Mönchengladbach Junge Kunst belebt den alten Garten

Mönchengladbach · Elf Künstler von zehn bis 14 Jahren erwecken den Propsteigarten hinter dem Museum Abteiberg in Mönchengladbach aus seinem Dornröschenschlaf.

 Die zwölfjährige Antonia – eine von elf kleinen Künstlern – hat eine Geige mit metallener Spitze gebaut, die halb über die Mauer des Propsteigartens auf das Museumsgrundstück ragt.

Die zwölfjährige Antonia – eine von elf kleinen Künstlern – hat eine Geige mit metallener Spitze gebaut, die halb über die Mauer des Propsteigartens auf das Museumsgrundstück ragt.

Foto: Detlef Ilgner

Ein kleines, verwunschenes Fleckchen Erde liegt hinter dem Museum Abteiberg. Von außen kaum einzusehen, verborgen hinter Pflanzen und alten Mauern. Lichtflecken fallen durch das Blätterdach der mehr als 150 Jahre alten Buche auf den Boden, es knirscht und knackt bei jedem Schritt. Der alte Propsteigarten wird heutzutage nur noch selten betreten .

Zwei Wochen lang dann das Erwachen für den Garten — elf Kinder erstürmen ihn, es wird gesägt, gehämmert, gemalt und geklebt. "Unser Skulpturengarten", so der Name des Ferienkurses unter Leitung des Künstlers Christian Odzuck, verwandelt das Grundstück bis Ende August in einen Teil des Museums Abteiberg. Sogar eine Metallbrücke über die Trennmauer musste extra für den Kursus gebaut werden. "Wir konnten aus Platzgründen nicht noch mehr Installationen im Park unterbringen — also haben wir das Grundstück auf Zeit und mit Hilfe des ehemaligen Propstes Albert Damblon erweitert", sagt Museumspädagoge Uwe Riedel.

Hier stehen sie nun, sieben Skulpturen, die zeigen, wie die Kinder und Jugendlichen ihre Welt sehen. Darunter sind ein unheimlich dreinblickender Baum und im Sonnenlicht scheinende Fäden. An der Steinmauer im Rücken hängt die "Eine Welt", die die zehnjährige Charlotte für die sich im Urlaub befindliche Schöpferin erklärt: "Alle Kontinente habe die gleiche Farbe. Sie wollte damit zeigen, dass wir alle von einem Urkontinent stammen, dass wir eigentlich alle gleich sind." Für ihre eigene Skulptur hat Charlotte Noten aus Metall hergestellt und an einem Baum aufgehängt. "Musik kann man nicht nur im Radio oder an einem Instrument, sondern auch in der Natur hören", sagt sie. Die Blätter der alten Buche rauschen im Wind. Auch bei Antonia (12) dreht sich alles um Musik. Sie hat eine Geige mit metallener Spitze gebaut, die halb über die Mauer des Propsteigartens auf das Museumsgrundstück ragt. "Deshalb habe ich mir den Platz ausgesucht, weil man die Geige dann auch aus dem Park heraus sehen kann. Die silberne Spitze ist ein Schnabel, vielleicht ist es also auch ein Vogel, der in den Park schaut. Das kann sich der Betrachter aussuchen", sagt Antonia.

Der Sommerferienkursus im Rahmen des dreijährigen Projekts "Ein ahnungsloser Traum vom Park" ist Teil des Kulturrucksacks NRW, ein Projekt, das von der Landesregierung gefördert wird. Für die anderen Kurse erhält das Museum Abteiberg in diesem Jahr Unterstützung von der Stadtsparkasse. Einen Monat lang stehen und hängen die Arbeiten nun im erweiterten Park, bis die Kinder sie mit nach Hause nehmen können. Dann verschwindet die Metallbrücke — und der Propsteigarten verfällt wohl wieder in den Dornröschenschlaf.

(ansc)
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