Leverkusen Blitze machen oft einen Bogen um Leverkusen

Leverkusen · Während es in der Nachbarstadt Solingen überdurchschnittlich oft einschlägt, lässt Leverkusen Gewitter in diesem Jahr bisher abblitzen.

 Gewitter über Alkenrath: Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2010. Auch dieser Blitz wurde vom Karlsruher Informationssystem verzeichnet.

Gewitter über Alkenrath: Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2010. Auch dieser Blitz wurde vom Karlsruher Informationssystem verzeichnet.

Foto: US (Archiv)

So oft wie in den vorigen Wochen hat es in Nordrhein-Westfalen schon länger nicht mehr gewittert. Doch wer in Leverkusen wohnt, hatte in diesem Jahr bisher weit weniger Grund zur Sorge, wenn dunkle Wolken am Himmel aufzogen, als etwa die Leute im benachbarten Solingen. Dort schlugen bis Ende Juli 2013 im Schnitt fünf Blitze pro Quadratkilometer ein. Leverkusen indes hatte im selben Zeitraum auf rund drei Quadratkilometern nur einen Blitz zu verzeichnen und zählt zu den am wenigsten betroffenen Städten in NRW.

Gemessen hat dies "BLIDS", der Blitz-Informationsdienst der Firma Siemens in Karlsruhe. Er nutzt mehr als 145 Messstationen in Europa und ortet Gewitterblitze auf bis zu 200 Meter genau. Wenige Sekunden nach einem Einschlag stehen die Informationen bereits an speziellen Anwender-Terminals zur Verfügung. Vor allem Energieversorger nutzen das System, um ihre Störungstrupps schnell und gezielt einsetzen zu können, etwa wenn Hochspannungsleitungen betroffen sind.

Die Leverkusener EVL zählt allerdings nicht zu den Kunden für dieses System, das auf einer Landkarte die Gewittersituation der jeweils vergangenen beiden Stunden darstellt. "Wir besitzen keine Freileitungen mit Hochspannung, die besonders Blitz-gefährdet sind", erklärte ein Sprecher. An starken Gewittertagen wurden in Deutschland mehr als 200 000 Blitze registriert.

Aus der Tatsache, dass die meisten davon 2013 um Leverkusen bisher einen Bogen gemacht haben, sollte aber niemand ableiten, dass er hier auch in Zukunft besonders sicher ist, sagt Andreas Friedrich. Er ist Pressesprecher beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Frankfurt. "Die deutlichen Unterschiede zwischen Solingen und Leverkusen sind für uns in ganz überwiegendem Maße rein zufällig begründet", sagt der Meteorologe. Zwar sei auch die etwas exponiertere Lage Solingens mit verschiedenen höher gelegenen Stadtteilen ein gewisser Risikofaktor gegenüber dem meist flachen Leverkusener Stadtgebiet: "Aber um wirklich verlässliche Begründungen geben zu können, muss man viel länger messen als die sieben Monate in diesem Jahr. Wir reden da über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren." So lange existierten die Blitzmessungs-Systeme noch gar nicht, sagt Friedrich.

"Unseres ist etwa 20 Jahre alt", bestätigt auch Stephan Thern, der "Blitz"-Verantwortliche bei Siemens: "Aber die Hochleistungsgeräte heute messen natürlich viel leistungsfähiger als die von damals." Thern spricht von einem "Nord-Süd-Gefälle" in der Verteilung der Blitzeinschläge. "Wer etwa im Rothaargebirge an der Grenze zu Rheinland-Pfalz wohnt ist eher gefährdet als der Leverkusener", sagen er und Meteorologe Friedrich.

Und was ist nun wirklich mit Leverkusen und Solingen? Blitz-Experte Thern schaut auf die Daten der Jahre 1999 bis 2012. Nach einer kurzen Pause sagt er: "Über diesen Zeitraum betrachtet, liegen beide Städte bei den Blitzeinschlägen in etwa gleichauf."

(RP)
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