Mönchengladbach Hier kann nachts geschmökert werden

Mönchengladbach · Jürgen Schneider verkauft seit 1977 Bücher in Mönchengladbach. Zusätzlich zum Prolibri an der Schillerstraße betreibt er einen zweiten Laden in Odenkirchen. Der Buchhändler führt eine Liste über die Literatur, die er selbst gelesen hat.

 Jürgen Schneider in seinem Buchladen Prolibri an der Schillerstraße: Er selbst liest leidenschaftlich gern. Und er ist in der Lage, seine Kunden für die Literatur zu begeistern.   Foto: Detlef Ilgner

Jürgen Schneider in seinem Buchladen Prolibri an der Schillerstraße: Er selbst liest leidenschaftlich gern. Und er ist in der Lage, seine Kunden für die Literatur zu begeistern. Foto: Detlef Ilgner

Foto: Ilgner Detlef (ilg)/Ilgner,Detlef (ilg)

Seine Kunden decken alle Facetten „vom Anarchisten bis zum Theologen“ ab, sagt Jürgen Schneider, Inhaber des Buchladens Prolibri, schmunzelnd. Rein rechnerisch sollte das in jedem Falle möglich sein. Wenn man die Anzahl der Titel auf den Regalen des Geschäfts an der Schillerstraße durchzählt, so kommt man, schätzt Schneider, auf gut 15.000 Bände.

Seit 1977 existiert seine Buchhandlung. Nach Standorten an der Waldhausener Straße, Albertusstraße und Regentenstraße können seit 1993 die Kunden an der Schillerstraße in der Welt der Bücher versinken. Vor sieben Jahren übernahm der Buchhändler dann noch eine Buchhandlung in Odenkirchen. Mit dieser Zweigstelle des Prolibri ist Schneider sehr glücklich – und seine Kunden in Odenkirchen erst recht.

Spricht man mit Buchhändlern, kommt man – leider – am Thema des Online-Einkaufs von Büchern und damit an der Frage danach, was der Buchladen kann, was Amazon nicht vermag, nicht vorbei. Und die Antwort ist – natürlich – der Service: „Wir geben uns immer Mühe, ein Buch für unsere Leser zu finden“, sagt Schneider.

Selbstverständlich die Bücher, die auf des Kunden Leseliste stehen. Aber auch die Bücher, von denen der Leser noch gar nicht weiß, dass er sie lesen möchte. Schneider und seine sechs Mitarbeiter, das weiß der Chef, lesen leidenschaftlich gerne, haben unterschiedliche Interessen, sind begeisterungsfähig und in der Lage, andere für die Literatur zu begeistern. Sie beraten gerne, und dabei geht es nicht immer um die persönlichen Vorlieben: „Es geht um das passende Buch für den Kunden, egal ob es dem Buchhändler gefällt.“

Prolibri hat traditionell eine politische Ausrichtung, aber hier findet der Leser auch Sachbücher aus vielen anderen Bereichen wie Pädagogik, Philosophie, er findet Literatur, Romane, Kinderbücher und Kunstbücher – die Kataloge des Museums Abteiberg kann man übrigens hier auch kaufen. Auch Regionalia gehören in die Regale: „Wir sind offen und breit aufgestellt.“

Und was Amazon weiterhin nicht kann: Lesungen veranstalten. Das tut Schneider hin und wieder. Mit Mönchengladbacher Autoren beispielsweise. Gemeinsam mit der Buchhandlung Degenhardt veranstaltet er ferner die Literaturabende des Fördervereins der Kliniken Maria Hilf, nimmt teil am Welttag des Buches und – ein besonderes Schmankerl – er bietet die „Schmökerabende“ an: Nach Ladenschluss können sich die unermüdlichen Leseratten in der Buchhandlung einschließen lassen und bei Häppchen und Getränken nach Herzenslust und ungestört in den 15.000 Bänden schmökern.

Seine Entscheidung, Buchhändler zu werden, hat Schneider nie bereut. „Wo sonst kriegen Sie den Zeitgeist und die geistigen Strömungen besser mit als in der Buchhandlung“, fragt der 64-Jährige, der in der Bücherstube Schulz in Neuss gelernt hat. Wozu ihm übrigens Freunde rieten – Schneider selbst hatte andere Pläne. Aber er hörte auf seine Freunde.

Bereut hat er es nie, seine Begeisterung fürs Buch ist ihm anzusehen, aber Schneider stellt auch fest, dass es ein harter Job ist. Der nicht leichter wird. Die jungen Leute fallen als Käufer weg, „wir werden mit unseren Kunden alt“. Allerdings, so stellt Schneider fest: die positiven Veränderungen im Stadtteil Eicken haben auch positiven Einfluss auf seinen Laden. Ein wenig jünger wird die Kundschaft nun ansatzweise doch.

An ein wichtiges Buch seiner Jugend kann sich der leidenschaftliche Leser und Buchhändler noch gut erinnern: „Catch 22“ von Joseph Keller war es. Und derzeit liest er „Die Tagesordnung“ von Eric Vuillard. Er führt übrigens eine Liste darüber, was er gelesen hat – hilft ganz gut beim Sich-Erinnern.

Apropos Online-Einkäufe: jeder Leser kann auch bei Prolibri online einkaufen: www.prolibri-buchladen.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort