Meerbusch Demo für "faire Milch"

Düsseldorf · Mit neuem Label haben Milchbauern erstmals eine eigene Marke auf den Markt gebracht, die es ab Ende Mai auch in NRW zu kaufen gibt. Der Lank-Latumer Landwirt Heinz Davids macht mit.

Mehr als 100 Milchbauern protestierten Dienstagvormittag auf der Düsseldorfer Königsallee gegen die Erhebung von 1,5 Cent pro Liter Milch für den Grünen Punkt. "Für uns ist das ein Vermögen. Ein Kollege will deshalb vor dem Verwaltungsgericht Klage einreichen", erklärt Heinz Davids.

Der Landwirt aus Lank-Latum und seine Mitstreiter nutzten die Demonstration auch dazu, um auf ein Produkt aufmerksam zu machen, das Ende Mai in Nordrhein-Westfalen in das Angebot von zunächst zwei Supermarkt-Ketten aufgenommen wird: Die so genannte "faire Milch", die eigenständig vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) in Kooperation mit der Milchvermarktung Süddeutschland (MVS) dem Verbraucher zum Kauf angeboten wird.

Das Qualitätsversprechen für die neue Milch, auf deren Verpackung ein schwarz-rot-goldenes Kuh-Logo prangt, lautet: Garantiert gentechnikfreie Milch von Kühen aus der Region, die reich an so genannten Omega-3-Fettsäuren ist. "Die sind besonders wertvoll, weil sie beispielsweise das Herzinfarktrisiko senken und vor Krebs schützen", erklärt Davids, der auf seinem 100 Hektar großen Hof in Latum rund 140 Milchkühe sein eigen nennt.

Seit Januar wird die "faire Milch" bereits in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen produziert und verkauft und ist dort ein echter Renner. "Die Bauern dort kommen kaum mit der Produktion nach, weil die Nachfrage so groß ist", weiß Davids. Er hoffe, dass die Verbraucher in NRW das hochwertige Produkt ebenso gut annehmen.

"Wir brauchen kostendeckende Preise", sagt Davids. Lediglich 20 bis 25 Cent pro Kilogramm Milch bekommen die Erzeuger aktuell, vor zwei Jahren waren es noch 30 bis 40 Cent. Davids schätzt, dass er im Moment 10 000 bis 15 000 Euro pro Monat drauflegen müsse. Eine Weile könne sein Hof das verkraften, aber nicht langfristig. Der Milchbauernverband hat errechnet, dass ein Hof seiner Größe bei einem Preis von 23 Cent rund 45 000 Euro Verlust pro Jahr mache.

Die Bauern fordern daher einen Preis von 40 Cent pro Kilo und genau diese Summe des Verkaufspreises der "fairen Milch" gehen auch direkt an die Milchbauern. Allerdings muss der Kunde dafür bereit sein, deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen als für herkömmliche Milch. Der Liter haltbare "faire Milch" wird voraussichtlich 89 Cent, die Variante mit 3,8 Prozent Fettgehalt 99 Cent kosten. "Qualität hat eben ihren Preis", meint Davids.

Dafür soll die "faire Milch" nicht nur fair zu Landwirten und Verbrauchern, sondern auch zur Umwelt und Kühen sein: Jeder Bauer, der "faire Milch" anbieten möchte, muss strenge Kriterien einhalten: Die Landwirte müssen ihre Tiere artgerecht halten und dürfen ihnen nur gesundes, gentechnikfreies Grünfutter geben. "Drei Viertel des Futters muss aus Gras bestehen. Das ist gesünder für die Kühe und hebt die Qualität der Milch", sagt Davids.

Über die Einhaltung der Kriterien wacht die MVS respektive von ihr beauftragte unabhängige Prüfer. Die hohen Auflagen nimmt Davids gerne in Kauf: "Bisher haben wir immer nur versucht, unsere Milch möglichst günstig anzubieten — meist auf Kosten der Kühe, die mehr und mehr geknebelt wurden. Jetzt hoffen wir, mit einem starken Produkt zu punkten."

(RP)
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