Leverkusen Filigrane Schwerstarbeit

Leverkusen · Mit einem Tag Verspätung lieferten die Bauarbeiter an der BayArena ihr vorläufiges Meisterstück ab: Mit einem Kran hievten sie einen 90 Tonnen schweren Stahlträger über die Bismarckstraße auf das Stadion.

BayArena: Erster Fachwerkträger montiert
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Eigentlich hatten Bernd Gwiasta und seine Kollegen morgens frei. Trotzdem standen sie in aller Frühe auf der Bismarckstraße und legten den Kopf in den Nacken. Über ihnen schwebten 90 Tonnen Stahl, die von Gwiastras Unternehmen für Schweißarbeiten und Pipelinebau in den letzten Wochen zusammengeschweißt worden waren. Das Ergebnis registrierten die Essener mit Zufriedenheit: Die gigantische Gitterkonstruktion hielt ihrer ersten Belastungsprobe stand.

Die bestand darin, aus liegender Position vom Parkplatz an der Bismarckstraße gut zehn Meter höher auf die im Umbau begriffene BayArena befördert zu werden. Am Montag war die Aktion wegen zu starken Windes verschoben worden. Gestern lief es problemlos. Am Mittag "landete" der Stahlträger auf zwei neugebauten Treppenhäusern und wurde dort im Beton verankert. Zukünftig soll das Bauteil den geplanten Oberrang, um den das Stadion erweitert werden soll, tragen.

Der Startschuss für die spektakuläre Aktion fiel um 7.10 Uhr mit der Sperrung der Bismarckstraße. Etwa zeitgleich wurde der 800-PS-Motor des gemieteten Krans angeworfen. "Der muss jetzt fünf Minuten warmlaufen", erzählte ein Arbeiter. Assistiert von einem "kleinen" Autokran zog der rote Koloss kurz darauf den Träger in die Höhe: Über die Bäume am Parkplatz — und mit kurzer Tuchfühlung zu einer Straßenlaterne — lupften die beiden Lastenheber die Stahlkonstruktion auf die Bismarckstraße. Dort ruhte der Träger eine gute halbe Stunde, bevor der große Kran im Alleingang den Rest besorgte: Im Zeitlupen-Tempo brachte der Kran das rote Gitter in die Senkrechte. Erneut vom Boden abgehoben, wirkte der Träger an den Stahlseilen wie ein riesiges Mobilé, das allerdings nicht zu viel im Wind pendeln durfte, während sich der Kran um 180 Grad drehte um seinen Ballast schließlich in den vorgesehenen Vertiefungen oben an den Treppenhäuser abzuliefern.

Dort wurde die Gitterkonstruktion noch hin und her geschoben, bis die Vermesser auf der Bismarckstraße signalisierten, dass der Träger senkrecht und bis auf zwei Millimeter genau positioniert war. Der Rest waren Schweißarbeiten, um die 90 Tonnen Stahl mit Stadion und den beiden Treppenhäusern zu verbinden.

Den mehr als 250 Zaungästen schien die Vorführung am Fußballstadion zu gefallen. Während Kran-Kenner über den "Siebzehnfünfziger" (frei nach dem Modellnamen "Liebherr LR 1750") fachsimpelten, witzelten zwei ältere Männer: "Das hätten wir beide auch noch geschafft." Selbst ein Mann mit FC-Bayern-Hosenträgern verfolgte die Vorführung mit anerkennendem Blick.

Einziges Ärgernis des Tages: Die Sperrung der Bismarckstraße (in beide Richtungen) dauerte nicht wie angekündigt eine, sondern gleich rund fünf Stunden. Ursprünglich, verriet ein Mitarbeiter des Straßenverkehrsamts, seien die Planer sogar nur von einer 20-minütigen Sperrung ausgegangen.

(RP)
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