Mönchengladbach Fritz Rahmen: Der letzte Rheydter Oberbürgermeister

Mönchengladbach · Der 29. März 1974 war kein leichter Tag für Fritz Rahmen. Ausgerechnet ein glühender Verehrer der Stadt Rheydt musste das Dokument unterzeichnen, das die kreisfreie Stadt zu einem Stadtteil machte. Der Gebietsänderungsvertrag regelte die kommunalen Grenzen neu. Und für Rahmen, der in der gesamten Nachkriegszeit als Politiker für die CDU gewirkt hatte, besiegelte das Dokument das Ende seiner politischen Laufbahn. Nachdem Mönchengladbach wiedervereinigt war, verzichtete er auf eine Kandidatur im neuen Rat und arbeitete wieder in seiner Anwaltskanzlei – mit 70 Jahren.

Vielleicht ist es das, was man einen Politiker mit Rückgrat nennt. Rahmen war nämlich tatsächlich ein Politiker, dem es einzig und allein um die Sache ging. "Es müsste einen Führerschein für Kommunalpolitik geben. Jeder, der in der Politik an etablierter Stelle mitreden will, sollte einen solchen Schein erwerben müssen. Damit wäre sicherlich eine gewisse Garantie für sachliche Arbeit gegeben", sagte er im Interview mit der Rheinischen Post am 11. Juni 1970. Sein Credo: "Schlagworte schaffen noch keine Zukunft."

Ein begnadeter Redner, das berichteten seine Kollegen im Landtag, war Rahmen ohnehin nicht. Im Parlament galt er als ein eifriger Abgeordneter, der durch seinen bestechenden Sachverstand und gern gehörten Rat in den Vordergrund trete.

Das tat der in weiten Teilen zerstörten Stadt Rheydt nach dem Zweiten Weltkrieg offenbar gut. Er trat früh der Rheydter CDU bei, wurde 1952 Ratsmitglied in Rheydt und war so maßgeblich am Wiederaufbau der Stadt beteiligt. "Sachliche Zusammenarbeit war die Voraussetzung", sagte Rahmen dazu, der seine Stadt "nach meiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft nicht wiedererkennen" konnte. Er bildete mit Heinrich Pesch und

Wilhelm Schiffer das Dreigestirn der politischen Schwergewichte in Rheydt. Von 1963 bis 1964 sowie von 1969 bis 1974 war er Oberbürgermeister und dazwischen Landtagsabgeordneter – er war das letzte Stadtoberhaupt, das sein Dienstzimmer im Rheydter Rathaus bezog. Dabei kämpfte er lange für die Selbstständigkeit der Stadt, bis im Frühjahr 1974 der Druck aus dem Innenministerium, sich endlich zu einigen, immer größer wurde.

Rahmen galt als "OB des kleinen Mannes", wie ihn die RP am 27. August 1977 in ihrem Nachruf bezeichnete. Das brachte ihm viele Sympathien in der Bevölkerung ein: Er war Burggraf, "Morrscher Jong" und Vorsitzender des Vereins "Blühendes und schaffendes Rheydt". Er erhielt das Bundesverdienstkreuz und den Ehrenring der Stadt Rheydt. Bevor er all diese Ehrungen erhielt, sagte er: "Wir können nicht genug für den Bürger tun, aber doch im Rathaus, innerhalb der Verwaltung und in den Ausschüssen. Man sollte nicht gleich mit jeder Kleinigkeit, die man glaubt, ordentlich erledigt zu haben, in die Öffentlichkeit gehen und damit prahlen. Nur die Sache muss obenan stehen. Dann wird der Kommunalpolitiker auch geachtet und vielleicht auch mal geehrt." Rahmen wurde sehr oft geehrt.

(RP)
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