Mönchengladbach Rheydt trinkt ein Pils auf Willy Beines

Mönchengladbach · Er war Unternehmer, Sportsmann, Karnevalist und Rheydter mit jeder Faser – heute vor 100 Jahren wurde Willy Beines geboren. Seine Söhne Dieter und Horst erklären, was ihr Vater heute bei der Feier zu seinen Ehren machen wird.

Er war Unternehmer, Sportsmann, Karnevalist und Rheydter mit jeder Faser — heute vor 100 Jahren wurde Willy Beines geboren. Seine Söhne Dieter und Horst erklären, was ihr Vater heute bei der Feier zu seinen Ehren machen wird.

Er hat mehr erlebt, als normalerweise in 100 Jahre passt. Unternehmer mit 23 Jahren, Kriegsgefangenschaft, Wiederaufbau — und zwar des Familienbetriebs und des gesellschaftlichen Lebens in Rheydt. Willy Beines hat all das in 64 Jahre gepackt. Dann reichten seine Kräfte nicht mehr. Das war 1977. Seither hat sich in Rheydt so ziemlich alles verändert. Eines aber nicht: Dass man Willy Beines kennt. Und das nicht nur, weil eine Straße im Rheydter Westen nach ihm benannt wurde. Sondern vor allem, weil er den Rheydtern wegen seiner Lebensleistung und seiner herzlichen Art im Gedächtnis geblieben ist.

Dass Willy Beines mal Textilunternehmer werden würde, war absehbar. Schließlich wurde er in eine Familie geboren, die seit drei Generationen eine gut laufende Firma führte. Doch er bekam nicht genug Anlaufzeit, um sich in die künftige Rolle zu finden. Er war gerade 23, als sein Vater 1937 bei einem Autounfall starb. Sein Studium musste er abbrechen. Und das Schicksal schüttelte sein Leben noch kräftiger durch. Den zweiten Weltkrieg erlebte er als Soldat an der Front in Russland. Die Kriegsgefangenschaft kostete ihn fast das Leben. Entkräftet und mit offener Lungentuberkulose kehrte 1946 ein anderer Willy Beines ins zerstörte Rheydt heim. Der Zeit seines Lebens kräftige Mann war auf 45 Kilogramm abgemagert.

Eines hatte er sich in den düsteren Stunden während des Krieges geschworen: "Wenn Du heil zurückkommst, tust Du etwas für Deine Heimatstadt." Daran hielt sich Willy Beines. Zwar litt er noch Jahre unter den Kriegsfolgen und hatte alle Hände voll damit zu tun, den Betrieb wiederaufzubauen. Schließlich musste nicht nur das Gebäude wieder hergerichtet, sondern auch die nötigen Maschinen angeschafft werden. Sein Versprechen setzte Willy Beines trotz alledem in die Tat um — und wurde zu einem wichtigen Motor des gesellschaftlichen Wiederaufbaus in Rheydt. Er wurde Vorsitzender und Schatzmeister des Rheydter Spielvereins und sorgte dafür, dass man in Fußball-Deutschland wusste, wo Rheydt liegt. Er war als Schatzmeister des Bürgervereins Blühendes Schaffendes Rheydt einer der tragenden Kräfte bei der Blumenwoche und der Goldenen Blume. Und er bereicherte die Beines-Traditionen um einen neuen Aspekt: den Karneval. Er gründete die Rheydter Prinzengarde und wurde zum Inbegriff des Karnevals. Für sein Lebenswerk wurde Willy Beines hoch dekoriert, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Band und dem Ehrenring der Stadt Rheydt. Am Tag nach dem Blumenkorso 1977 erlitt Beines eine Herzattacke, von der er sich nicht mehr erholen sollte. Er starb im Alter von 64 Jahren.

Die Rheydter haben ihn als großzügig, warmherzig und gesellig in Erinnerung behalten. Zu gerne würden viele heute mit Willy Beines mit einem Glas Pils — oder auch zwei — anstoßen. Drum haben seine Söhne Dieter und Horst, die in die Fußstapfen ihres Vaters getreten sind, dafür gesorgt, dass es nach dem Besuch auf dem Friedhof heute Nachmittag an der Willy-Beines-Straße etwas zu essen und zu trinken gibt. Dieter Beines ist sich sicher: "Gute Gespräche, gute Laune und ein Pils — das wird Vati von oben mit großem Wohlwollen verfolgen."

(RP)
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