Serie Blühendes Meerbusch Zwischen Tradition und Erneuerung

Meerbusch · Der Büdericher Kleingartenverein ist eine Mischung aus jungen Familien und klassischen Gärtnern. So wird es auf der Anlage nie langweilig.

 Werner Handke ist ein klassischer Kleingärtner, wie er im Buche steht. Auf die Zucht seiner großen Zucchinis ist er besonders stolz.

Werner Handke ist ein klassischer Kleingärtner, wie er im Buche steht. Auf die Zucht seiner großen Zucchinis ist er besonders stolz.

Foto: Sebastian Kalenberg

Hakim flitzt durch die Gemüsebeete im Garten seiner Eltern und zeigt der Reihe nach auf verschiedene Pflanzen und Setzlinge: „Hier wachsen die Zucchini, da sind die Bohnen, und von dieser Pfefferminze habe ich Blüten für den Tee geschnitten.“ Seit Februar besitzt das marrokanische Ehepaar Abdelmalik und Fatima Bouras ihr eigenes, grünes Paradies in der Büdericher Kleingartenanlage an der Geckhütte. Ganz zur Freude der drei Kinder Amina (9), Hakim (7) und Maryem (3). „Wir wohnen in Büderich in der dritten Etage. Pünktlich zur Corona-Zeit konnten wir den Garten hier übernehmen und haben seitdem natürlich sehr viel Zeit hier verbracht“, erzählt Abdelmalik Bouras.

Die Kinder können nicht nur im Planschbecken oder bald auch in dem neu geplanten Klettergerüst toben, sondern werden von ihren Eltern auch in die Garten- und Gemüsearbeit miteinbezogen. „Es gibt heutzutage leider viele Kinder, die nicht wissen wo das Gemüse oder Obst herkommt“, meint Fatima Bouras. „Hier sehen unsere Drei wie Gemüse wächst und wir können es direkt zum Kochen verwenden. Eine eigene Zucchini schmeckt einfach besser als eine gekaufte.“

 Immer mehr junge Familien auf der Anlage: Das marokkanische Ehepaar Fatima und Abdelmalik Bouras - mit ihren Kindern Amina, Hakim und Maryem (v.l.)

Immer mehr junge Familien auf der Anlage: Das marokkanische Ehepaar Fatima und Abdelmalik Bouras - mit ihren Kindern Amina, Hakim und Maryem (v.l.)

Foto: Sebastian Kalenberg

Die Familie Bouras steht exemplarisch für einen Wandel, der in dem Kleingartenverein in Büderich seit einigen Jahren stattfindet. Die Gartenbesitzer werden nicht nur immer internationaler, sondern auch immer jünger. „Wir haben eine schöne Mischung aus klassischen Kleingärtnern und jungen Familien“, erzählt Iris Lange, Erste Vorsitzende des Vereins.

Einer dieser klassischen Kleingärtner ist Bernhard Nakaten (86). Seit 26 Jahren kümmert er sich um seine farbenfrohen Blumenbeete. „Ich bin morgens und abends für jeweils anderthalb bis zwei Stunden hier“, berichtet er. „Da sitze ich selten, sondern bin eigentlich immer unterwegs.“ Besonders stolz ist er auf seine vielen Staudenblumen, die sich durch den gesamten Garten verteilen. „Die müssen natürlich viel gegossen werden – vor allem, wenn es warm ist. Für mich ist das aber keine Arbeit, viel mehr eine Bewegungstherapie.“ Aktuell hilft er sogar noch im Gemüsebeet des Nachbargartens aus und kümmert sich dort um Salat, Zwiebeln und Tomaten. „Meine Vorfahren waren Landwirte, ich buddele einfach gerne und habe da Spaß dran.“

 Zweimal am Tag ist Bernhard Nakaten in seinem Garten. Im Sommer muss er seine Blumen mit besonderer Sorgfalt gießen.

Zweimal am Tag ist Bernhard Nakaten in seinem Garten. Im Sommer muss er seine Blumen mit besonderer Sorgfalt gießen.

