Mettmann Schöner wohnen im Alter

Mettmann · Knapp 70 Prozent der Kreisbewohner über 65 Jahre leben allein in der eigenen Wohnung. Nur zwei Prozent sind im Altenheim untergebracht. Im Kommen sind Wohngemeinschaften und betreutes Wohnen.

Knapp 120 000 Menschen im Kreis sind 65 Jahre und älter. Die Tendenz steigt. Mit dem Alter kommen die körperlichen Einschränkungen, manchmal leider auch die geistigen. Spätestens dann — meistens aber zu spät — stellt sich die Frage nach der geeigneten Lebensform fürs Alter. Zwar wohnen im Kreis immer noch 16 Prozent der alten Menschen bei ihren Kindern, genießen dort Obhut und Sicherheit, doch ihre Zahl sinkt. Großfamilien werden seltener, weil immer mehr Kinder gezwungen sind, in anderen Städten oder anderen Ländern zu arbeiten.

Der Kontakt beschränkt sich oft auf Stippvisiten zum Kaffee. Aber auch wer im gleichen Ort wohnt, hat nicht immer Zeit, sich um Vater oder Mutter zu kümmern. Nicht selten zwingen Schlaganfall, Infarkt oder Demenz zu Heimunterbringungen, die den alten Menschen nicht immer glücklich machen. Die RP stellt in den kommenden Wochen einige Lebensformen älterer Mitbürger vor.

Alltag zu Hause meistern

Andrea Spellerberg, Chefin der Agentur Ponticulus pro Senior, die Pflegekräfte aus Osteuropa vermittelt, ist sicher: Das Altenheim ist nicht der richtige Platz, um dort die letzten Jahre oder Jahrzehnte des Lebens zu verbringen. "Man ist eine Nummer unter vielen. Oft ist eine Schwester für zwei Etagen zuständig." Da bleiben Ansprache und Zuwendung völlig auf der Strecke, sagt sie.

Nur zwei Prozent der Senioren im Kreis leben zurzeit im Altenheim, sagt eine Studie des Kreises Mettmann mit dem Titel "Alternativen 60plus". Knapp 70 Prozent der älteren Kreisbewohner meistern den Alltag mit mehr oder weniger Hilfe zu Hause. Immerhin 13 Prozent entscheiden sich für eine Lebensart, die auch Spellerberg für die optimale hält: die Wohngemeinschaft oder das betreute Wohnen in einer Seniorenwohnanlage mit der Option auf Pflege.

"Doch die Entscheidung sollte man treffen, wenn man noch fit ist", warnt Spellerberg, die seit 25 Jahren im Gesundheitswesen tätig ist. Denkbare Modelle: drei Freundinnen in eigenen Zimmern mit gemeinsamer Küche und Aufenthaltsraum. Sie teilen sich eine Haushälterin und werden abends bei Bedarf von einer Pflegekraft besucht. "Leider wird in unserem Land für schlechte Pflege mehr Geld vom Gesundheitswesen aufgewendet als für gute Pflege", sagt sie. So wird ein Pflegeplatz der Stufe I im Heim mit 1025 Euro von der Pflegekasse bezuschusst, während für die gleiche Pflegestufe an Pflegende in der Familie 235 Euro gezahlt werden. "Seniorenpflege müsste bei uns steuer- und sozialabgabenfrei sein. So dass sie für Familien bezahlbar ist und bei der Pflegekraft für ihren Einsatz rund um die Uhr mindestens 1600 Euro übrigbleiben", fordert sie. "So können auch fitte 60-Jährige sich in diesem Job alle zwei Monate abwechseln", sagt sie.

(RP/rl/ila)
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