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Leverkusen Gepanzerte Sorgenkinder

Leverkusen · Holger Aschentrup-Adler betreibt eine private Auffangstation: für Schildkröten. 30 Tiere hat er 2011 bereits aufgenommen und auf eigene Kosten aufgepäppelt.

 Holger Aschentrup-Adler (47) hält die Schildkröte "Herbert" auf der Hand. Der Quettinger kümmert sich ehrenamtlich um vernachlässigte und ausgesetzte Tiere.

Holger Aschentrup-Adler (47) hält die Schildkröte "Herbert" auf der Hand. Der Quettinger kümmert sich ehrenamtlich um vernachlässigte und ausgesetzte Tiere.

Foto: Uwe Miserius

Holger Aschentrup-Adler hat viel tierisches Elend gesehen. Vor ein paar Tagen erst brachten ihm Unbekannte spät abends einen Karton, den sie an einer Autobahnraststätte gefunden hatten. Inhalt: drei ausgesetzte Wasserschildkröten. "Zwei waren tot", Aschentrup-Adler schildert den Anblick, bei dem sich weniger Hartgesottenen der Magen umdreht. Auch das dritte Exemplar lebte kaum noch. Aber nun hat es das Schlimmste hinter sich. "Und der Finder erwägt sogar, ob er sie aufnimmt", berichtet Aschentrup-Adler.

Der 47-Jährige ist Leverkusens personifizierte Schildkrötenhilfe. Als Kind habe er sein erstes Tier gefunden, später hielt er sich weitere. Nach seiner Lehre zum Gärtner engagierte er sich im Tierheim. "Ich war Gassigänger." Als er dort sein Wissen über Schildkröten einbrachte, habe er sich zum Ansprechpartner für die Tierart entwickelt. Inzwischen macht er es ehrenamtlich und eigenständig. Von Quettingen aus vermittelt er, gibt Haltungstipps, betreut Tiere, während deren Besitzer in Urlaub sind, und ein Raum seiner Wohnung ist eine private Auffangstation. Dort tummeln sich gut 20 Tiere. Hiner fast jeder steht eine traurige Geschichte. Etwa die kleine Spornschildkröte. Die Art werde eigentlich bis zu einem Meter lang. Dieses Exemplar passt bequem auf den Handteller eines Kindes und wächst nicht. Warum? Ziemlich sicher wegen schlechter Haltung, mehr lässt sich nicht herausfinden.

"Sie ist zu klein, um ihr Blut abzunehmen", erläutert Aschentrup-Adler. Erfreulicher ist das Schicksal des Kollegen gegenüber. "Eine afrikanische Pantherschildkröte", berichtet Aschentrup-Adler. "Sie ist ein Urlaubgast".

Spenden und Urlaubspflege

Die meisten anderen – bereits 30 in diesem Jahr – hat er aufgenommen und aufgepäppelt. Bestes Futter seien Blätter von Wein, Him- und Brombeere sowie Löwenzahn oder Distel. Im Winter sehe es damit schlecht aus, ergänzt der Schildkrötenhelfer. "Dann ist Romana-Salat das Beste." Stück: ein Euro. Neben dem Futter für die Sorgentiere gehen Tierarztkosten ins Geld. Meist koste ein Besuch in der Tierklinik in der Fixheide oder bei einem Veterinär in Rheindorf ("Dort gibt es Reptilien-Spezialisten") 100 Euro. Seine Einnahmen beschränken sich meist auf Spenden und Geld für die Urlaubspflege.

Neben Schildkröten "verirren" sich mitunter Leguane und Bartagamen in Aschentrup-Adlers Auffangstation. Eine Agame sonnt sich momentan über Augenhöhe unter der Wärmelampe. Das einzige Tier im Raum mit Namen ist eine Glattrand-Gelenkschildkröte: Artur kann den hinteren Teil seines Panzers zuklappen. Kaum stehen Besucher vor seiner Scheibe, kommt er aus dem hohlen Baum gestapft. "Anhänglich wie ein Hund", sagt Aschentrup-Adler. Artur muss sich dann auch keine Zukunftsorgen haben. "Er", sagt der Hausherr, "bleibt."

Kontakt Unter 02171 83990 (erst ab 18 Uhr).

(zill)
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