Ski Freestyle Frosts rasanter Aufstieg auf der Buckelpiste

Leverkusen · Als Spross einer Ski-begeisterten Familie hat es Lara Frost zur Vize-Europameisterin und ins Freestyle-Nationalteam geschafft. Die 17-Jährige startet für den Ski-Club Bayer und zog wegen des Sports vor drei Jahren nach Berchtesgaden um.

Dass Lara Frost auf der Piste landen würde, war vorgezeichnet. Denn Skier — das sind in ihrer Familie die Bretter, die die Welt bedeuten. Ihre Eltern, beide Skilehrer, lernten sich als Studenten im Schnee kennen. Und früh ging es für Lara samt Familie regelmäßig in die Alpen. Freitags hin, sonntags zurück in ihre Heimatstadt Münster. "Acht Stunden Fahrt, das war immer ziemlich anstrengend", erinnert sich die 17-Jährige.

Sie reihte zuletzt Erfolg an Erfolg, zählt zum Freestyle-Nationalteam und startet für den Ski-Club Bayer Leverkusen. Auf der Suche nach einem passenden Verein sei ihr der Club "bei der Suche im Internet ins Auge gesprungen", berichtet sie. Allerdings habe der Wechsel durchaus praktische Gründe gehabt. Nicht nur, dass der Verein zu den Aushängeschildern in NRW gehöre, "wenn meine Frau und ich auf Skilehrer-Fortbildungen waren, konnten wir unsere Kinder hier perfekt unterbringen", verrät Vater Volker Frost.

Von Kindesbeinen an genossen bei seiner Tochter alpine Disziplinen den Vorrang, unter anderem fuhr sie im Slalom auf Rang sieben der Schülermeisterschaften. Den Sprung in den Bundeskader verpasste sie aber knapp — und so kam alles etwas anders als gedacht. Denn nachdem Freestyle in der sportlichen Ausbildung zunächst der Vielseitigkeit halber parallel mitgelaufen war, sattelte sie voriges Jahr fest um auf die Buckelpiste mit zwei Schanzen, auf der Fahrstil, Schwierigkeit und Ausführung der Sprünge sowie Laufzeit bewertet werden.

Ging die Freestyle-Saison 2012/13 gut los, wurde sie mit zunehmender Dauer immer noch besser für Lara Frost: Nachdem sie zum Auftakt beim Deutschland-Pokal Platz eins belegte, erhielt sie von Bundestrainer Enno Thomas die Einladung für den Europa-Cup. "Das galt zunächst für ein Rennen", erzählt sie. Also startete sie in Airolo (Schweiz) und fuhr in zwei Läufen auf die Ränge vier und fünf. "Das war der Hammer, richtig cool", erinnert sie sich.

Das dachte sich wohl auch der Bundestrainer in etwa. Denn es folgten weitere Einladungen, weitere gute Resultate, der Titel der Vize-Europameisterin, die Qualifikation für die Jugend-WM in Valmalenco (Italien). Der Start dort und das Abschneiden als 14. waren Schlusspunkt der Saison und vorläufiger Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. "Ich war total überrascht, wie das alles gelaufen ist. Aber nach so einer Saison möchte man natürlich am liebsten durchstarten", sagt Frost, die nun zum zweiten Mal mit dem Silbernen Ski ausgezeichnet wurde. Erstmals wurde die höchste Auszeichnung, die der Westdeutsche Skiverband vergibt, auch ihrem Bruder Roman verliehen, der durch Bronzemedaillen bei den Deutschen Schüler-Meisterschaften und einen vierten Platz im Riesenslalom bei den inoffiziellen Schüler-Weltmeisterschaften in die Schüler-Nationalmannschaft fuhr.

Aber die vorige Saison ist abgehakt, Lara Frost schwitzt längst bei der Vorbereitung auf kommenden Winter. Diese absolviert sie fern von Münster und Leverkusen. Vor drei Jahren wechselte sie an die CJD Christophorusschulen Berchtesgaden — eine Eliteschule des Wintersports — und drückt dort mit angehenden Eishockeyspielern, Biathleten oder Ski-Langläufern die Schulbank. Ihr gefällt der große Raum zur sportlichen Entfaltung. "Wir werden super unterstützt. Wenn wir zu Rennen fahren, schicken uns die Lehrer Arbeitsaufträge, versäumten Unterricht können wir nachholen", sagt die kommende Elftklässlerin.

Zuletzt rückte neben dem Schulischen viermal pro Woche Kondition- und Krafttraining auf den Stundenplan. Freitags stand die Fahrt in Skiorte an — ganz wie früher, nur dass es statt acht nun ein oder zwei Stunden Anfahrt sind. Zuletzt ging es meist zur Wassersprungschanze in Oberaudorf, um neue Sprünge einzustudieren oder alte zu perfektionieren — etwa den Backflip, den Lara Frost als eine von nur wenigen Frauen mit Skiern auf der Buckelpiste zeigt. Aktuell absolviert die 17-Jährige Tausende Kilometer von der Heimat entfernt ein Trainingslager: Wie viele weitere Nationalmannschaften weilen die deutschen Freestyler an der Ostküste Australiens, um sich auf einer eigens angelegten Piste auf die Saison vorzubereiten.

Was sie sich von ihrer harten Arbeit im Sommer für das Winterhalbjahr verspricht, hat Lara Frost schon vor Augen: "Mein Ziel ist die Teilnahme am Europa-Cup und zumindest ein Welt-Cup-Rennen zu bestreiten." Ob der Winter 2013/14 nur die nächste Etappe auf dem Weg in den großen Ski-Zirkus sein wird, lässt sie offen: "Natürlich wäre es ein Traum, wenn es auf eine Ski-Karriere hinauslaufen würde. Aber es kann so viel passieren — vor allem mit Verletzungen. Daher ist es mir wichtig, mein Abitur zu machen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort