„Buntland Ink“ in Mönchengladbach Eine Leidenschaft, die unter die Haut geht

Mönchengladbach · Das Tattoo- und Piercingstudio Buntland Ink gibt es seit 2004 in Mönchengladbach. Inhaber sind Andreas Fraunhofer und seine Frau Chrissie. Sie erzählen über Trends, den Einfluss von Popkultur, Gefahren und den Imagewandel des Tattoos.

 Meisterin und ehemalige Schülerin: Inhaberin Chrissie Fraunhofer und Natalie Klinkenberg.

Meisterin und ehemalige Schülerin: Inhaberin Chrissie Fraunhofer und Natalie Klinkenberg.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Wenn Andreas Fraunhofer über Tattoos erzählt, dann kann man sich getrost ein 5-Gänge-Menü bestellen. Denn wenn er einmal von seiner Leidenschaft gepackt wird, kann es schon eine Weile dauern, bis er wieder aufhört zu schwärmen. Seine Augen glänzen, immer wieder schleicht sich ein Lächeln in sein Gesicht. Die Passion für das Tätowieren ist in seiner Gegenwart zu spüren. Dabei greift der 39-Jährige gar nicht selbst zur Nadel – er kümmert sich ums Piercen. Seine Frau Chrissie (39), Natalie Klinkenberg (30) und Markus Kobald (35) sind für den Schmuck auf der Haut im Buntland Ink Tattoo- und Piercingstudio in Mönchengladbach zuständig.

Sowohl Chrissie als auch ihr Mann Andreas beschäftigten sich seit 1999 intensiv mit dem Thema. Als die beiden sich Anfang der 2000er Jahre kennenlernten, war schnell klar: Es soll ein kleiner Laden her. „2004 haben wir das Geschäft eröffnet. Anfangs war es noch sehr klein, rund 50 Quadratmeter“, erklärt Andreas Fraunhofer. Weil die Nachfrage aber über die Jahre stieg, auch weil Tattoos ein größeres mediales Thema wurden, entschieden sie 2010, sich deutlich zu vergrößern.

Die rund 300 Quadratmeter an der Steinmetzstraße sind voll mit eigenen Werken, Projekten von befreundeten Künstlern, Konzeptzeichnungen und natürlich mit allen Utensilien, die in so einem Studio gebraucht werden. Mehrere weiße Liegen, Tattoomaschinen, verschiedenste Farben und natürlich Waschbecken sowie Desinfektionsstationen. Besonders letzteres ist heutzutage sehr wichtig, weiß der Inhaber. „Vor ein paar Jahrzehnten legte man da noch nicht wert darauf. Da wurde auch gerne mal ohne Handschuhe tätowiert.“

Allgemein hätten Tattoos über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte eine Wandlung vollzogen. „Früher hat man sich tätowieren lassen, um sich abzugrenzen, um der Welt den Stinkefinger zu zeigen“, erklärt der Inhaber. „Heute ist das schon die Ausnahme.“ Das betont auch seine Frau: „Tattoos sind inzwischen gesellschaftsfähig, vor allem durch Filme.“ Quentin Tarantinos Film „From Dusk Till Dawn“ mit George Clooney sei einer davon gewesen. „Plötzlich wollten viele so ein Tribal-Tattoo am Hals wie er“, erinnert sich die Inhaberin.

Viele Motive seien heutzutage durch Serien, Filme und Popkultur bestimmt. „Vor allem Figuren oder Symbole aus Star Wars und Harry Potter sind oft dabei“, sagt Natalie Klinkenberg. Sie selbst plant auf ihrem Arm bald ein Tattoo von Han Solo. „Aber natürlich von Harrison Ford.“

Beim Blick auf die beiden Tätowiererinnen fällt noch etwas auf. Während auf Klinkenbergs Arm ein Abbild von „Arielle, der Meerjungfrau“ ist, schmückt eine Szene von „Alice im Wunderland“ den Arm von Inhaberin Fraunhofer. „Disneyfilme finden sich auf vielen Körpern. Damit verbinden die Menschen oft starke Kindheitserinnerungen. Da hängen Emotionen dran“, weiß sie.

 Das Team von Buntland Ink (v.l.): Praktikantin Carolin Metzger, Markus Kobald,  die Inhaber Andreas und Chrissie Fraunhofer sowie Natalie Klinkenberg.

Das Team von Buntland Ink (v.l.): Praktikantin Carolin Metzger, Markus Kobald, die Inhaber Andreas und Chrissie Fraunhofer sowie Natalie Klinkenberg.

Foto: Sebastian Esch

Wie in vielen anderen Branchen, beispielsweise der Mode, bestimmen auch prominente Sänger oder Schauspieler, was getragen wird. „Besondere Beispiele sind da unter anderem Rihanna oder auch The Rock“, weiß Chrissie Fraunhofer. Und auch die Fußballspieler gehören dazu. „Man braucht ja heute nur mal einen Blick auf die WM zu werfen. Fast jeder Spieler hat irgendwo eines.“ Kunden kämen häufig mit der Aussage: „Ich hätte gerne das Tattoo von Superstar XY.“ Was für die Tattoo-Profis in der Regel kein Problem ist – trotzdem macht sich die Inhaberin so ihre Gedanken.

„Die Leute interessieren sich oft gar nicht mehr dafür, was das Tattoo eigentlich bedeutet“, so die 39-Jährige. „Natürlich muss auch nicht jedes Tattoo eine stundenlange Geschichte erzählen“, sagt Andreas Fraunhofer. „Aber es stimmt. Viele beschäftigen sich nicht mehr so intensiv mit dem Thema.“ In der heutigen Zeit müsse alles immer schneller gehen. „Es kommt auch vor“, sagt Andreas Fraunhofer, „dass uns Kunden fragen, ob wir Tattoos auch wieder weglasern, wenn sie in ein paar Jahren nicht mehr gefallen. Da muss ich dann immer kurz innehalten.“

 „Arielle, die Meerjungfrau“ verziert den Arm von Natalie Klinkenberg.

„Arielle, die Meerjungfrau“ verziert den Arm von Natalie Klinkenberg.

Foto: Sebastian Esch

Dieses Problem führe zu einer Gefahr: „Da Tätowierer kein Ausbildungsberuf ist, denken viele, sie könnten es auch selbst zu hause machen“, so Chrissie Fraunhofer. „Starter-Kits bekommt man im Internet inzwischen sehr leicht“, sagt auch Natalie Klinkenberg. Sie hat bei Buntland Ink 2012 angefangen und drei Jahre ihre Ausbildung gemacht. „Ich kaufe mir ja auch nicht ein OP-Set und nehme mir dann eine Niere raus“, sagt sie empört.

 Überall sind Werke von Mitarbeitern sowie befreundeten Künstlern.

Überall sind Werke von Mitarbeitern sowie befreundeten Künstlern.

Foto: Sebastian Esch
 Werke und Konzeptionszeichnungen von den Mitarbeitern und Freunden des Tattoostudios.

Werke und Konzeptionszeichnungen von den Mitarbeitern und Freunden des Tattoostudios.

Foto: Sebastian Esch

„Ein beliebter Satz ist auch: ,Ich kenne da jemanden, der macht das echt gut bei sich zu Hause’“, sagt Andreas Fraunhofer. „Wenn ich sowas höre, stellen sich direkt meine Nackenhaare auf.“ Klinkenberg fasst zusammen: „Tätowieren ist ein Handwerk, und ein Handwerk muss man erlernen.“

(se)
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