit den Erzieherinnen solidarisiert und auf die Nachmittagsbetreuung verzichtet", stellte Roswitha Mirbach von Verdi fest. "Die Eltern haben uns toll unterstützt", sagte Ramona Giesen, Leiterin der Kita Hensenweg, in der keine Notgruppe eingerichtet wurde. In der Kita Mullewapp dagegen kam eine Gruppe zu Stande — mit zwei von 40 Kindern.

Die größte Kita in der Stadt, das Haus an der Mühlenstraße, bekam eine Notgruppe mit sieben Kindern zusammen — von insgesamt 132. "Mir fällt es nicht schwer, das Haus zu schließen. Der Elternrat ist informiert und wir wissen alle Kinder gut untergebracht", sagte Leiterin Brigitte Heymanns. Neun der 17 Erzieherinnen wurden von elf Eltern mit ihren Kindern zur Kundgebung begleitet. "Die Erzieherinnen leisten eine so wichtige Arbeit. Sie haben mir und meinen Kindern so sehr geholfen. Da müssen sie auch gut bezahlt werden", fand Birgit Hermann, die mit ihren Kindern Sevilay (5) und Meryem (6) an der etwa einstündigen Kundgebung in der Rheydter Innenstadt teilnahm. "Ich sehe nicht ein, dass Erzieherinnen so wenig Geld dafür kriegen, dass sie meine Kinder erziehen", sagte Raphaela Hahn, Vorsitzende des Elternrats der Kita Hensenweg.

Die Gewerkschaften fordern für Beschäftigte im öffentlichen Dienst acht Prozent mehr Lohn, oder mindestens 200 Euro netto mehr im Monat. Die Arbeitgeber hatten fünf Prozent Lohnerhöhung bei gleichzeitigem Anstieg der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden angeboten. "Wir sind stinksauer über das Angebot", sagte Mechthild Schratz, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Linker Niederrhein.

(RP)
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