Mönchengladbach Insolvenzverwalter - Unternehmer auf Zeit

Mönchengladbach · Bald soll ein Monforts-Investor gefunden sein. Die RP erklärt am Beispiel Emil Rinckens, wie das funktioniert.

 Emil Rinckens hat Monforts schon einmal betreut.

Emil Rinckens hat Monforts schon einmal betreut.

Foto: Detlef Ilgner

Im Fall Monforts ist Emil Rinckens guter Dinge. "Wir haben positive Gespräche geführt, ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ostern einen Investor gefunden haben", sagt der Mönchengladbacher Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter. Monforts baue schließlich exzellente Maschinen und habe hochmotivierte Mitarbeiter. Eine gute Basis also für die Arbeit eines Insolvenzverwalters, der nicht nur dafür sorgen soll, dass die Gläubiger ihr Geld erhalten, sondern möglichst auch den Erhalt des Unternehmens sicherstellen.

Insolvenzverwaltung ist keine Aufgabe, die man mal eben so nebenher erledigt, zumindest nicht bei einem größeren Unternehmen wie Monforts. Gefragt sind Kommunikationsfähigkeit, unternehmerisches Denken und viel Zeit und Engagement. Denn schließlich - was treibt Unternehmen überhaupt in die Insolvenz? Die Summe von Fehlverhalten und mangelhafter Führung, meint Emil Rinckens, der schon mehrere hundert Insolvenzen bearbeitet hat. "Externe Faktoren wie ein Umschwingen des Marktes werden seltener, interne Faktoren nehmen zu", sagt er. "Es wird sich zu wenig gekümmert."

Das Sich-Kümmern auf Zeit übernimmt ein Insolvenzverwalter, der vom Gericht nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bestellt wird. Er trägt während der Zeit der Insolvenz auch das unternehmerische Risiko. Im Fall Monforts ist Emil Rinckens schon zum zweiten Mal als Feuerwehrmann gefragt, das Unternehmen war 2010 schon einmal insolvent.

Vier Jahre und vier Geschäftsführer später wiederholt sich das Ganze: Diesmal bildet die Ukraine-Krise den aktuellen Rahmen. Der russische Gesellschafter zieht sich zurück, es fließt kein frisches Geld ins Unternehmen, Monforts schreibt rote Zahlen. Rinckens soll das Unternehmen möglichst erhalten und einen Investor finden. Dafür hat er nur wenig Zeit, denn je länger sich eine Insolvenz hinzieht, desto stärker werden Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter verunsichert.

"Mein erster Weg führt in solchen Fällen immer direkt ins Unternehmen", erklärt der Insolvenzverwalter. "Ich muss mir einen Überblick verschaffen." Er stellt fest, ob die Mitarbeiter ihren Lohn erhalten haben, ob Aufträge weiter bearbeitet werden können, ob Material beschafft werden muss. Er muss Lieferanten davon überzeugen, zu liefern, obwohl ihre letzte Lieferung noch nicht bezahlt wurde. Er muss mit den Kunden reden, um sie bei der Stange zu halten, er muss die Mitarbeiter informieren. Und er muss feststellen, ob das Unternehmen überhaupt sanierungsfähig ist, ob die Produkte Abnehmer finden, wie der Markt aufgestellt ist. "Das Wichtigste ist es, Vertrauen aufzubauen", betont er. "Die Zusagen, die ich mache, sind zwingend einzuhalten."

Das Insolvenzrecht bietet ihm zwei große Vorteile beim Sanieren eines Unternehmens: Das Unternehmen muss keine Löhne zahlen, die Agentur für Arbeit übernimmt das Insolvenzausfallgeld für die Mitarbeiter. Außerdem dürfen Altforderungen nicht beglichen werden. "Die operative Einheit wird damit von der Vergangenheit getrennt", sagt Rinckens.

Als Sanierer muss er auch immer wieder unangenehme Entscheidungen treffen: Mitarbeiter entlassen, umstrukturieren, Verträge neu verhandeln, Projekte stoppen. Eine Maschine als Vorführmaschine nach Shanghai zu liefern ist zu teuer, wenn daraus kein sicherer Gewinn entsteht.

Unternehmenszahlen zu analysieren, ist für den Insolvenzverwalter eine zentrale Aufgabe. "Wir steigen ganz tief ein", sagt Rinckens. "Manchmal hat die Geschäftsführung Theaterkulissen aufgebaut, um Fehler verschleiern." Nach etwa drei Monaten geht es daran, einen Investor zu finden und für das Unternehmen zu begeistern. Im Fall Monforts ist man auf dem richtigen Weg.

(arie)
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