Mönchengladbach Ein Abend - zwei Opern

Mönchengladbach · Auf Schwarz-Weiß folgt Tutti-Frutti. Morgen ist im Theater Premiere für die Doppeloper "Cavalleria rusticana" und "Gianni Schicchi". Die erste ist tragisch, die zweite knallbunt.

 Michael Wade Lee als Turiddu und Agnes Thorsteins als Lola vor den Sängern, die in "Cavalleria rusticana" auf alt getrimmt sind.

Michael Wade Lee als Turiddu und Agnes Thorsteins als Lola vor den Sängern, die in "Cavalleria rusticana" auf alt getrimmt sind.

Foto: Matthias Stutte

Sie sind alt, sie watscheln oder trippeln in gebeugter Haltung, sie sind gottesfürchtig, sie leben nach einengenden Moralvorstellungen. Die Atmosphäre in dem sizilianischen Dorf ist düster, beklemmend, bedrohlich. Nur die Alten sind geblieben, die Jungen sind weggegangen - auf der Suche nach Glück und Geld. Die aufrührende Musik befeuert die Ahnung: Es wird etwas Schlimmes passieren.

Die Tragödie spielt sich auf dem Dorfplatz ab - argwöhnisch beäugt von den Alten. Derart dramatisch kommt die Oper "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni daher, die morgen Abend (19.30 Uhr) auf der Großen Bühne des Theaters Premiere hat. Und zwar im ersten Teil des Abends. Im zweiten folgt der Operneinakter "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini. Auf Schwarz-Weiß folgt Tutti-Frutti. Die Bühne wird schrillbunt, die Klamotten auch, es wird turbulent.

 Farbig-explosiv kommt der Operneinakter "Gianni Schicchi" daher. Es geht immer nur ums Geld.

Farbig-explosiv kommt der Operneinakter "Gianni Schicchi" daher. Es geht immer nur ums Geld.

Foto: © Matthias Stutte

Auf einer Soiree mit anschließendem Probenbesuch haben der musikalische Leiter Diego Martin-Etxebarria, Regisseur François De Carpentries, Siegfried E. Mayer, der die Bühne gestaltete, und Dramaturgin Ulrike Aistleitner die beiden Opern vorgestellt. "Es ist wesentlich besser, eine Tragödie mit einer Komödie zu kombinieren", sagte François De Carpentries.

"Zwei Dramen hintereinander hätten wir alle nicht ausgehalten, und unsere Zuschauer wären traurig nach Hause gegangen und hätten womöglich nicht schlafen können." Diese Gefahr ist gebannt. Üblicherweise wird die "Cavalleria" mit Leoncavallos "Bajazzo" zum abendfüllenden Programm kombiniert. Auf Wunsch von Operndirektor Andreas Wendholz gesellt sich auf der Gladbacher Bühne "Gianni Schicchi" dazu. Der Regisseur tat das gern. Er hat die beiden Einakter miteinander verbunden, sie kommen wie eine große italienische Familiensaga daher.

Beide Opern spielen in Italien, "Cavalleria" in den düsteren, von den strengen Regeln des Christentums geprägten 1930er Jahren auf Sizilien. Die Menschen müssen Armut und Hunger ertragen, wer kann, geht ins reiche Norditalien. In Florenz ist "Gianni Schicchi" angesiedelt. Es sind die knalligen 1960er Jahre. Glaube, Ehre und Moral spielen keine Rolle - es geht ausschließlich um Geld und Macht.

Gebannt verfolgten die Soiree-Besucher nach der erläuternden Einführung dem Probengeschehen. Wo Gewaltiges passierte - im Orchestergraben und auf der Bühne. Enthusiastisch dirigierte Diego Martin-Etxebarria die niederrheinischen Sinfoniker und die großartigen Sänger. Dieser Mann hat das allerfeinste Gehör. Immer wieder unterbrach er die Akteure, gab Anweisungen zum Einsatz und Rhythmus. Ließ nicht locker, bis es perfekt saß. Die Musiker und Sänger folgten ihm hochkonzentriert.

Es durfte aber auch geulkt werden. Da tat sich besonders Michael Wade Lee hervor, der den Turiddu verkörpert. Ein großartiger Sänger, ein echtes Schlitzohr offenbar auch. Seine Geliebte Santuzza war bei der Probe die unfassbar stimmgewaltige Eva Maria Günschmann. Bei der Premiere wird Janet Bartolova die Rolle übernehmen. Johannes Schwärsky hat womöglich den aufwendigsten Part. In der er ersten Oper hat er eine der Hauptrollen, in der zweiten ist er Gianni Schicchi.

Der Abend verspricht, erlebnis- und abwechslungsreich zu werden. Wärmste Empfehlung!

Tickets können an der Theaterkasse unter 02166 6151-100 und online auf www.theater-kr-mg.de reserviert werden.

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