Olympia-Fieber nach Gold-Rausch DOSB will Spiele wieder nach Deutschland holen

Pyeongchang · Der Deutsche Olympische Sportbund will nach den berauschenden Winterspielen von Pyeongchang mit Vollgas durchstarten zu einer neuen Olympiabewerbung.

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Die deutschen Medaillen-Gewinner

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Beseelt von seinem erfolgreichen "Team D" und angestachelt durch die immer intensiver geführte Debatte, wurde DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Sonntag einige Stunden vor dem Abflug aus Südkorea so konkret wie noch nie seit der verpatzten Hamburger Bewerbung vor gut zwei Jahren.

"Wir werden versuchen, Schritt für Schritt bis zum Jahr 2025 die Dinge vorzubereiten, weil dann die Entscheidung für 2032 fortfolgend fällt", sagte Hörmann im ZDF-Interview. Der DOSB ist aber nicht ausschließlich auf eine große Sommerparty in 14 Jahren fixiert.

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Das waren die prägenden Gesichter von Pyeongchang

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Foto: rtr, wy/wy

"Ich bin relativ zuversichtlich, dass nicht im kommenden Jahrzehnt, aber im dann folgenden, also zwischen 2030 und 2040, der Zeitpunkt gekommen sein kann - ich sage sogar, gekommen sein muss - an dem man, ob mit Winter oder Sommer, wo auch immer, nochmals einen Anlauf nimmt", sagte Hörmann.

Der DOSB-Boss ist mehr denn je infiziert vom Olympia-Virus, die bittere Enttäuschung der vergeigten Bürgerbefragungen in Hamburg (für Sommer 2024) und München (für Winter 2022) ist verdrängt. "Die Begeisterung der letzten zwei bis drei Wochen zeigt sehr wohl, dass dann, wenn die Spiele stattfinden, große Begeisterung gesichert ist", meint Hörmann. Der Funke von Südkorea nach Deutschland sei "erkennbar übergesprungen".

Der DOSB hockt wie ein Sprinter in den Startlöchern, der Startschuss fällt, wenn in Berlin endlich die politischen Verhältnisse geklärt sind. "All die Dinge werden wir dann hoffentlich mit einer bald feststehenden Bundesregierung diskutieren", sagte Hörmann.

Interessant wird auf jeden Fall die Diskussion über eine mögliche Bewerberstadt. Vor der Hamburger Pleite Ende 2015 hatte sich die Hansestadt im internen Duell gegen Berlin durchgesetzt. Das ohnehin relativ überschaubare Interesse an der 16-tägigen Mega-Sause war daraufhin in der Hauptstadt noch weiter gesunken - was Altkanzler Gerhard Schröder bei seiner Stippvisite in Pyeongchang nicht davon abhielt, Berlin wieder ins Spiel zu bringen.

Sehr ambitioniert sind die Bemühungen in Nordrhein-Westfalen, wo Eventmanager Michael Mronz mit viel Geduld und Geschick das Projekt "Rhein Ruhr City 2032" vorantreibt. Im April stellt Mronz sein Planungspapier für das Sportstättenkonzept vor. Er ist damit möglichen Konkurrenten logistisch um Jahre voraus, hat aber einen großen Nachteil: Die Rhein-Ruhr-Region besitzt nicht die Strahlkraft von Hamburg, München oder Berlin.

Eine größere Chance könnte eine deutsche Bewerbung um Winterspiele haben, die längst zum Ladenhüter geworden sind. Wäre das Bürgervotum der Kampagne München 2022 im November 2013 nicht vor die Wand gefahren, würden die Spiele in vier Jahren mit ziemlicher Sicherheit nicht in Peking, sondern in der bayerischen Landeshauptstadt stattfinden. Im IOC hatte sich schon bei der Wahl Pekings 2015 die Erkenntnis durchgesetzt, dass man doch lieber wieder mal zu seinen wintersportlichen Wurzeln, sprich in die Alpen, zurückkehren würde. Als einziger Rivale der Chinesen war damals nur noch Almaty in Kasachstan übrig geblieben.

Einer derjenigen, der die Pleiten von München und Hamburg hautnah mitbekommen hat, ist Thomas de Maiziere. Der scheidende Innenminister lag in Pyeongchang zwar inhaltlich nicht weit entfernt von Hörmann, klang aber wesentlich nüchterner. Vor allem scheint er erkannt zu haben, dass auch neue Vorstöße zum Scheitern verurteilt wären, solange das IOC keinen Weg aus der Glaubwürdigkeitskrise findet. "Sie werden nie die Chance haben, den Steuerzahler davon zu überzeugen, sich für eine Sportveranstaltung zu bewerben, wenn die internationalen Verbände nicht glaubwürdig sind", sagte de Maiziere.

(sid)
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