Serie Was Macht Eigentlich? Aschermittwoch ist längst nicht alles vorbei

Mönchengladbach · Was macht ein Hofmarschall, wenn die Session vorüber ist? Für Klaus Werthmann, den Ex-Banker, stellt sich diese Frage überhaupt nicht.

 Das offizielle Bild des Prinzenpaares 2016/2017, Norbert Bude und Barbara Gersmann, mit Hofstaat. Unten MKV-Boss Bernd Gothe (links) und Dieter Lichtenhahn, darüber Dirk Weise und Klaus Werthmann, aufgenommen vor der historischen JU 52 am Mönchengladbacher Flughafen.

Das offizielle Bild des Prinzenpaares 2016/2017, Norbert Bude und Barbara Gersmann, mit Hofstaat. Unten MKV-Boss Bernd Gothe (links) und Dieter Lichtenhahn, darüber Dirk Weise und Klaus Werthmann, aufgenommen vor der historischen JU 52 am Mönchengladbacher Flughafen.

Foto: Prinzenpaar

Rheydt, Gladbach, Viersen, Düsseldorf, London, New York: Stationen im Leben des Bankers Klaus Werthmann. Und Güdderath. Dort lebt der knapp 62-jährige Ruheständler. Aber was heißt schon Ruhe, wenn man vom Karnevals-Bazillus befallen ist wie er? Und genügend Zeit hat. Nicht für närrische Auftritte, sondern für das arbeitsintensive Amt des Hofmarschalls. Das ist der Mann, der im Mönchengladbacher Karneval zusammen mit den Adjutanten Dieter Lichtenhahn und Dirk Weise dafür sorgt, dass alles rund läuft, jedenfalls soweit es das Prinzenpaar betrifft. Und das gilt nicht nur in den zwei bis drei Monaten, in denen die eigentliche Session läuft.

 Singender Hofstaat des Prinzenpaares, von links: Adjutant der Prinzessin Dieter Lichterhahn, Hofmarschall Klaus Werthmann, Adjutant des Prinzen Dirk Weise.

Singender Hofstaat des Prinzenpaares, von links: Adjutant der Prinzessin Dieter Lichterhahn, Hofmarschall Klaus Werthmann, Adjutant des Prinzen Dirk Weise.

Foto: MKV

Rund 300 Veranstaltungen stehen im Lauf des Jahres auf dem Programm des Hofmarschalls. Dazu reichlich Schreibtischarbeit und Gespräche. "Wenn ich noch im Beruf wäre, könnte ich das alles nicht schaffen", sagt Werthmann. Es muss für das nächste Jahr geplant, Kontakt nicht nur zu den 40 Vereinen im Mönchengladbacher Karnevals-Verband (MKV) gehalten werden, sondern auch zu den Medien.

"Nach der Session ist vor der Session", weiß Werthmann inzwischen. Denn am Aschermittwoch ist längst nicht alles vorbei, wie es, seit 1953 rheinlandweit behauptet wird. Jedenfalls nicht für Leute wie den Hofmarschall. Der hat auf die Frage im Titel dieser RP-Serie "Was macht eigentlich?" so einige Antworten parat.

 Erholen für die Session: Klaus und Marita Werthmann im Sommer 2016.

Erholen für die Session: Klaus und Marita Werthmann im Sommer 2016.

Foto: KW

Die ersten "Nachwehen" hat er hinter sich: sieben Fischessen bei einzelnen Gesellschaften zum Beispiel. Dann gibt es die Wettbewerbs-Prämierungen der Fußgruppen im Veilchendienstagszug, die Verleihung der "Ströppkes"-Orden für den ganz jungen Nachwuchs in den Gesellschaften ("Die Kinder kommen bei den Orden eigentlich zu kurz"). Und dann geht es im April schon wieder los mit der Vorbereitung der nächstes Session: die zweitägige Klausurtagung des MKV, dann die Hauptversammlung mit Neuwahlen (auch der des Hofmarschalls). Und am 7. Juli 2017 ist das "Hoffest", bei dem das neue Prinzenpaar der Öffentlichkeit vorgestellt wird, das dann am 11. November zur feierlichen Proklamation antritt - nachdem das alte am 11. 11. verabschiedet worden ist. Genügend Arbeit also auch nach Aschermittwoch für den Hofmarschall.

 "Jecke" Familie (von links): Daniel, Marita, Linda und Klaus Werthmann.

"Jecke" Familie (von links): Daniel, Marita, Linda und Klaus Werthmann.

Foto: KW

Klaus Werthmann war immer schon ein lebensfroher Mensch, einer der gerne feiert, nicht nur zur närrischen Zeit. Der organisierte Karneval ist dem Sohn eines Rheydter Maschinenschlossers aber erst spät direkt begegnet. 2007 war das, als sein Sohn Daniel, damals 25 Jahre jung, ihn zu sich in die Große Rheydter Prinzengarde lockte. Mehr als "Reservist" mochte der Vater allerdings nicht sein. Der Job bei der Commerzbank ließ große Auftritte in der Session nicht zu.

 Der junger Banker, etwa 20 Jahre alt.

Der junger Banker, etwa 20 Jahre alt.

Foto: Prinzenpaar

Aber auch der Reservist geriet ins Blickfeld der beiden "Macher" im MKV, Bernd Gothe und Dieter Beines. Als sie Anfang 2014 einen neuen Hofmarschall suchten, stießen sie auf Klaus Werthmann, der inzwischen, beruflich, Ruheständler war. Ein Mann, der strukturiert arbeiten und organisieren kann, auf Menschen zugeht, sie für sich gewinnt und dann auch für den Karneval. "Komm doch mal vorbei - und bring deine Frau gleich mit", sagte Gothe 2014. Marita Werthmann ging mit, hörte sich an, was Dieter Beines und Bernd Gothe mit ihrem Mann vorhatten - und sagte: "Wenn du Spaß daran hast - dann mach es!"

 Mittagspause in London

Mittagspause in London

Foto: Prinzenpaar

Drei Jahre ist das jetzt her, seine dritte Session hat der neue Hofmarschall gerade hinter sich. Er hat dafür gesorgt, dass alle Auftritte des Prinzenpaares sorgfältig geplant und pünktlich wahrgenommen werden konnten. Er kennt die 40 Vereine der Stadt mit all ihren Verantwortlichen, ihren Sitzungen und Wünschen, er hat die vielfältigen "Schlachtrufe" der Gesellschaften gelernt. Da sind längst nicht nur "Halt Pohl" und "All Rheydt" oder "Helau" und "Alaaf", sondern auch "Haas höpp" oder "Halt duur" - einige Beispiele eines vielfältigen Karnevalslebens in dieser Stadt, das Klaus Werthmann liebt und für das er sich einsetzt - auch und gerade nach Aschermittwoch. Und mit Hilfe seiner Marita, die hinter ihm steht und auch Sekretariatsarbeiten übernimmt. So klappt alles wie am Schnürchen. Und, wenn seine Gesundheit mitspielt, will Klaus Werthmann sich dem MKV zur turnusmäßigen Wiederwahl stellen.

"Ohne Karneval geht es nicht!", sagt er mittlerweile. Und ist gespannt, ob MKV-Boss Bernd Gothe sich doch noch mal zu einer erneuten Kandidatur nach 30 Jahren im Amt breitschlagen lässt. "Ich werde dem Karneval eng verbunden bleiben": Nur das hat Bernd Gothe fest versprochen. Und mit Bierbrauer-Chef Michael Hollmann auf die Zukunft des MKV angestoßen ...

(RP)
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