Leverkusen Die letzte Herrensitzung in der Opladener Stadthalle

Leverkusen · Fast sah die "gute Stube" aus, wie eh und je. Kaum vorstellbar, dass die Stadthalle zehn Tage zuvor einer Baustelle ähnelte, in der Gabelstapler rangierten und nichts, absolut nichts mehr so, wie früher war.

 Einmarsch der KG Neustadtfunken in die Stadthalle.

Einmarsch der KG Neustadtfunken in die Stadthalle.

Foto: Miserius, Uwe

Nur wer genau hinschaute, sah, dass Strippen von der Decke hingen und Kabelstränge mit Klebstreifen befestigt waren. Der einstige Schankraum diente ausschließlich als Notausgang; er war noch immer Baustelle und vollgestellt mit Utensilien für einen künftigen Spielplatz.

Von all dem bekamen 450 Männer kaum etwas mit, die am Sonntag zur Herrensitzung der Karnevalsgesellschaft Neustadtfunken gekommen waren. "Wir mussten die gesamte Technik einschließlich Beschallung und Beleuchtung neu herrichten", sagte Vorsitzender Frank Lehmann, für den es in den letzten Wochen nur das Thema Stadthalle und viele schlaflose Nächte gab. Das Brandschutzkonzept musste eigens neu erstellt und genehmigt, Hunderte Stühle, Dutzende Tische, dazu Gläser und Teller eingeräumt werden. Alles zusammen bescherte dem Verein Zusatzkosten von rund 6000 Euro.

Und: "Wegen des Hickhacks kamen viele Besucher erst gar nicht", bedauerte Lehman. Unter denen, die trotzdem kamen, war kaum einer mit den Neuerungen einverstanden. Entsprechend enttäuscht war Lehmann, dass "wir als einziger Verein durchgehalten haben." Einer, der viel gekämpft hat, war Ehrenvorsitzender Bernd Miesen. Er wurde, wie Lehmann und der von den Chinesen beauftragte Architekt Willi Kopp von Präsident Stefan Hebbel lobend erwähnt.

Obwohl Hebbel jede Minute damit rechnete, zum ersten Mal Vater zu werden (Hagen Norhausen, Präsident der Rheindorfer Burgknappen, stand zum Einspringen in der Sitzungsleitung bereit) führte er souverän durch die Sitzung. Zu den Künstlern gehörten diesmal unter anderem "Funky Marys" und "Kölsch Fraktion".

Eröffnet wurde die definitiv letzte Sitzung in der Stadthalle durch Garde, Traditionscorps und das neue Tanzpaar Lisa-Marie und Dominik, das eine glänzende Premiere hinlegte. Von der gespürten "Endzeitstimmung", von der Kommandant Stefan Steinacker gesprochen hatte, war da noch nichts zu spüren.

Das kam erst Stunden später, als Schatzmeister Lothar Heinen im Saal herumherging und sagte: "Da müssen die neuen Besitzer aber viele Frühlingsrollen verkaufen, damit sie die Investitionen wieder rausholen."

(gkf)
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