Ausbildung Teilzeit Azubi – Vollzeit alleinerziehend

Unter den arbeitslosen Frauen sind viele Alleinerziehende ohne Ausbildung. Eine Ausbildung in Teilzeit kann die Lösung sein.

 Die Frage nach einem Betreuungsplatz für das Kind ist für Alleinerziehende in der Ausbildung extrem wichtig.

Die Frage nach einem Betreuungsplatz für das Kind ist für Alleinerziehende in der Ausbildung extrem wichtig.

Foto: Julian Stratenschulte

Zaneta Stonyte ist 28 Jahre alt, kommt aus Litauen, hat zwei kleine Kinder und in Deutschland schon sehr viel gemacht. Sie hat im Fitness-Studio gearbeitet, im Lager, als Promoterin. Aber sie will mehr: eine Ausbildung, einen Beruf, ein Auskommen. „Ich will Vorbild für meine Kinder sein“, sagt die junge Frau, die inzwischen gut Deutsch spricht. Wer ihre Energie und ihre Ausstrahlung erlebt, zweifelt nicht daran, dass ihr das auch gelingen wird. Ganz leicht ist es aber nicht, mit kleinen Kindern eine Ausbildung zu machen, das wissen auch die Beraterinnen bei Arbeitsagentur und Jobcenter.

„Die Arbeitszeiten in den Betrieben passen nicht zu den Kita-Betreuungszeiten“, sagt Angelika König von der Agentur für Arbeit. Weniger als der maximale Betreuungsumfang von 45 Stunden helfe Vollzeitauszubildenden mit kleinen Kindern nicht. Spätestens wenn Blockunterricht in der Berufsschule ansteht, wird es schwierig, aber auch schon ein Berufsschultag in einer entfernt liegenden Berufsschule bringt die mühsam gehaltene Balance zwischen Arbeitszeiten und Betreuungszeiten aus dem Gleichgewicht. Was dagegen hilft, ist die noch sehr selten angebotene Teilzeit-Ausbildung. Sonst sei es ein Teufelskreis, sagt Maximiliane Rosendahl, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsplatz beim Jobcenter. Ohne Kinderbetreuung keine Arbeit, ohne Arbeitsvertrag kein Anspruch auf zeitlich ausreichende Kinderbetreuung. Und ohne Ausbildung keine Perspektive. Unter den arbeitslosen Frauen, die vom Jobcenter Mönchengladbach betreut werden, haben mehr als 4000 keine Berufsausbildung, rund 1500 sind Alleinerziehende.

 Vorne Berufsrückkehrerin Ümit Celepoglu und Zaneta Stonyte. Hinten Angelika König (Agentur für Arbeit) Eva Mertens-Hill (Berufsbildungsakademie), Maximiliane Rosendahl (Jobcenter).

Vorne Berufsrückkehrerin Ümit Celepoglu und Zaneta Stonyte. Hinten Angelika König (Agentur für Arbeit) Eva Mertens-Hill (Berufsbildungsakademie), Maximiliane Rosendahl (Jobcenter).

Foto: Angela Rietdorf

Mit einer Teilzeit-Ausbildung wird der Kreis aufgebrochen. Sie stellt ein flexibles Ausbildungsmodell dar, bei dem die tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit in Absprache zwischen Arbeitgeber und Auszubildender reduziert wird, ohne dass sich die Gesamtdauer der Ausbildung verlängern muss. Sie ist grundsätzlich in allen anerkannten Ausbildungen des dualen Systems möglich und speziell für die gedacht, die Familienpflichten wie die Erziehung von Kindern oder die Pflege der Eltern mit beruflicher Qualifizierung verbinden wollen. Realistisch ist eine Wochenarbeitszeit von 30 Stunden, wobei die Berufsschule in der vollen Zeit absolviert werden muss.

Bei Zaneta Stonyte hat Maximiliane Rosendahl sofort an dieses Modell gedacht. „Sie kam in die Beratung, und ihre Energie hat mich sehr beeindruckt“, sagt Rosendahl. „Sie wollte gern mit Menschen arbeiten, aber auch mit Verwaltungsaufgaben zu tun haben.“ Jetzt hat sich die junge Litauerin bei einem Arzt vorgestellt, der zu einer Teilzeitausbildung bereit ist, und war erfolgreich. Sie beginnt nun eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten.

Das Land NRW unterstützt die Teilzeitausbildung durch eine vom Europäischen Sozialfonds geförderte Vorbereitung. Für Arbeitgeber wird so eine neue Zielgruppe erschlossen. „Die Potenziale dieser Frauen wurden bisher nicht gehoben“, sagt Rosendahl. Tatsächlich zeigen die Zahlen, dass die Arbeitgeber noch immer zurückhalten sind. Von knapp 81.000 Auszubildenden im Regierungsbezirk Düsseldorf werden derzeit nur 438 in Teilzeit ausgebildet.

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