Foto: Sebastian Kalenberg

Der Kleingartenverein schließt sich aus insgesamt drei Anlagen zusammen. An der Geckshütte, direkt am Büdericher Friedhof, befinden sich 61 Gärten. An den beiden zusammenliegenden Anlagen der Oststraße und der Magdeburger Straße kommen nochmal 27 weitere Kleingärten dazu. Dort wirbelt Werner Handke (85) seit 1998 durch seine Beete und vorbei an den unzähligen Obstbäumen und -sträuchern. „Ich bin jeden Tag hier, halte die Beete sauber und kümmere mich um Obst und Gemüse“, erklärt der 85-Jährige. Handke ist stolz auf seine üppig bebauten Beete: Kartoffeln, Kürbisse, Rote Beete, Rosenkohl, Wirsing, Kohlrabi und vieles mehr. „In einigen Tagen kann ich den Spinat einpflanzen.“ Für den Rentner ist es ein zeitintensives, aber abwechslungsreiches Hobby. Die Expertise bringt der gelernte Garten- und Landschaftsbauer, der jahrelang auf einem Bio-Bauernhof gearbeitet hat, aus seinem Beruf mit. Und über das Jahr gesehen kommt einiges an Obst und Gemüse zusammen. „Wir nutzen das alles selber. Zum Glück habe ich eine große Familie, ansonsten friere ich aber auch einiges ein“, erzählt er. „Ich haben schon 25 bis 30 Kisten Mandarinen gepflückt. Bei den Brombeeren sind alleine in diesem Jahr zehn Pfund zusammengekommen. Die nutze ich dann für Saft, Gelee oder als Eissoße.“

Auch Iris Lange ist von dem Obst- und Gemüseparadies begeistert. „Das ist wirklich beeindruckend und schön zu sehen, wie hier noch ganz klassische Kleingärtnerei betrieben wird.“

 Die Brombeeren im Garten von Werner Handke.

Die Brombeeren im Garten von Werner Handke.

Foto: Sebastian Kalenberg

Ein paar Meter weiter haben sich Marcus und Kerstin Nobis ihr Gartenreich in den letzten Monaten gestalten können. Auch die fünfköpfige Familie, mit den drei Mädchen Ella (6), Hanna (3) und Lotta (4 Monate), haben kurz vor Beginn der Pandemie den Zuschlag für den Kleingarten bekommen. „Zum Glück“, sagt Marcus Nobis. „Die Wirbelwinde konnten wir hier laufen lassen und wir haben bei jedem Wetter gewerkelt.“

 Nach viel Arbeit erstrahlt der Garten der Familie Nobis in neuem Glanz: Ella (v.l.), Lotta, Mama Kerstin, Hanna und Papa Marcus genießen es dort.

Nach viel Arbeit erstrahlt der Garten der Familie Nobis in neuem Glanz: Ella (v.l.), Lotta, Mama Kerstin, Hanna und Papa Marcus genießen es dort.

Foto: Sebastian Kalenberg
 Auf dem Gemeinschaftsgrundstück an der Geckshölle soll ein kleines Vereinsheim entstehen.

Auf dem Gemeinschaftsgrundstück an der Geckshölle soll ein kleines Vereinsheim entstehen.

Foto: Sebastian Kalenberg

Im Februar war die Gartenpazelle noch mehr oder weniger blank und hatte lediglich eine in die Jahre gekommene Hütte. Nun schlängelt sich ein frisch angelegter Steinweg über den giftgrünen Rasen, vorbei an den Blumenbeeten, dem Klettergerüst und dem Swimmingpool bis hin zur sanierten Hütte. „Wir haben hier alles renoviert und eine komplett neue Küche eingebaut“, erklärt Kerstin Nobis. Natürlich wachsen auch im Garten der Meerbuscher Familie Obststräucher. „So können wir den Kindern auch einiges erklären und sie freuen sich jedesmal, wenn es frische Erdbeeren gibt.“

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