Meerbusch Suche nach dem Nazi-Fresko

Düsseldorf · Denkmalschützer wollen prüfen, ob ein NS-Wandbild im Verwaltungsgebäude am Dr.-Franz-Schütz-Platz erhalten ist und freigelegt werden kann. Das dürfte für Diskussionen über den Umgang mit brauner Lokalgeschichte sorgen.

Wie soll Meerbusch mit dem Erbe aus Büderichs brauner Vergangenheit umgehen? Der Fall eines möglicherweise noch vorhandenen Freskos im Verwaltungsgebäude am Dr.-Franz-Schütz-Platz (einem ehemaligen Heim der Hitlerjugend) dürfte eine Debatte über NS-"Kunst" auslösen.

Das mehr als zwei Meter hohe Wandbild sieht auf den ersten Blick harmlos aus: Blonde junge Leute mit Rucksack wandern die Moerser Straße entlang, eine blonde Frau bringt blonde Kinder zur Schule, und ein Jugendlicher in schwarzem Dienstanzug steht mitsamt Trompete auffallend gerade auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz.

Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das Fresko von 1938 als pure Nazi-Idylle — voller "germanischer Recken" und hart arbeitender Bauern, die sich zwischen historischen Meerbuscher Gebäuden (Dyckhof, Haus Meer, Haus Schackum) tummeln. Der dunkel gekleidete junge Mann auf dem Schütz-Platz (damals Adolf-Hitler-Platz) ist schnell als HJ-Trompeter zu erkennen. Sein Instrument ziert die Siegrune, die auch die SS als Erkennungszeichen nutzte.

In den 50er Jahren übertüncht

Viel spricht dafür, dass das Fresko im Erdgeschoss (links vom Eingang) in den frühen Adenauer-Jahren lediglich übertüncht wurde. Der städtische Denkmalschützer Reinhard Lutum hat jetzt mit dem Landeskonservator Kontakt aufgenommen. Denkmalschutz-Experten wollen nun "Suchpunkte festlegen und durch Abschaben feststellen, ob das Fresko noch vorhanden ist". Die genaue Lage und Größe des Werks des Grafikers Fritz Schlüter ist anhand alter Fotografien bekannt. Lutum weiß von einem ähnlichen Fall im Wuppertaler Polizeipräsidium, bei dem ein NS-Wandbild freigelegt wurde.

Sollte das auch in Meerbusch passieren? Bereits der 2008 gefasste Beschluss, das ehemalige HJ-Heim zum Denkmal zu machen, war bei allen Fraktionen auch auf Bedenken gestoßen.

"Wir laufen Gefahr, eine Pilgerstätte für Rechtsradikale zu werden", sagte damals Winfried Schmitz Linkweiler (Grüne) und sprach von einem "falschen Signal". Man einigte sich schließlich, das Gebäude zum denkmalgeschützten Mahnmal zu machen. Zum Thema Fresko unterstrich Schmitz-Linkweiler gestern: "Das sollte Thema im Kulturausschuss werden. Nötig ist eine genaue Abwägung".

Die ehrenamtliche Denkmalbeauftragte Dr. Rosemarie Vogelsang hat sich in einem zehnseitigen Aufsatz in der aktuellen Ausgabe der Meerbuscher Geschichtshefte mit dem Fresko beschäftigt. Ihr Fazit: In dem Wandbild spuke "ein Zeitgeist, der böse Folgen hatte". Der Inhalt des Bildes "verkörpert die geistige Absicht, warum dieses Gebäude geschaffen wurde".

Den Steinen allein sei das nicht anzusehen, so Dr. Vogelsang. Sollte das Fresko noch vorhanden sein, ist sie dafür, es "mit entsprechenden Erläuterungen für den Geschichtsunterricht in Oberklassen zu nutzen". Schüler könnten den Wandbild-Besuch beispielsweise mit einem Abstecher zum Mahnmal im Alten Büdericher Kirchturm ergänzen, wo die Namen der Weltkriegs-Gefallenen verewigt sind — darunter auch frühere Büdericher HJ-Angehörige.

(RP)
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