Meerbusch Kunst der Verteidigung

Düsseldorf · "Gewalt gegen Frauen – nicht mit uns" – zu dieser Kampagne rief der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Anfang November in Zusammenarbeit mit einem Bündnis aus Kampfsportverbänden, Frauenorganisationen und dem Weißen Ring auf.

"Gewalt gegen Frauen — nicht mit uns" — zu dieser Kampagne rief der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Anfang November in Zusammenarbeit mit einem Bündnis aus Kampfsportverbänden, Frauenorganisationen und dem Weißen Ring auf.

"Es geht darum, ein Tabuthema öffentlicher zu machen und dafür zu sensibilisieren", sagte DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers. Zum dritten Mal seit 2008 forderte der DOSB Kampfsportvereine dazu auf, Schnupperkurse und Probetrainings für Frauen anzubieten.

Beim ASV Lank fand die Aktion sofort Gehör — es war die Initialzündung zu einem Jiu Jitsu-Kursus für Frauen ab 18 Jahren, der am Mittwoch, 19. Januar beginnt. Jiu Jitsu bedeutet übersetzt "Sanfte Kunst" oder auch "Wissenschaft der Nachgiebigkeit". "Es ist eine von den japanischen Samurai stammende Kampfkunst der waffenlosen Selbstverteidigung und beinhaltet Elemente des Judo, Akido und Karate", berichtet Trainer Andreas Fabick. Ziel sei es, einen Angreifer — egal ob dieser bewaffnet ist oder nicht — möglichst effizient unschädlich zu machen.

Hierbei stehen dem Verteidiger, dem so genannten Jiu Jitsuka, Schlag-, Tritt-, Stoß-, Wurf-, Hebel- und Würgetechniken zur Verfügung. Die Grundlagen — vor allem gegen Handgelenk- und jegliche Art von Körperumklammerungen — sollen die Frauen in dem rund dreimonatigen Kursus lernen. "Danach sind sie in der Lage, etwas 80 Prozent der körperlichen Angriffe gegen sich abzuwehren", meint Fabick. Dies geschehe nicht unter Kraftaufwendung, sondern nach dem Prinzip, "Siegen durch Nachgeben", das heißt es werde so viel wie möglich der Kraft des Angreifers gegen ihn selbst verwendet.

Aus diesem Grund könne auch eine kleine, zierliche Frau einen ihr rein körperlich deutlich überlegenen Mann mit einfachen Techniken in die Flucht schlagen. Jiu Jitsu kann unabhängig von Alter und Geschlecht trainiert werden. Neben vielen verschiedenen Möglichkeiten zur Selbstverteidigung trägt es durch Stärkung des Charakters auch zur friedlichen Lösung von Konflikten bei. "Frauen, die sich selbst verteidigen können, werden in der Regel seltener zu Opfern, weil sie durch das Erlernen der Techniken viel selbstbewusster auftreten und das auch nach außen ausstrahlen", erklärt Fabick.

Er selbst betreibt die Kampfkunst bereits seit mehr als 16 Jahren und ist Träger des 2. Dans — einem schwarzen Gürtel. Co-Trainer Christian Busch verfügt ebenfalls über große Erfahrung und trägt den 1. Dan. Assistiert werden die beiden Männer durch Marion Fiegen (Braungurt) und Greta Barbachowski (Blaugurt). "Es gibt Frauen, die sich nach schweren sexuellen Übergriffen nicht von Männern berühren lassen können — auch nicht im Rahmen eines solchen Kurses, deswegen haben wir die beiden in das Trainerteam beordert", erklärt Fabick.

(RP)
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