Meerbusch Alt-Meererbusch im Wandel

Düsseldorf · Die Siedlung entstand als großzügige Gartenstadt für wohlhabende Industrielle. Diverse große Grundstücke wurden jedoch mittlerweile parzelliert und dichter bebaut. Bürger fürchten nun um den Charakter des Villenviertels.

Hollywood-Stars bangen um ihre Villen
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Foto: AP

"Hier wurde in den vergangenen Jahren mächtig gebaut, ein Haus dicht neben dem anderen", sagt der alteingesessene Büdericher Peter Thoelen. Schon sein Vater fand nach dem Ersten Weltkrieg Arbeit im Villenviertel Alt-Meererbusch, als es noch das großzügig geplante Rückzugsgebiet der Industriekapitäne von Rhein und Ruhr war.

Ein Refugium, das auch der Milliardär Friedrich-Karl Flick zu schätzen wusste. Das Verschwinden alter Villen, verbunden mit dem Emporschießen von Reihen modern gestalteter Neubauten betrachtet Thoelen kritisch.

Bauarbeiter haben in Meererbusch zurzeit tatsächlich reichlich zu tun. Das Viertel ist im Wandel. An der Straße Am Wald entstehen mehrere Gebäude im englischen Landhausstil, an der Florastraße wird gerade eine der Villen aus den 1950er Jahren abgerissen, gegenüber wird an einem großzügigen Rohbau gewerkelt.

An der Hindenburgstraße liegt ein frisch geräumtes Baugrundstück, während die liebevolle Sanierung der gegenüberliegenden Villa dem Abschluss zustrebt. Ein Stück weiter (im stilvoll sanierten Haus Eichenhof von 1910) drehte im Mai Dieter Wedel Szenen für einen ARD-Zweiteiler.

Architektur-Schmuckstücke

Der Büdericher Architekt Christoph Schmitz freut sich über die Erneuerung architektonischer Schmuckstücke des Großbürgertums. Im Meererbusch kennt er sich aus, auch durch die langjährige Zusammenarbeit mit dem renommierten Architekten Haro Krähwinkel, der nach dem Krieg mehrere Dutzend repräsentative Villen im Stadtteil realisiert hat. Als besonders positiv empfindet Schmitz die Sanierung der Villa Marein, An den Linden, dem einst imponierendsten Bau des Viertels.

Der Stahlmagnat Reinhold Becker hatte dieses schlossähnliche Herrenhaus ab 1916 gebaut, damit die rheinischen Industriellen Kaiser Wilhelm II. nach dem Sieg im Ersten Weltkrieg einen rauschenden Empfang hätten bereiten können — so erzählt man zumindest. Ein Großteil der Siedlung steht heute auf dem ehemaligen, 120 000 Quadratmeter großen Gartengelände der Villa, der Keimzelle von Alt-Meererbusch.

Doch die Neubauten sieht der Architekt — zum Teil — kritisch. "Es ist wichtig, dass der parkähnliche Charakter des Viertels erhalten bleibt — und das heißt nun einmal, herrschaftliche Villen inmitten großer Gartengrundstücke".

Der Initiator der Siedlung, Baron Friedrich von der Leyen hatte 1909 mit der Gemeinde Büderich vereinbart, dass die Grundstücke mindestens 1500 Quadratmeter messen sollten. Gerne auch größer. Wird ein solch üppiger Besitz heutzutage vererbt, ist es für die neuen Eigentümer oft verlockend, die Fläche aufzuteilen und mehrere luxuriöse Neubauten nebeneinander zu setzen. Die Häuserpreise sind dort schließlich die höchsten in der Region. Großzügige Gärten und standesgemäße Auffahrten werden dann eben eingespart.

Als Beispiel nennt der Architekt das ehemalige Flick-Grundstück (zwischen Hildegundisallee und Florastraße). Haus und Park umfassten 40 000 Quadratmeter. Das Areal wurde schließlich in 26 Grundstücke mit einer Größe von 1052 bis 2396 Quadratmetern par- zelliert und zum Teil neu bebaut. "Die Hälfte an Häusern hätte gereicht", so der Schmitz. "Wissen Sie, wie man das Grundstück heute im Volksmund nennt?", fragt Peter Thoelen: "Klein-Legoland'".

(RP)
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