Leichtathletik Schemberas letzte Chance

Erfüllt 800-Meter-Meister Robin Schembera am Wochenende die Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nicht, bleibt ihm für die anstehende EM in Barcelona nur die Zuschauerrolle. Es wäre eine herbe Enttäuschung.

Die Zeit läuft dem besten Deutschen über die doppelte Stadionrunde im Eiltempo davon. Nicht einmal mehr 14 Tage sind es bis zur Leichtathletik-Europameisterschaft in Barcelona (27. Juli bis 1. August), Und Robin Schembera (TSV Bayer 04) läuft – im wahrsten Sinne des Wortes – immer noch der Norm hinterher, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) über seine Strecke verlangt: 1:46,00 Minute. 1:46,38 ist der 21-Jährige schon gelaufen, in Bergen, Norwegen, Ende Juni. Das war knapp, aber es reicht nicht. Am Wochenende steht nun die finale Qualifikationschance an: bei der Deutschen Meisterschaft in Braunschweig.

Bis Sonntagabend, null Uhr, so will es der Europäische Leichtathletik-Verband EAA, muss die vom nationalen Verband geforderte Norm erfüllt worden sein. Dass die 1:46,00 dabei glatte zwei Sekunden unter dem EAA-Richtwert von 1:48,00 liegen, spielt dabei keine Rolle. "Der DLV könnte zwar sagen, wir schicken Robin auch ohne unsere Norm zur EM, aber wir gehen nicht davon aus, weil der Verband dann auch bei vielen Athleten in anderen Disziplinen in Erklärungsnot geriete", sagt Paul-Heinz Wellmann, Geschäftsführer der Leichtathletikabteilung beim TSV Bayer 04. Er sehe die Chancen auf eine EM-Teilnahme daher auch leider nicht als sehr groß an. Vor allem, weil das Rennen in Niedersachsen kaum dazu geeignet sein dürfte, ein schnelles zu werden. Vielmehr wird ein taktischer Lauf erwartet, der aus Schemberas Sicht wenigstens im dritten Titel hintereinander enden soll.

Das Verpassen der EM, es wäre das Verpassen des Saison-Höhepunkts für Schembera. Im RP-Interview Anfang März hatte er noch geäußert, der Endlauf müsse auf jeden Fall das Ziel sein. Die Hallen-WM hatte der gebürtige Hallenser extra ausfallen lassen, um sein Training einzig auf Barcelona zu fokussieren. Doch dann verhinderten mal ein schwacher Tempomacher, mal muskuläre Probleme eine erfolgreiche Normenjagd. Nachdem Schembera 2009 bei der Heim-WM in Berlin gestürzt war, wäre die Zuschauerrolle bei der 2010er EM ein weiterer Nackenschlag auf dem Weg in die Weltspitze. Ein Weg, den Schembera ja übrigens nur "nebenberuflich" beschreiten kann: Das Hauptaugenmerk für die berufliche Zukunft liegt auf seiner Ausbildung bei der Polizei.

Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" hatte Schembera schon Anfang Juni seinem Frust über die schwer nachvollziehbaren Fabelzeiten afrikanischer Topathleten Luft gemacht: "In der Jugend habe ich sowas für realistisch gehalten. Heute glaube ich, dass sich diese Jungs nur extrem gut ernähren." Es war Sarkasmus in Reinform.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort