Lokalsport Der neue Gefühlsriese der Giants

Leverkusen · Der Zugang der Bayer Giants Leverkusen hat das Team entscheidend verstärkt. Am Sonntag (16 Uhr) soll gegen Iserlohn der dritte Sieg in Folge für den Basketball-Zweitligisten her - und der Franzose soll dabei eine tragende Rolle spielen.

Viereinhalb Minuten sind noch zu spielen in der Ostermann-Arena, als Ron Mvouika beim Stand von 69:72 gegen die Dragons Rhöndorf einen Pass von Calvin Oldham empfängt. Sein Gegenspieler steht direkt vor ihm, aber der 26-Jährige nimmt sich den Drei-Punkte-Wurf trotzdem. Die Kugel zischt durch den Korb - und die Zuschauer in der Arena kennen kein Halten mehr. Mvouika läuft jubelnd zurück, während er das Publikum anpeitscht. Sein Treffer ist der nicht mehr für möglich gehaltene Ausgleich für die Bayer Giants, nachdem die Mannschaft im ProB-Duell lange wie der sichere Verlierer ausgesehen hat. Am Ende gewinnen die aufgedrehten Leverkusener mit 88:75.

"Für solche Momente spielen wir Basketball", sagt Ron Mvouika und blickt zurück. "Ich habe schon vorher das Gefühl gehabt, dass wir dieses Spiel nicht verlieren würden. Wir kamen immer näher heran und haben die Zuschauer im Rücken gespürt." Dann kam der große Wurf des erst in der Winterpause zu den Giants gestoßenen Franzosen.

"Wer trifft, hat Recht", sagt Trainer Achim Kuczmann angesichts der Tatsache, dass sein Schützling alles andere als frei zum Wurf ansetzte. Aber Mvouika relativiert: "Es war schon so, dass mein Gegenspieler etwas spät dran war. Die Zeit habe ich genutzt. Als der Ball meine Hand verlassen hat, wusste ich, dass er sitzt."

Keine Frage: In dem 26-Jährigen hat Bayer einen Spieler dazugewonnen, der Verantwortung übernimmt, wenn es darauf ankommt. "Im Vorgespräch war das einer der Punkte, die von mir erwartet wurden", erläutert Mvouika. "Das gibt mir die Freiheit, mich in solchen Situationen auf mein Gefühl zu verlassen." Mit seinem Wurf hat der Small Forward am vergangenen Sonntagnachmittag alle mitgerissen - auch die etwas ruhigeren, abgeklärten Spieler der Mannschaft waren emotional voll da. Ron Mvouika sieht man jedoch immer an, wie er sich gerade auf dem Feld fühlt. "So spiele ich. Basketball ist mein Leben, und ich bin eben ein emotionaler Typ. Meine Überzeugung ist, dass mir diese Energie hilft. Das kann das Spiel entscheidend verändern."

Obwohl er erst zwei Spiele für die Giants absolviert hat, ist Mvouika bereits bei der Mannschaft angekommen. "Ich bin total glücklich hier, habe mich sofort willkommen gefühlt", freut sich der Basketballer, der im letzten halben Jahr nicht professionell gespielt hat. "Binnen eines Jahres sind vier enge Familienmitglieder gestorben. Dafür brauchte ich Zeit", erklärt er die traurigen Umstände. Als sich in der Winterpause die Option bei Bayer eröffnet hat, musste er nicht lange überlegen.

Kuczmann ist freilich genauso zufrieden, dass sich die Dinge sportlich so gut entwickelt haben. Für den Zugang hat er nur lobende Worte übrig. "Wir haben uns von Ron erhofft, dass er ein Leistungsträger ist. Wir sind sehr glücklich über seine Integration bei uns." Wie zu Hause sich Mvouika fühlt, ist herauszuhören, wenn er über seine Mannschaftskameraden spricht. Über jeden Einzelnen weiß er bis ins Detail, was im letzten Spiel gut gelaufen ist - und warum die unglaubliche Wende noch gelang.

Ihre jüngste Erfolgsgeschichte möchten die Giants am Sonntag in der Ostermann-Arena mit dem dritten Erfolg in Serie fortsetzen. Zu Gast sind ab 16 Uhr die Iserlohn Kangaroos, die mit elf Siegen und fünf Niederlagen auf dem dritten Platz der ProB stehen. Das Hinspiel gewannen die Giants etwas überraschend mit 79:71. "Es ist eine schwere Aufgabe, aber wir müssen jetzt nachlegen", sagt Kuczmann, der für die Partie voraussichtlich auf seinen kompletten Kader zurückgreifen kann.

(trd)
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