Mönchengladbach Erste Rolle in der "Fledermaus"

Mönchengladbach · Michael Siemon ist neuer Tenor am Gemeinschaftstheater Krefeld und Mönchengladbach. Seine erste Partie singt der 32-Jährige in der Operette: den Eisenstein in der "Fledermaus" von Johann Strauß. Auch beim Theaterball am 24. März wird er sich dem Publikum als Solist vorstellen.

 Musik hat Michael Siemon sein Leben lang begleitet. Vom Kinderchor führte sein Weg geradlinig auf die Opernbühne. "Im lyrischen Fach fühle ich mich sehr wohl", sagt der Tenor.

Musik hat Michael Siemon sein Leben lang begleitet. Vom Kinderchor führte sein Weg geradlinig auf die Opernbühne. "Im lyrischen Fach fühle ich mich sehr wohl", sagt der Tenor.

Foto: Thomas Lammertz

Michael Siemon genießt die Oper – auch als Zuschauer. Er sitzt im Publikum, wenn das Musiktheaterensemble in Krefeld oder Mönchengladbach auf der Bühne arbeitet. Der 32-Jährige ist als Tenor neu ans Gemeinschaftstheater verpflichtet und hatte seinen ersten Auftritt als Filou Eisenstein bei der Premiere der "Fledermaus" in Rheydt.

 Siemon als Eisenstein

Siemon als Eisenstein

Foto: Stutte

Mit einem Duett aus "Wiener Blut" wird der Sänger sich auch beim Theaterball am 24. März im Theater Mönchengladbach vorstellen. Operette ist ein Fach, auf das er sich freut: "Eine gute Operette ist nicht einfacher als Oper – nur anders", sagt er. "In der Operette muss alles auf den Punkt kommen, gerade in den Dialogen müssen Timing und Zusammenarbeit unter den Kollegen stimmen. Es wird oft unterschätzt, welche Präzisionsarbeit das ist." Eine Operettenrolle ist auch die erste Partie, die er am Niederrhein übernahm: Er singt den Eisenstein in Johann Strauß' "Fledermaus". "Das hat mich sehr gereizt. Denn zuvor hatte ich in Gera den Alfred in dieser Operette gesungen", erzählt Siemon.

Wohnsitz in Korschenbroich

Gera-Altenburg, die Braunschweiger Staatsoper, Bielefeld, Nordhausen und Essen sowie Festivals wie Merzig und Heidenheim waren Stationen des Westerwälders auf dem Weg nach Mönchengladbach. In Korschenbroich hat er sich mit seiner Freundin niedergelassen: "Ich muss die Natur gleich vor der Haustür haben", sagt er. Bewegung verschafft ihm einen freien Kopf, wenn er vom Bühnenalltag abschalten will. Mit dem Sport ist es schwierig geworden, seit er im festen Engagement ist: "Ich mag vor allem Teamsportarten wie Fußball und Volleyball." Aber regelmäßige Trainingszeiten seien mit dem Theaterleben nicht gut vereinbar.

Siemon hält sich für einen glücklichen Menschen. "Aber das eine Glück gibt es nicht, sondern viele Momente, die man auch erkennen muss. Für mich ist das zum Beispiel ein Sonnenuntergang – oder der Moment, wo mir bewusst ist, dass ich mit dem, was ich mache, im Einklang bin."

Glücklich hat sich auch sein musikalischer Weg geebnet. Als Kind sang er im Chor, die Eltern ermöglichten ihm den Musikunterricht, er lernte Flöte, Klavier, Schlagzeug. Doch im Gesangsunterricht funkte es dann. Das war es, was Siemon machen wollte. "Die Musikschule wäre für mich auch eine berufliche Option gewesen", sagt er. Mit Anfang 20 hat er als Chorleiter Erfahrungen gesammelt – und Selbstbewusstsein. "Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, dass einer sagt, wo es lang geht – und so läuft es ja auch am Theater." Auch fürs Vorsingen hat er so Sicherheit gewonnen.

Als er beim Nachwuchsfestival in Rheinsberg den Belmonte in der Mozart-Oper "Die Entführung aus dem Serail" sang, stand für Siemon fest, dass er auf die Bühne will, Heldenpartien singen – und am liebsten Mozart. "Ich fühle mich wohl im lyrischen Fach. Einen Wechsel möchte ich vorerst noch gar nicht. Und parallel zwischen lyrischen und schweren oder komischen Partien zu wechseln, das ist ziemlich schwierig."

Mit jeder Figur erobert der Sänger sich eine neue Welt. Wenn er selber eine Welt wählen dürfte, wäre er ein Zeitgenosse Marco Polos. "Ich würde dann gern den asiatischen Raum erleben, der damals noch frei von westlichen Einflüssen war", sagt er. "Aber ein Tag würde mir reichen. Wir vergessen oft, dass die Lebensumstände damals nicht gerade angenehm waren", beeilt er sich hinzuzusetzen.

(RP)
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