Meerbusch Vermisste Senioren: Polizei setzt auf Vorbeugung

Düsseldorf · Am Nachmittag des 17. August meldete ein Altenheim in Meerbusch eine 79 Jahre alte Bewohnerin als vermisst. Die Seniorin war noch gut zu Fuß, "verfügte aber über keinerlei Orientierungssinn". Die Polizei startet eine Suche, die über Leben und Tod entscheiden kann. Doch die ältere Dame wird vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr gefunden.

44 Suchmeldungen im Rhein-Kreis

Ein Fall, der zeigt, dass der demografische Wandel auch für neue Schwerpunkte der Polizeiarbeit sorgt. Da es immer mehr Hochbetagte gibt, die zum Teil zwar dement, aber noch recht mobil sind, müssen die Beamten in den nächsten Jahren verstärkt mit Suchmeldungen rechnen. 2009 wurden im Rhein-Kreis 44 Menschen über 60 Jahren als vermisst gemeldet. 23 Frauen und 21 Männer. Elf von ihnen waren über 80 Jahre alt. Alle konnten ohne größere Gesundheitsschäden wieder aufgefunden werden. Dazu zählt auch die Seniorin aus Meerbusch. Die Suche nach ihr hielt die Polizei seit 6 Uhr des Folgetages in Atem. Mit Hundestaffeln, Hubschrauber und Bereitschaftspolizei werden unübersichtliche Wald- und Wiesenflächen rund um Büderich durchkämmt. Mit Zustimmung der Familie schaltet die Polizei auch Presse und Rundfunk ein. Gegen 15.10 Uhr findet schließlich der Besitzer eines Gartencenters an der Badendonker Straße die Frau auf seinem Gelände zwischen Bäumen liegend und informiert die Polizei. 22 Stunden nach ihrem Weggang aus dem Heim wird die Frau in ein Krankenhaus eingeliefert. Ihr ging es den Umständen entsprechend gut. "Was wäre wohl passiert, wenn sich dieser Vorfall im kalten Januar 2010 ereignet hätte?", fragt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold.

Die Polizei im Rhein-Kreis möchte nun die Bevölkerung für das Thema "Vermisste Senioren" sensibilisieren und bittet um Mithilfe. "Wer mit Menschen zu tun hat, die zum potentiellen Vermisstenfall werden können, kann sich auf den ,Ernstfall' vorbereiten", sagt Arnold. Sinnvoll sei das Bereithalten einer aktuellen Fotografie. Auch sollten die älteren Menschen immer ein eingeschaltetes Handy dabei haben. Die Telefonnummer des Mobiltelefons ist für die Polizei ebenfalls hilfreich.

Name in der Kleidung

Wenn die Polizei eine orientierungslose Person findet, erleichtert es ihre Arbeit enorm, wenn Name und Anschrift des Betreffenden in die Kleidung eingenäht sind. Familienangehörige sollten auch über Gewohnheiten, übliche Tagesabläufe und vor allem frühere Bezugspunkte und ehemalige Wohnanschriften dementer Senioren Bescheid wissen. Das alles kann der Polizei im Notfall wichtige Hinweise liefern, wo der Vermisste hingegangen sein könnte. Zum Abschluss noch ein Rat des Polizeisprechers: "Jeder, der eine orientierungslose Person erkennt, sollte sich kümmern und die Polizei verständigen".

(RP)
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