Kreis Mettmann Alten Kaminöfen droht das "Aus"

Kreis Mettmann · Seit Beginn des Jahres gilt eine neue Feinstaubregelung. Überblick: Was darf verbrannt werden, was nicht?

 Eine Schornsteinfegerin misst den Feinstaubgehalt eines modernen Kaminofens. Seit Januar gelten strengere Grenzwerte.

Eine Schornsteinfegerin misst den Feinstaubgehalt eines modernen Kaminofens. Seit Januar gelten strengere Grenzwerte.

Foto: Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks

Wer abends noch mal eine kleine Runde durchs Viertel macht, kennt diesen Geruch, der an Urlaubsgegenden in waldreichen Gegenden erinnert: Immer mehr Zeitgenossen machen es sich daheim mit einem Feuerchen im Kaminofen gemütlich. Doch was da oft mitten in der Stadt durch den Schornstein gejagt wird, lässt Nachbarn die Nase rümpfen und Schornsteinfeger zum Messgerät greifen: Für die Brennstoffe in den Kaminöfen gibt es strenge Vorschriften. Und seit 1. Januar gilt eine neue Feinstaubverordnung, die für alte Öfen das "Aus" bedeutet. Ein Überblick - was geht, was geht nicht?

Generell gilt, dass Kaminöfen nur mit Holz, Holzbriketts, Rindenbriketts, Kohlenbriketts und Pellets befeuert werden dürfen. Man muss nicht unbedingt eine feine Nase haben, um festzustellen, wann der Nachbar auch andere Sachen in den Ofen schiebt - wenn behandeltes Holz verbrannt wird: beispielsweise mit Holzschutzmittel behandelte Jägerzäune, die Spanplatte vom ausgedienten Schrank, die lackierte Tischplatte. Dabei können giftige Stoffe freiwerden. Nur die hohen Temperaturen in Müllverbrennungslagen garantieren eine halbwegs saubere Verbrennung. Die aber erreicht der eigene Ofen nicht.

Was laut Kleinfeuerungsverordnung auch verboten ist: Zeitungspapier (wegen der Druckerschwärze) sowie die in vielen Baumärkten angebotenen, mit Brandbeschleunigern versetzten Presslinge, die einzeln abgepackt sind. Sie enthalten bis zu 70 Prozent Paraffin, und können wegen der Gasbildung sogar gefährlich werden, warnen Experten.

Im heimischen Ofen dürfen nur naturbelassene Massivhölzer eingesetzt werden. Dazu zählen zum Beispiel unbedruckte Holzverpackungen für Lebensmittel und Palettenhölzer sowie unbehandelte Terrassendielen aus Lärche oder Douglasie. Wer sich unsicher ist, ob das Holz naturbelassen ist, sollte es im Zweifel fachgerecht entsorgen und nicht selbst verbrennen.

Beim Brennholz muss darauf geachtet werden, dass es trocken genug ist: Die Holzfeuchte darf maximal 20 bis 25 Prozent betragen. Mit preiswerten Feuchtemessern (etwa ab 20 Euro) kann man das selbst feststellen. Zu feuchtes Holz qualmt und stinkt fürchterlich und sorgt für verrußte Ofenscheiben. Scheitholz beispielsweise aus dem Baumarkt ist in der Regel lange genug gelagert (zwei bis drei Jahre).

Weil Heizen mit Holz preiswert und gemütlich ist, verzeichnen Ofenbauer und -setzer seit etlichen Jahren einen regelrechten Boom. Zwar gilt eine Holzheizung als klimaneutral, weil bei der Verbrennung nur soviel CO2 freigesetzt wird, wie der Baum als Kohlenstoff während seines Leben aufgenommen hat. Doch immer problematischer wird die Feinstaubbelastung: Nur wenige moderne Öfen haben ein Feinstaubfilter im Abgasrohr. Das zwang den Gesetzgeber zum Handeln. So gelten seit 1. Januar strengere Grenzwerte für die Staub- und Kohlenmonoxidemissionen für neue mit festen Brennstoffen betriebene Heizkessel. Für alte Öfen gelten bereits seit 2010 strengere Grenzwerte. Ab 2015 müssen alte Einzelfeuerstätten, deren Typprüfung vor 1975 erfolgte, mit Staubfiltern nachgerüstet oder stillgelegt werden, wenn sie die Grenzwerte nicht erfüllen. Öfen mit einer Typprüfung zwischen 1975 und 1984 müssen bis 2017 nachgerüstet oder stillgelegt werden, Öfen mit einer Prüfung zwischen 1985 und 1994 bis 2020 und Öfen mit einer Prüfung zwischen 1995 und 2010 bis Ende 2024. Ausnahmen gelten für Öfen und Kamine, die die einzige Heizmöglichkeit darstellen. Diese sind von der Nachrüstverpflichtung ebenso ausgenommen wie historische Öfen, Herde, Badeöfen, offene Kamine und handwerklich vor Ort gesetzte Grundöfen. Wer vor einigen Jahren einen Kaminofen neu eingebaut hat, dürfte allerdings keine Probleme bekommen. Infos auch über ältere Kaminöfen gibt es meist auf den Herstellerseiten. Einige Unternehmen nennen ihre stählernen Einsätze übrigens Radiante.

(RP)
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