Meerbuscher Geschichte Der Ursprung des Dörfchens Lank

Meerbusch · Eine Maschinenfabrik prägte viele Jahre das Zentrum von Lank. Heute erinnert an der Fronhofstraße nur noch wenig an die damalige Zeit.

 Die Maschinenfabrik von Adam Kauertz belieferte die Bauern im gesamten Amtsbezirk mit landwirtschaftlichen Geräten.

Die Maschinenfabrik von Adam Kauertz belieferte die Bauern im gesamten Amtsbezirk mit landwirtschaftlichen Geräten.

Foto: Mike Kunze

Man will es kaum glauben, aber hier ist der Ursprung des heutigen Dorfes Lank zu suchen. Das Bild ist noch vor dem Ersten Weltkrieg entstanden und zeigt ein überaus ländlich geprägtes Dörfchen. Es ist schwer vorzustellen, dass nur wenige Schritte die Straße entlang der Alte Markt zu finden ist. Tatsächlich handelt es sich um den Kreuzungsbereich der Fronhofstraße mit der Pfarrstraße, der sich heute allerdings ganz anders präsentiert.

„Landwirtschaftliche Maschinenfabrik“ – das war schon etwas arg geschönt, um den Betrieb von Adam Kauertz im Vordergrund zu beschreiben. Auf dem Bild ist allerdings nur ein Teil des Betriebes zu sehem, zu dem auch ein Haus am Markt mit großen Schaufenstern und Werkstatt gehörte, nämlich das Lager an der Fronhofstraße. Im Moment der Aufnahme scheint gerade eine Lieferung von wichtigen Ackergerätschaften angekommen zu sein, die natürlich noch mit echten Pferdestärken vom Hof zum Feld und über den Acker transportiert wurden. Gleichwohl waren sie zu jener Zeit das modernste Gerät, welches zu haben war, und der Handel für die immer noch hauptsächlich in der Landwirtschaft tätigen Lank-Latumer und das ganze Amtsgebiet unverzichtbar. Heute ist der „Ausstellungsplatz“ Teil der verbreiterten Pfarrstraße (die damals noch Kurze Straße hieß) und das Gebäude wurde in den 1920er-Jahren durch ein Wohngebäude ersetzt, das heute noch steht.

 Diese Aufnahme von der Fronhofstraße zeigt denselben Ort aus derselben Perspektive, die Maschinenfabrik wurde bereits in den 1920er Jahren abgerissen.

Diese Aufnahme von der Fronhofstraße zeigt denselben Ort aus derselben Perspektive, die Maschinenfabrik wurde bereits in den 1920er Jahren abgerissen.

Foto: Mike Kunze

Die Fabrik Kauertz war übrigens der Tummelplatz eines jugendlichen Schlitzohrs ganz besonderen Kalibers. Der Sohn des Hauses war Eugen Kauertz (1898-1988), der nicht nur als Kampfpilot des Ersten Weltkrieges seine eigene Todesanzeige veröffentlichen ließ, nur um dann im Automobil stolz ins Dorf einzurücken, sondern auch als Tüftler und Erfinder von sich reden machte. Der von ihm erfundene Wankelmotor schaffte es allerdings nie bis zur Serienreife. Jugendfreund Franz Urbas hat jedenfalls einige Schwänke für die Nachwelt zu Papier gebracht.

Im Bildhintergrund finden sich einige kleine Häuschen, wie sie typisch waren. Durch mehrfache Haus- und Grundstücksteilungen in den Familien entstanden solche ineinander verschachtelten Parzellen. Heute steht hier ein größerer Wohnblock, wie sie in den 1960er Jahren in Mode kamen. Auf der Wiese ist vor etlichen Jahren noch ein Mann beim Rasenmähen in einen nach dem Abbruch von Häusern und Kellern verbliebenen Hohlraum eingesunken. Zum Glück ist nichts passiert. Nur die Giebelspitze ist von der alten Vikarie zu sehen, die 1767 erbaut und fast genau 200 Jahre später ebenfalls abgebrochen wurde. Im Krieg wurden hier heimlich katholische Jugendgruppen betreut und schon im 18. Jahrhundert war Pfarrer Wilhelm Jacobs neidisch auf seinen Vikar, der hier im Schatten der St. Stephanus-Kirche residieren durfte, während der Pastor stets von der Mittelstraße zum Gottesdienst stapfen musste.

Direkt dahinter ist der Giebel der alten Küsterei zu sehen. Dieses Gebäude steht noch und wurde 1749 an den Markt angrenzend errichtet. Im Krieg ging hier eine Bombe nieder und beim Wiederaufbau wurden im Erdgeschoss große Fenster gebrochen. Hier residierte zunächst die Volksbank, später ein Juwelier. Auch heute ist hier noch ein Geschäft, nebenan wurde an Stelle der Weltkriegsruine vor 30 Jahren ein im Stil angepasstes Haus mit Gastronomie erbaut.

Die gegenüberliegende Bebauung an der Ecke zum Marktplatz ist nicht zu sehen, weil das Hannen-Haus, Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, im Wege steht. Ursprünglich ein einziges Wohn- und Geschäftshaus mit eigener Kürschner- und Polstererwerkstatt wurde der Bau später geteilt. Es gehört noch heute der Familie Hannen. Davor duckt sich ein unscheinbares weißes Häuschen, das um 1980 baufällig war und kurz vor dem Abbruch stand. Karl Schmalbach kaufte und rettete das Haus von „Ohme Malche“, wie die letzte Besitzerin im Ort genannt wurde, und vergrößerte das Fachwerkgebäude um ein Drittel. Seither ist dort das „La Pähd“ zuhause, das heute einen malerischen Akzent der Altbebauung des Lanker Ortskernes setzt. Das Gebäude wurde, wie die meisten auf dem Bild zu sehenden Häuser,  im frühen 18. Jahrhundert auf dem Land des 1859 vollständig abgebrochenen Fronhofes errichtet. Ein Erbpachtvertrag mit Alexander Stammen und seiner Ehefrau Gertraudt datiert von 1725 und auch eine dendrochronologische Untersuchung weist in diese Zeit. Das „La Pähd“ hieß ursprünglich auch „Alexanders Haus“ und die Fronhofstraße war bis 1933 die Alexanderstraße. Während des dritten Reiches wurde sie nach dem NS-Märtyrer Horst-Wessel benannt, nach 1945 bekam sie ihren heutigen Namen.

Bei allen diesen Häusern handelte es sich zu ihrer Zeit um „Neubauten“, denn das mittelalterliche Dorf Lank lag ursprünglich wohl auf der anderen Seite des Langenbruchsbaches. Heute sind dort praktisch nur noch Felder, denn die alten Höfe sind längst verschwunden. Auf der heute besiedelten Seite standen zuerst nur der Fronhof und die auf seinem Gelände erbaute Stephanuns-Kirche.

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